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Freitag, 10.01.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Ideenwettbewerb: Bürger stürmen Zeughaus

Unerwartet großes Bürgerinteresse fand gestern abend die Informationsveranstaltung der Stadt zum Ideenwettbewerb „Innenstadt Augsburg“. Baureferent Gerd Merkle sowie Vertreter des Preisgerichts und des ersten Preisträgers präsentierten den Siegerentwurf und stellten sich den Fragen der Besucher.

350 Gäste waren gekommen, aber nur 150 fanden einen Sitzplatz in der Toskanischen Säulenhalle. Und auch das erst, als das Stuhllager erschöpft war. Den Augsburgern liegt die Entwicklung ihrer Stadt offensichtlich am Herzen. OB Kurt Gribl stellte eben diese Stadtentwicklung in den Vordergrund. Es sei in der komplexen Aufgabenstellung des Wettbewerbs nicht nur um verkehrliche Lösungen alleine gegangen, sondern genauso um Stadtentwicklung und Grünordnung. „Wir wissen jetzt, dass der Kö auch städtebaulich ansprechend möglich ist“, so der OB. Der Wettbewerb habe sich auf jeden Fall gelohnt und sei eine gute Grundlage, um weiterzukommen. Von übertriebener Eile wollte er nichts wissen: „Wir sollten uns jetzt so viel Zeit lassen, dass nicht gute Ansätze zerredet werden“.

Fachpreisrichter Prof. Dr. Franz Pesch, Architekt und Stadtplaner aus Stuttgart, bezeichnete den Ideenwettbewerb als „eine der ganz großen Herausforderungen im Städtebauwesen“, die nur in Teamarbeit von Architekten, Stadt-, Grün- und Verkehrsplanern lösbar war. Das Ergebnis sei eine der „ganz großen Leistungen der Stadtbaukultur in der Republik“.

Für den weiteren Ausbau des ÖPNV empfiehlt die Jury die Umsetzung aller fünf Maßnahmen der Mobilitätsdrehscheibe Augsburg. Umorientierungen des ÖPNV-Netzes vom Stern zum Gitter mit dezentralen Umsteigepunkten hätten die Jury nicht überzeugt, weil sie zu keinem erkennbaren Zusatznutzen im ÖPNV-System geführt hätten.

„Transit ist tabu“

Architekt Eberhard Wunderle vom Siegerteam brachte anschließend seine Entwurfsgedanken auf den Punkt: „Transit ist tabu“ lautete das Motto. Das Ziel soll mit einem lückenlosen Tangentensystem erreicht werden, das den motorisierten Verkehr von der Innenstadt fernhält. Zur Entlastung des Königsplatzes schlägt er drei Umsteigeknoten statt bisher einem vor, Bahnhof, Kennedyplatz und Kö. Das mache neue Perspektiven für den Einzelhandel auf, weil die Innenstadt größer wird, so Wunderle. Die Verlangsamung des MIV durch eine flächendeckende Tempo-30-Zone in der gesamten Innenstadt rechtfertigte er damit, dass so mehr Gleichberechtigung der Verkehre und Schutz für die Nutzer der Innenstadt entstehe.

Eine Diskussion mit dem Publikum wollte nach den fast zweistündigen Vorträgen nicht mehr so recht in Gang kommen. Baureferent Gerd Merkle stellte aber eine umfangreiche Broschüre der Stadt zum Wettbewerb in Aussicht. Die Stadt werde außerdem die Ideenskizzen des Wettbewerbs „Straße für Straße und Platz für Platz“ konkret ausarbeiten und auf weiteren Veranstaltungen der Bevölkerung vorstellen. In diesem Zusammenhang verwies Merkle auch auf die Internetplattform der DAZ und des Architekturforums Augsburg, auf der Fragen gestellt werden können.