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Donnerstag, 05.12.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA: Rückfall in überwunden geglaubte Schwächen

In einem bis kurz vor Schluss spannenden und hart umkämpften Spiel verlor der FC Augsburg in der ausverkauften SGL-Arena vor 30.600 Zuschauern mit 1:3 gegen den VfB Stuttgart. Spielentscheidend war die effektive Chancenverwertung der württembergischen Schwaben. Der FCA konnte eine optische Überlegenheit über weite Strecken der zweiten Halbzeit nicht nutzen und wurde für zwei Fehler hart bestraft.

Von Jochen Mack

Nach dem Anpfiff schien es, als wollten die Augsburger gleich zu Beginn alles klar machen und drängten mit Macht auf die Führung. Nach einer sehenswerten Kombination kam Hosogai zum Schuss, die Innenverteidigung des VfB konnte aber zur Ecke klären. In der fünften Minute wurde Ndjeng überragend freigespielt und von Torhüter Ullreich von den Beinen geholt. Schiedsrichter Winkmann gab zu Recht einen Elfmeter. Nando Rafael behielt die Nerven und brachte die Arena zum Kochen: 1:0 für den FCA! Die Augsburger blieben noch zehn Minuten am Drücker doch dann forcierte der VfB das Tempo und schoss in der 18. Minute (!) zum ersten Mal aufs Augsburger Gehäuse. Auch ein Beweis für den starken Beginn der Brechtstädter.

Warum war der linke Pfosten nicht besetzt?

Dann kam der große Auftritt des zur Winterpause nach Stuttgart gewechselten offensiv ausgerichteten rechten Verteidigers Gotoku Sakai. Zunächst erzwang er einige Unsicherheiten in der Abwehr wo vor allem Matthias Ostrzolek phasenweise etwas unsortiert wirkte. Dann schickte er mit feinem Passe Tamas Hajnal, der plötzlich alleine vor Simon Jentzsch auftauchte, der aber in höchster Not zur Ecke klären konnte. Diese führte in der 24. Spielminute zum ersten folgenschweren Fehler, also zum Ausgleich durch den VfB. Dass der insgesamt sehr starke Verteidiger Serdar Tasci zum Kopfball kommt, kann passieren. Dass aber bei einem Eckball der linke Pfosten von Ostrzolek nicht besetzt war, ist unverständlich. Der Treffer hätte so vermieden werden können.

Danach spielte sich das Geschehen vor allem im Mittelfeld ab. Die Unsicherheiten bei den Augsburgern nahmen zu. Daraus resultierten unnötige Ballverluste und Fehlpässe. Der ansonsten spielstarke Verteidiger Gibril Sankoh spielte innerhalb weniger Minute den Ball viermal dem Gegner vor die Füße. Einer landete wiederum beim agilen Tamas Hajnal, der Martin Harnik auf die Reise schickte. Und der zeigte, warum er in dieser Saison so wichtig für den VfB geworden ist. Aus vollem Lauf traf er ins linke Eck des Augsburger Tores – unhaltbar für Simon Jentzsch (34.).

Kuzmanovic hätte Rot sehen müssen

Wie umkämpft dieses Spiel war, zeigte ein überhartes Einsteigen von Zdravko Kuzmanovic gegen Axel Bellinghausen. Dafür hätte er die rote Karte verdient – Schiedsrichter Guido Winkmann beließ es bei einer gelben. Die Augsburger ihrerseits brachten keine Angriffe zu Ende – zu gut war die Abwehr des VfB organisiert und zu inkonsequent waren die Offensivbemühungen.

Die zweite Halbzeit begann wie die erste: Der FC Augsburg stürmte und schnürte die Stuttgarter in deren Hälfte ein. Doch ganz klare Torchancen konnte sich der Aufsteiger nicht herausspielen. Ein direkt aufs Tor gezogener Freistoß des glücklosen Marcel Njeng konnte vom souveränen Keeper des VfB über die Latte gelenkt werden. Eine andere Chance des Kameruners vereitelte die aufmerksame Hintermannschaft. So verlief die zweite Halbzeit stets nach dem gleichen Muster: Der FCA rannte gegen die Abwehr der Stuttgarter an, konnte sich aber nicht durchsetzen. Der VfB verzichteten auf jegliche Offensivbemühungen und versuchten das Ergebnis zu verwalten – bis zur 84. Minute: Christian Gentner schickt mit einem sehenswerten Pass den bis dahin völlig abgemeldeten Vedad Ibisevic, der aus spitzem Winkel ins lange Eck des Kastens der Augsburger einschoss. Das Spiel war entschieden: 1:3! Dabei blieb es trotz der weiter engagierten Vorstellung der Augsburger Mannschaft.

Schlampiger Spielaufbau beim FCA

Tabelle nach den Dienstagspielen der Runde 30

Tabelle nach den Dienstagspielen der Runde 30


Bei der Frage nach den Gründen für diese Niederlage im heimischen Stadion (die erste seit dem Gastspiel der Bayern November!) ist zuerst die Stärke des VfB zu nennen. Georg Niedermeier und Serdar Tasci bilden derzeit eine der besten Innenverteidigung der Bundesliga und im Angriff sind Martin Harnik, Vedad Ibisevic und Tamas Hajnal in der Lage, jede Verteidigung in Verlegenheit zu bringen. In den letzten acht Spielen erzielte der VfB 22 Tore. – Ernüchternd war aber auch der Auftritt des FC Augsburg. Viele Schwächen, die längst überwunden schienen, waren wieder zu bestaunen: Ein schlampiger Spielaufbau mit unnötigen Ballverlusten, zu umständlich vorgetragene Angriffe und eine schlechte Chancenverwertung sind keine gute Basis für ein erfolgreiches Abschneiden. Auch die vielen Standardsituationen (Das Eckballverhältnis war 9:2 für den FCA!) wurden nicht genutzt. Daniel Baier leitete zwar viele Angriffe hervorragend ein, suchte aber zu wenig den Abschluss und vertändelte dadurch einige Torchancen. Schließlich stellt sich die Frage, warum Trainer Jos Luhukay bei einem Spielstand von 1:2 nicht einen zusätzlichen Stürmer aufs Feld schickt um wenigstens noch den Ausgleich erzielen zu können. – Da die direkten Konkurrenten Köln und Berlin ebenfalls nicht Punkten konnten, bleibt der FC Augsburg auf einem 15. Tabellenplatz. Es zeichnet sich aber ab, dass die Frage, wer in die zweite Liga absteigen wird, spannend bleibt bis zum letzten Spieltag. Am kommenden Samstag (15.30) haben die Augsburger in Wolfsburg eine weitere schwere Hürde zu nehmen.

FCA: S. Jentzsch; P. Verhaegh; G. Sankoh; S. Langkamp; M. Ostrzolek; M. Ndjeng; H. Hosogai; J. Koo; D. Baier; A. Bellinghausen; N. Rafael.

Tore:

1:0 Rafael (5.)

1:1 Tasci (24.)

1:2 Harnik (34.)

1:3 Ibisevic (84.)

Eingewechselt: J. Callsen-Bracker (68.); T. Werner (85.); S. Mölders (76.).

Ausgewechselt: M. Ostrzolek (85.); M. Ndjeng (68.); N. Rafael (76.).