Streit um das Biennale-Konzept nimmt an Schärfe zu
Der öffentliche Diskurs um Peter Grabs Biennale-Konzept beginnt sich langsam zu entwickeln. Die Opposition ist dagegen und Kulturreferent Peter Grab zeigt sich kämpferisch – auch gegenüber der CSU, die zusammen mit Pro Augsburg die Stadtregierung stellt.
Von Siegfried Zagler
Das Biennale-Konzept sieht vor, alle von der Stadt geförderten Festivals nur noch im zweijährigen Turnus stattfinden zu lassen. Davon ausgenommen sollten nur das Programm zum Hohen Friedensfest, das Festival der Kulturen und das Festival der 1000 Töne sein. Mit dieser Idee beabsichtigt Kulturreferent Peter Grab bis zum Jahr 2021 insgesamt 2,4 Millionen Euro einzusparen. Am Mittwoch, 14. September wurde dieses Konzept in einem nichtöffentlichen Hearing von den Festivalleitern und Vertretern der Opposition stark unter Beschuss genommen. Seitdem schwelt ein kulturpolitischer Streit in der Stadt, der gestern deutlich an Schärfe zunahm.
Grab hat für Verunsicherung unter den Machern gesorgt
Auslöser war eine Pressemitteilung der Augsburger Grünen, in der von einem „undurchdachten Schnellschuss“ die Rede ist und Peter Grab aufgefordert wird, sein „untaugliches „Biennalen-Konzept“ zurückzuziehen. „Im Hearing des Kulturausschusses wurde deutlich, dass diese Ideenskizze viel schadet und wenig nutzt. Dies sollte Herr Grab zur Kenntnis nehmen und eine wirklich weiterführende Konzeption entwickeln. Durch sein bisheriges Vorgehen hat er vor allem eine große Verunsicherung unter den Macher/-innen der Festivals erzeugt“, so die kulturpolitische Sprecherin der Grünen Stadtratsfraktion, Verena von Mutius, deren Stellungnahme im Wortlaut Karl-Heinz Schneiders (SPD) Kritik sehr nahe kommt. Schneider hatte wenige Stunden nach dem Hearing Grabs Biennale-Idee als ein „untaugliches Konzept“ bezeichnet, das der Kulturbürgermeister schnellstmöglich in der Schublade verschwinden lassen solle und dabei die Argumentationslinie der Festivalleiter übernommen. (DAZ berichtete). „Die inhaltlichen Gründe der Festivalleiter/-innen für die Ablehnung des Konzepts sind nachvollziehbar“, so von Mutius, die mit Grab sehr hart ins Gericht geht, indem sie die Vorgehensweise von Grab ins Visier nimmt („unkoordiniertes Vorgehen“), da – nach Auffassung von von Mutius – ein solches Hearing normalerweise am Anfang einer Konzeptentwicklung stehen müsste, erst danach „muss strategisch überlegt werden, wohin sich die Festivals entwickeln sollen.“
“Undurchdachter Schnellschuss”
Richtig in die Vollen geht in der Pressemitteilung Reiner Erben: „Herr Grab hat mit einem undurchdachten Schnellschuss versucht, alle – auch den CSU-Koalitionspartner – zu überrumpeln. Jetzt steht er vor einem Scherbenhaufen. Die Diskussion fängt jetzt wieder bei Null an. Das Einzige, was er erreicht hat, ist eine große Verunsicherung unter den Mitarbeitenden.“ – Peter Grab ging mit diesem Vorwurf relativ gelassen um, und verwies die DAZ mit der Bitte um Stellungnahme auf die Homepage von Pro Augsburg, auf der Grab bereits eine scharfe Replik zur Pressemitteilung der SPD gestellt hatte. In dieser Stellungnahme bezeichnete Grab die Kritik an seinem Konzept teilweise als „nicht seriös und falsche Tatsachen vortäuschend“. Es seien reflexartig spekulative Behauptungen aufgestellt worden, die den Zweck einer Abschreckung verfolgten. „Das kann nicht der Weg einer mutigen und zielführenden Politik sein!“, so Grab auf der Homepage von Pro Augsburg.
“Die Grünen machen nicht ansatzweise den Versuch, ein eigenes Konzept abzuliefern”
Nicht weniger zugespitzt als Grab äußert sich Rolf Harzmann in einer Stellungnahme gegenüber der DAZ: „Der Kenner reibt sich angesichts der Mitteilungsfreudigkeit von Rot-Grün zur Problematik des Festivalkonzepts von Herrn Grab verwundert die Augen, da die Inhalte einer nichtöffentlichen Sitzung mit genüsslicher Polemik und Ausführlichkeit kommentiert werden“. Merkwürdig sei auch Tatsache, so Harzmann, dass die „um Ärger bemühten“ Autoren berichten, dass das Hearing zu einer „politischen Hinrichtung“ des Kulturreferenten geraten sei (Stadtzeitung vom 21.09.11). „Herr Jäckel lässt uns ebenda wissen, dass man nicht überall kürzen könne. Die Pressemitteilung der Grünen spricht von “untauglich” und “undurchdacht”, wobei sie sich in engstem Schulterschluss mit Herrn Schneider wiederfinden, zumal weder sie noch er auch nur ansatzweise den Versuch machen, ein eigenes Konzept abzuliefern“, so spöttelt Professor Harzmann, der sich in seiner Oppositionsschelte wiederum im Schulterschluss mit Johannes Althammer befindet. Althammer, Vorstandsmitglied des Vereins und Sprecher des Arbeitskreises Kultur bei Pro Augsburg, hat sich ebenfalls in die Diskussion eingeschaltet. Er bezeichnet die Argumentation der Kulturschaffenden als „nicht stichhaltig“ und bedauert, dass sowohl die SPD als auch die Grünen deren Argumente übernommen hätten. „Statt an Lösungen mitzuarbeiten, haben sich die Grünen aus einer zielführenden Diskussion verabschiedet und wieder einmal reflexartig ihren Lieblingsfeind Peter Grab angegriffen, ohne eigene Beiträge zum Kulturstandort-Diskurs anzubieten. Wirklich schade!“, so Althammer.
Wie sich die CSU insgesamt zum Biennale-Konzept positioniert, steht aktuell nicht fest. Die CSU beschäftigt sich derzeit fast ausschließlich mit sich selbst. Das Brechtfestival soll aber nach Auffassung von CSU-Fraktionschef Bernd Kränzle weiterhin jährlich stattfinden.