„Striese“ zu – und bald wieder auf?
Altstadtkneipe kämpft mit juristischen Problemen
Die Entscheidung kam plötzlich und hat viele Kneipenbesucher in der Altstadt erschreckt: Adi Weidenbacher, seit drei Jahren Pächter des „Striese“ in der Kirchgasse unterhalb von St. Ulrich, hat seine Kneipe dichtgemacht. Er hatte die lange Tradition des Striese als Kleinkunstkneipe mit einigem Mut zum Risiko fortgesetzt – zuletzt, wie Weidenbacher sagt, mit zunehmendem Erfolg: „Wenn Sie vor einem Jahr angefragt hätten, da wäre ich sehr skeptisch gewesen, mittlerweile aber ist der Laden ziemlich rund gelaufen.“
Anlass für die jetzige Striese ist eine juristische Auseinandersetzung, die der Besitzer – das Brauhaus Riegele – mit Weidenbachers Vorgänger als Pächter führte. Das Problem dabei: der Altpächter war nach wie vor vertraglich sowohl mit dem Striese als auch mit Weidenbacher verbunden. Der über mehrere Instanzen ausgetragen Rechtsstreit endete am 30. Juni vor dem Oberlandesgericht (OLG). Das entschied für „tabula rasa“ und ordnete eine komplette Räumung des Striese zum 31. Juli 2010 an, der Weidenbacher folgen musste, wollte er nicht hohe Folgestrafen riskieren. Zunächst sei die Situation völlig unklar gewesen, berichtet der Pächter, doch mittlerweile habe er mit dem Brauhaus gute Gespräche geführt und gehe davon aus, dass er in Kürze wieder eröffnen könne: „Ich habe eine große Nachhaltigkeit geschaffen im Striese, und das erkennt der Besitzer auch an. Ich gehe davon aus, dass wir die vertragsrechtlichen Sache regeln können und es einen Neuanfang geben wird.“
Ärger bedeutete die kurzfristige Schließung allerdings für viele Künstler. Weidenbacher gibt an, in der vergangenen und der laufenden Woche seien noch acht Veranstaltungen im Striese geplant gewesen. Unter anderem war für den heutigen Freitag ein Konzert der Jazzformation „Whispering Grass“ vorgesehen, am Samstag wollte das Projekt „Text will Töne“ sein Programm „O Lust des Beginnens“ aufführen. Schauspielerin Karla Andrä: „Wir haben alles versucht, konnten aber so schnell keine Ersatzspielstätte finden – der Abend muss leider ausfallen.“ Weidenbacher allerdings ist zuversichtlich: „Sowas kann man ja nachholen – im Herbst gibt’s noch viele Möglichkeiten.“ Er freut sich vor allem darüber, dass die vielen Betroffenen nicht sauer auf ihn sind: „Alle Künstler haben sich absolut loyal verhalten und gesehen, dass ich im Moment tief in der Patsche sitze.“ Für ihn – und damit auch für alle Künstler, die in der Altstadt auftreten wollen, sei die momentane Situation aber auch eine große Chance: „Jetzt herrscht Klarheit, jetzt kann’s neu losgehen.“
» Striese – die Altstadtkneipe in Augsburg