FCA: Gute Mannschaftsleistung, Abwehr mit Licht und Schatten
Von Siegfried Zagler
Fußball ist ein Mannschaftssport, weshalb an dieser Stelle nicht besonders betont werden muss, dass Einzelkritiken bei der DAZ keinen hohen Stellenwert haben – weshalb in der Bewertung der Einzelleistung immer auch die Leistungswirkung der einzelnen Akteure für die Mannschaft berücksichtigt werden soll. Im Gegensatz zur Auffassung der Sportpresse geht die DAZ davon aus, dass nicht elf Mannschaftsteile bewertet werden müssen, sondern dreizehn. Der Trainer und das Publikum sind wichtige Faktoren im Spiel und sind sehr häufig im hohen Maß dafür verantwortlich, wie das Spiel verläuft und welches Ergebnis am Ende zu vermelden ist. Die Noten entsprechen den Schulnoten.
I Die Abwehr
Die Abwehr lebt und lässt leben. Viel Licht, viel Schatten.
Simon Jentzsch: Kaum Arbeit für Augsburgs Keeper, aber drei Treffer. Beim dritten Tor der Schalker reagierte er erstklassig, stand jedoch hinter der Linie und war somit nicht ganz unschuldig an der frühen Spielentscheidung. Dieses Mal vernünftige Spieleröffnung. Leistete sich nur einen weiten Abschlag ins Nichts. Note 3.
Paul Verhaegh: Starke Leistung des Kapitäns, ließ auf der rechten Seite nichts anbrennen und spielte wirkungsvoll mit Tordrang nach vorne. Note 2.
Gibril Sankoh: Starke Leistung, solides Stellungsspiel, keine leichtsinnigen Abspiele nach vorne. Hatte Huntelaar bis auf eine Situation im Griff. Note 2.
Sebastian Langkamp: Leistete sich einige grobe Schnitzer. Beim 2:0 öffnete er für Jones die Mitte, indem er völlig unverständlich viel zu früh auf den Ball ging, ohne Chance ihn zu erreichen. Einer der besten Abwehrspieler der letzten Saison entwickelt sich zum Sorgenkind. Note 5.
Marcel de Jong: Ließ auf seiner Seite zu viel zu. Schalke kam nur über rechts gefährlich vor das Augsburger Tor. Sein Gegenspieler Farfan wurde mit zunehmender Spieldauer zur spielentscheidenden Figur. Kurbelte das Spiel nach vorne klug an und sorgte zusammen mit Tobias Werner für Gefahr. Note 4.
II Das Mittelfeld
Das Mittelfeld verstand es diesmal besser Dynamik ins Spiel zu bringen. Setzte die Schalker in der Vorwärtbewegung unter Druck und wirkte insgesamt wesentlich strukturierter als im Heimspiel gegen Düsseldorf. Der FCA hat ein Mittelfeldproblem namens Ottl.
Daniel Baier: Im Gegensatz zum Düsseldorfspiel gelang es Baier dieses Mal besser, die Bälle nach vorne an den Mann zu bringen. Versteht es dennoch zu wenig mit Bance in der Mitte für Druck zu sorgen. Kein Drang in Richtung Strafraum. Zusammen mit Ottl und Koo versteht es Baier nicht durchgängig die Räume in der Rückwärtsbewegung eng zu machen. In Weinzierls auf frühen Druck ausgerichtetes Defensivsystem müsste Baiers Laufarbeit mit mehr Antizipation geleistet werden. Note 4.
Andreas Ottl: Auf der defensiven Sechs zeigt der FCA bisher die größten Schwächen. Ottl kann zwar das Spiel eröffnen und ist im Zweikampf erfahren, läuft aber dem Ball zu oft hinterher. Keine Dominanz beim Blocken, zu geringe Grundschnelligkeit. Kann weder den ballführenden Spieler ablaufen noch mit schnellen Sprints Konter einleiten. Zettelte auf Schalke nie etwas Bedeutsames an, keine überzeugende Körpersprache. Die beiden Sechser sind Schlüsselpositionen. Mit Ottl scheint sich beim FCA ein zweites Davids-Thema zu etablieren; deshalb der Wink mit dem Zaunpfahl und die Note 5.
Tobias Werner: Ließ überraschenderweise wenig technische Mängel erkennen. Schwach im Abschluss – aber mit sehr starken Szenen nach hinten. Ohne Werners Laufarbeit und Kampfbereitschaft hätte de Jong noch größere Probleme bekommen. Note 3-4.
Ja-Cheol Koo: Defensiv deutlich besser als gegen Düsseldorf, sehr kampfstark. Nach vorne sehr solide aber mit insgesamt zu wenig Durchschlagskraft. Koo ist ein Liebling des Notengebers, deshalb eine 2.
III Der Sturm
22 Torschüsse (soviel wie noch nie in der Bundesliga), ein halbes Dutzend Torszenen, aber nur ein Törchen aus einer Abseitsstellung.
Aristide Bance: Nach seiner Chance in der 10. Minute ohne weitere Torchance. Für einen Stoßstürmer zu wenig. Immer in Bewegung, aber nie richtig im Spiel. Im Pressing schwach. Man hat das Gefühl, er steht dem FCA-Spielfluss ein wenig im Weg. Könnte zum Problemstürmer werden. Wurde von Papadopoulos weitgehend aus dem Spiel genommen und in der 70. Minute ausgewechselt. Note 4.
Knowledge Musona: Hätte Musona seine Torchancen verwerten können, wäre er zum Matchwinner avanciert und hätte eine sehr gute Note verdient. Der 22jährige zeigte auf Schalke ein wesentlich verbessertes Laufspiel und ging intelligente Wege. War oft ins Angriffsspiel eingebunden und leiste gute Hilfe in der Rückwärtsbewegung. Ein technisch bereits sehr ausgereifter Spieler, der sich erneut als als Chancentod erwies, also in den spielentscheidenden Situationen versagte und somit etwas versäumte, wofür er nach Augsburg geholt wurde: Tore vorzubereiten, Tore zu machen. Eine pädagogisch motivierte Note 4.
IV Der Trainer
Die Mannschaft zeigte sich stark verbessert.
Markus Weinzierl: Augsburgs Trainer schickte am zweiten Spieltag eine wesentlich sortiertere Mannschaft aufs Feld. Die Abstimmung zwischen Abwehr und Offensive funktionierte. Das Team spielte flüssig nach vorne, zeigte Spirit, Kampfkraft und phasenweise Spielwitz. Weinzierls Idee mit de Jong in Kombination mit Werner für mehr Stabilität auf der linken Abwehrseite zu sorgen, funktionierte nicht durchgehend. Aber immerhin: Es hätte funktionieren können. Unverständlich allerdings die Entscheidung, Sio noch nicht einmal auf die Bank zu setzen. Keine Verbesserung im Abschluss. Ungeduldig mit Bance und Sio. Note 3 für Weinzierl.
V Das Publikum
Schaaaalke!
In Schalke sorgt nicht nur die Fankurve für Stimmung. Das Gelsenkirchener Publikum ist in Europa eine Legende. “Etwas Lauteres habe ich noch nie erlebt”, so Oli Kahn über den Schalker Fanblock. Für Gelsenkirchener Verhältnisse eine gute Performance, aber keine erstklassige. Mit knapp 1.000 Augsburger Fans zu wenig zahlenmäßige Unterstützung für den FCA. Note 2.
Ohne Noten:
Torsten Oehrl, Milan Petrzela und Jan Moravek.
Fotos: Sport-in-Augsburg.de