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Dienstag, 14.01.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

FCA: Hoffnung ist eine gute Sache

Am morgigen Sonntag (17.30 Uhr) beginnt für den FC Augsburg in Düsseldorf die Rückrunde der 50. Saison der Fußballbundesliga. Ein Sieg sei die Voraussetzung für den Beginn einer mission impossible, so der allgemeine Tenor der FCA-Experten im Vorfeld der Begegnung, die in der Augsburger Fangemeinde zum „Schicksalsspiel“ in Sachen Klassenerhalt ausgerufen wurde.

Von Siegfried Zagler

Die Hoffnung des FCA speist sich aus der Erfahrung der Vorsaison, deren Rückrunde davon geprägt war, dass der FC Bayern einen souveränen Vorsprung auf Dortmund verspielte und Dortmund durch die Verteidigung der Deutschen Meisterschaft bestätigte, was viele ahnten, aber die wenigsten zu schreiben wagten: Die Bundesliga durfte über den Tag hinaus mit den Dortmunder Borussen einen zweiten europäischen Spitzenklub vermelden. Die zweite Überraschung der Vorsaison bestand darin, dass drei Urgesteine der Bundesliga in der Rückrunde vollkommen den Faden verloren (Hertha, Köln und Kaiserslautern), während sich die beiden Tabellenletzten (Freiburg und Augsburg) durch sensationelle Leistungen vom Tabellenende absetzen konnten. Interessanterweise konnten es sich die Augsburger sogar leisten, sehr verhalten zu beginnen. Am 18. Spieltag verlor man beim Tabellenletzten Freiburg sang-und klanglos. (Eine Niederlage, die Jos Luhukay den Job kosten sollte.). Danach ging es bescheiden weiter: drei Unentschieden gegen Kaiserslautern, Hoffenheim und Nürnberg und eine Niederlage gegen Leverkusen. Die große FCA-Serie begann erst am 23. Spieltag mit einem Heimsieg gegen Hertha. Es folgten 20 Punkte aus 12 Spielen und eine wochenlange „Nichtabstiegsparty“.

Für das Prinzip Hoffnung ist ein Sieg in Düsseldorf Pflicht

In dieser Saison muss der FCA von Beginn an in der Rückrunde auf die Tube drücken, sonst ist es schnell vorbei

Tabelle nach der Vorrunde

Tabelle nach der Vorrunde


mit dem häufig angeführten „Prinzip Hoffnung“. Hatte man in der Vorsaison nach der Hinrunde 15 Punkte auf dem Konto, so sind es dieses Jahr nur 9. Eine Ausbeute, die in 49 Jahren Bundesliga immer zum Abstieg geführt hat. Holt man aus den kommenden fünf Partien weniger als 9 Punkte, darf man das Ziel, die Liga zu halten, in den Wind schreiben. Sollte sich herausstellen, dass die TSG Hoffenheim sich in dieser Saison als ein „FC Untrainierbar“ erweist, darf man natürlich so lange auf einen Relegationsplatz hoffen, so lange Hoffenheim nicht in Fahrt kommt. Die anderen „Abstiegskonkurrenten“, die die Augsburger mit einer sehr starken Rückrunde hinter sich lassen könnten, sind Düsseldorf und Nürnberg. Beide Vereine, in diesem Jahr fußballerisch auf Augenhöhe mit dem FCA, haben sich mit „Beißen und Kratzen“ von den gefährlichen Plätzen absetzen können, sind aber noch nicht auf der sicheren Seite. Kurzum: Ein Sieg des FCA in Düsseldorf, eine Niederlage des Clubs gegen den HSV und man darf in Augsburg auf die nächsten Spieltage hoffen.

Ein Sieg in Düsseldorf ist also die Voraussetzung dafür, dass das eherne Prinzip Hoffnung nicht zu einem phrasenartigen Optimismusgerede mutiert. Ein Sieg in Düsseldorf ist Pflicht. Die Zeit der Ausreden und  halbgaren Erklärungen ist abgelaufen. Mit Stefan Reuter hat sich der FCA einen Manager ins Boot geholt, der die Dinge realistisch bewertet und möglicherweise dafür sorgt, dass sich die Kommunikationskultur beim FCA aus grauenvollen Untiefen in eine angemessene Höhe entwickelt.

