600 Teilnehmer bei Kundgebung gegen Abschiebungen nach Afghanistan
Anlässlich der bereits begonnenen Sammelabschiebungen nach Afghanistan haben am gestrigen Samstag nach Angaben der Veranstalter über 600 Menschen demonstriert.
Diese Politik sei menschenverachtend, so der Augsburger Flüchtlingsrat, der zu dieser Kundgebung aufrief.- “Über 600 Menschen folgten dem Aufruf und protestierten auf ihrem Marsch vom Königsplatz über Moritz- und Rathausplatz zum Stadttheater friedlich gegen Abschiebungen in Krieg und Perspektivlosigkeit. Für ein friedliches Miteinander und gegen ein Klima der Angst!” So die Veranstalter, die die Situation in Afghanistan als “verheerend” bewerten und deshalb die Abschiebepraxis der Bundesregierung und des Freistaates verurteilen: “Kriegerische Auseinandersetzungen, terroristische Anschläge und materielles Elend sind an der Tagesordnung.”
Vertreter des Augsburger Flüchtlingsrats, der in Augsburg lebenden Afghanen, von Tür an Tür e.V. sowie zwei aus Afghanistan zugeschaltete Politiker schilderten die dramatische Situation vor Ort und prangerten die Politik von Bundes- und Landesregierung an. Thomas Körner-Wilsdorf, Vorstand von Tür an Tür e.V., prangerte die Zermürbungsstrategie der Bundesregierung, afghanische Geflüchtete in Deutschland zum Aufgeben zu zwingen, an. Das so geschaffene „Klima der Angst“ solle auch Flüchtenden auf ihrem Weg nach Europa die letzte Hoffnung nehmen, so Körner-Wilsdorf.
Dass das Menschenrechtsthema auch für die politische Kultur und das politische Binnenklima von großer Bedeutung sei, hob der Augsburger Schriftsteller Franz Dobler hervor. „Wir protestieren heute gegen Abschiebungen, aber ich befürchte, dass es dabei auch darum geht, unser Land gegen eine weitere Bedrohung zu verteidigen. Denn für die Neue Rechte ist vor allem der Hass gegen Geflüchtete eine ihrer Hauptantriebskräfte. Sie schaffen es mit so irren Behauptungen, dass Deutschland und seine angebliche Leitkultur von Migranten und Geflüchteten abgeschafft würde, eine Menge Stimmen zu holen. Sie holen so viele Stimmen, dass inzwischen Politiker von der CSU bis zur Linken auf diese Bedrohung von rechts dadurch reagieren, dass sie Sprache, Ziele und Behauptungen dieser Bewegung aufgreifen, um ihre Wähler am Abwandern zu hindern.“
In zahlreichen anderen Städten der Bundesrepublik fanden ebenfalls teilnehmerstarke Kundgebungen statt. – Für den Augsburger Flüchlingsrat ist mit dieser Entwicklung ein Fünkchen Hoffnung verbunden, dass die Politik ein Einsehen hat und umdenkt: “Die Deportationen nach Afghanistan sind unmenschlich und durch nichts zu rechtfertigen.”