Mozartfest: Virtuose junge Talente, aber wenig Publikum
Beim Festival der ARD-Preisträger im Kleinen Goldenen Saal zeigen die jungen Leute des Aris-Quartetts gemeinsam mit der Flötistin Daniela Koch und der Harfenistin Agnès Clément, dass Musik auf hohem Niveau auch jungen Akteuren Spaß machen kann.
Von Halrun Reinholz
Ein “Festival im Festival” versprach der Abend im festlichen Kleinen Goldenen Saal, den Leopold Mozart seinerzeit schon kannte. Das Mozartfest hat viele festliche Momente in petto. Die Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs sind die Créme de la Crème junger Musiker. Festivalleiter Simon Pickel begrüßte das Publikum persönlich und wies darauf hin, dass einem ARD-preisgekrönten Musiker eine Karriere so gut wie sicher sei. Entsprechend hoch die Erwartung an die jungen Künstler, die sich in wechselnden Besetzungen durchaus Ungewöhnliches aus dem Bereich der Kammermusik ausgesucht hatten.
Drei Musiker des Aris-Quartetts, Anna Katharina Wildermuth (Violine), Caspar Vinzens (Viola) und Lukas Sieber (Cello) spielten zunächst Mozarts leicht-beschwingtes Quartett für Streichertrio und Flöte A-Dur mit der Flötistin Daniela Koch. Weniger bekannt der Komponist Jean Cras, ein musikalisch dilettierender französischer Marineoffizier, dem man unter dem Einfluss von Debussy durchaus impressionistische Wasser-Effekte, aber auch überraschende und heitere Wendungen bescheinigen kann. Für sein Quintett für Streichertrio, Flöte und Harfe trat nun die Harfenistin Agnès Clément auf den Plan. Der erste Teil des Konzerts endete mit einem schwungvoll-resoluten Debussy, nämlich dessen Sonate für Flöte, Harfe und Viola.
Im zweiten Teil stand ein (großen Teilen des Publikums) weitgehend unbekannter zeitgenössischer Komponist auf dem Programm, der Japaner Toshio Hosokawa (*1955). Cellist Lukas Sieber hielt es daher für angebracht, das Auditorium auf das Musikverständnis und Kompositionskonzept des Japaners vorzubereiten, was sicher hilfreich war für die darauf folgende doch sehr ungewöhnliche Darbietung von „Landscape II“ für Harfe und Streichquartett, die die Musiker sichtlich auch auf besondere Weise forderte.
Ganz konventionell dafür der Schluss des Konzerts mit dem Streichquartett Nr. 9 in C-Dur von Ludwig van Beethoven in reiner „Aris“-Besetzung – die zweite Geigerin Noémi Zipperling war nach der Pause ebenfalls in Erscheinung getreten. Die Ankündigung hatte nicht zu viel versprochen: Eine hochkarätige Darbietung gut gelaunter junger Leute mit sichtbarer Freude am virtuosen Musizieren bekam das Publikum zu sehen – ein leider eher spärlich erschienenes Publikum.
Woran kann es liegen, dass der Kleine Goldene Saal bei einer solchen Aufführung nur locker gefüllt ist und offenbar auch andere Konzerte des Mozartfestes nicht ausverkauft waren oder sind?
Die vom Konkurrenzfestival „Mozart@augsburg“ erst vor ein paar Wochen aufs Programm gesetzte Aufführung des Mozart-Requiems mit Mariss Jansons und seinem Bayerischen Rundfunkorchester füllte trotz der für Augsburg exorbitanten Eintrittspreise die Kongresshalle. Ist das der Bonus großer Namen? Das Feiertags-Wochenende könnte eine Rolle spielen. Oder spielen Defizite beim Marketing eine Rolle? Vielleicht muss sich der neue Festivalleiter mit seinem Konzept auch erst einmal profilieren. Schade drum. Wer nicht da war, hat etwas verpasst.