Augsburgs bester Stürmer beim Flugkopfball: Sascha Mölders (Foto: sport-in-augsburg.de)

Augsburgs bester Stürmer beim Flugkopfball: Sascha Mölders (Foto: sport-in-augsburg.de)


Für die Vorrunde gilt für das sportliche Wirken des FCA ein Satz: Vorne ohne Durchschlagskraft, hinten fehleranfällig. Mit einem fitten Moravek und dem südkoreanischen Neuzugang  Dong-Won Ji soll im Angriff die Augsburger Harmlosigkeit in Düsseldorf zu Grabe getragen werden. Zu wünschen wäre es, doch sollte man eher damit rechnen, dass es im Angriff immer länger dauert, bis eine Umstellung mit einem neuen Mann tatsächlich eine Verstärkung der Mannschaft bedeutet. Bisher konnte sich der FCA damit „rühmen“, mit Werner und Baier das torungefährlichste Mittelfeld aller Zeiten in der Bundesliga zu führen. Ob sich mit Ji und einem formstärkeren Koo sowie zwei schnell nach vorne spielenden Außenverteidigern (Philp und Ostrzolek) daran bereits am Sonntag etwas ändern wird, ist eher unwahrscheinlich – aber eben nicht unmöglich. Möglicherweise ist Mölders zu unbeweglich und antizipiert zu langsam, um eine variable direkt auf den Abschluss abzielende Dynamik aus dem Mittelfeld heraus verwerten zu können. Eine Spielweise, mit der der FCA im letzten Drittel der Vorsaison ohne Mölders sehr zu überzeugen verstand. Die Innenverteidigung steht mit Klavan und Callsen-Bracker relativ stabil. In Sachen Torhüter hat das Auftreten von Alexander Manninger im Pokalspiel gegen Bayern schlagartig die Augen dafür geöffnet, dass die Torhüterposition beim FCA eine Baustelle ist. Manninger spielte unspektakulär mit sehr viel Übersicht und zeigte in Sachen Spieleröffnung Gefühl für Raum und Zeit plus die Fähigkeit, das Spielgerät dorthin zu befördern, wo es hingehörte. Weder Jentzsch noch Amsif sind dazu in der Lage. Simon Jentzsch soll von sich aus auf einen Einsatz in Düsseldorf verzichtet haben. Er fühle sich dafür noch nicht fit genug, so Jentzsch. Das ist für einen Torhüter, der längst im Mannschaftstraining dabei ist und zwei Vorbereitungsspiele mitgemacht hat, eine unglaubwürdige Aussage. Nach Informationen der DAZ kommen Michael Parkhurst und der soeben verpflichtete Drittligaspieler (Offenbach) André Hahn (22) nicht zum Einsatz. Hahn (Vertrag bis 2016) ist eine Option für die Zukunft, die sehr wahrscheinlich im Sommer 2013 in der Zweiten Liga beginnt.

Fortuna hat sich klug verstärkt

Aufsteiger Fortuna Düsseldorf hat sich in der Winterpause mit vier neuen Spielern klug verstärkt: Robert Tesche für das zentrale Mittelfeld. Mathis Bolly und Genki Omae für die Außenbahnen sowie Martin Latka für die Innenverteidigung. Letzterer stieß erst am zurückliegenden Donnerstag zur Mannschaft und ist wohl im Spiel gegen den FCA noch kein Thema. Die letzten drei Liga-Heimspiele hat die Fortuna in der Esprit Arena gewonnen. Letzte Woche ist dort ein neuer Rasen verlegt worden. Die Düsseldorfer sind zu Hause eine Macht geworden, womit gesagt sein soll, Pflichtsieg hin, mission impossible her, dass der FCA in der Außenseiterrolle ist.