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Mittwoch, 05.02.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Der Lech schickt nasse Grüße

Feuchte Demo gegen Kraftwerk am Hochablass

Von Josef Willmeroth-Hohenadl

Der strömende Regen konnte am vergangenen Sonntag dem harten Kern des Widerstands gegen das Restwasserkraftwerk im Hochablass nichts anhaben. 180 Teilnehmer aus allen Stadtteilen hörten in den Vorträgen: „Keinen Baubeginn vor einer erneuten Behandlung im Stadtrat“ und „Nicht dieses Kraftwerk an dieser Stelle“.

Was alle auf der Demo störte, war die Investition von geplanten 11 Mio. € in ein Projekt, das keine Wirtschaftlichkeit verspreche und dabei nachhaltig in die Substanz des Baudenkmals, in die Natur und die Umwelt eingreife, so der Tenor der Redebeiträge. Es gäbe bekannte Alternativen zum Bau und zum Vorhaben.

Willi Reisser, der die Versammlung mit Routine führte, sagte, dass kein Manager der freien Wirtschaft dort ein Kraftwerk baue, wo zu wenig Wasser für einen wirtschaftlichen Betrieb absehbar ist. Dies sei am Hochablass der Fall. Eine belastbare Prognose über zu erwartenden Wassermengen der nächsten Jahre liege – so sein Kenntnisstand – nicht vor. Die Stadt verzichte zudem auf die Pachteinnahmen von den Stadtwerken, wenn kein Gewinn gemacht werde und übernehme damit die Verluste.

„Schöngerechnet und realiter illusorisch“

Kein Hochablass ohne Wasser: Hans Koppold

"Kein Hochablass ohne Wasser": Aktivbürger Hans Koppold


Hans Koppold, einer der Vertreter der Bürgerinitiative gegen das Kraftwerk, erläuterte, „dass das Wasser im Forgensee sicher nicht abgelassen werden wird, damit hier am Hochablass in Hochzoll eine Turbine läuft“. In 2011 wäre das Kraftwerk nur an 162 Tagen in Betrieb gewesen, 203 Tage in Stillstand. Wasser über die Kante hätte es an ca. 30 Tagen gegeben. Die von den Planern behauptete Stromerzeugung sei schöngerechnet und realiter illusorisch.

Melitta Schuster kritisierte das von den Behörden gewählte bürgerferne Verfahren. Der zum Jahreswechsel erlassene Bescheid für den Bau und den Betrieb ignoriere die Belange des Naturschutzes, der Umwelt, des Denkmalschutzes, der Bürger und der Anwohner. Dies sei eine sehr einseitige Interpretation von Vorschriften.

Politiker fordern neue Behandlung im Stadtrat

Stadtrat Stefan Quarg sprach für die SPD Hochzoll und für die SPD Augsburg. Die bisherige Behandlung im Stadtrat und in den Ausschüssen sei auf der Basis unzutreffender Informationen erfolgt. Bei vollständiger Kenntnis der Fakten, die zum Teil auch heute noch nicht bekannt seien, hätte er niemals zugestimmt. Er habe den Vorstand der Stadtwerke gebeten, vor Ort Rede und Antwort zu stehen. Es müssten jetzt alle vorgebrachten Argumente besprochen und nicht nur im formalen Verfahren abgelehnt werden.

Dr. Werner Lorbeer, für Pro Augsburg im Stadtrat, brach eine Lanze für den „freien Lech“. Das Wasserwirtschaftsamt sei dabei, eine Planung für die Renaturierung dieser letzten freien Fließstrecke des Lechs herzustellen, ähnlich „Wertach-Vital“. Diese müsse man abwarten. Man dürfe nicht im Vorgriff dazu Fakten schaffen. Lorbeer sah „die lange Hand der Wasserwirtschaft am Arbeiten“, die ihre Pläne aus den 70ern umgesetzt sehen möchte. Alt-OB Breuer habe diese Vorhaben seinerzeit verhindert, OB Pepper die Strassenspange durch den Siebentisch verhindert, aber nun scheine der „lange Atem der Energiekonzerne uns alle einzuholen“.

Teures Planungs-Debakel nicht ausgeschlossen

Auch Lorbeer forderte eine neue Behandlung im Stadtrat, die ihm – als Weihnachtspräsent zwischen den Tagen – auch von OB Gribl zugesagt worden sei. Die Bewerbung Augsburgs um den UNESCO-Titel sei ebenso betroffen wie der gesamte Tourismus in Augsburg.

Unisono wurde von allen Rednern betont, dass es andere, auch regionale Möglichkeiten für Investitionen in alternative Energien mit wesentlich besseren wirtschaftlichen Parametern gebe. Die Vorwürfe auf der Veranstaltung waren massiv. Ein weiteres teures Planungs-Debakel der Verwaltung – nach CFS, Stadtbad und Fünffingerlesturm – scheint nicht ausgeschlossen.