Verliert der Manzù-Brunnen sein meditatives Plätschern?
Der Bauausschuss der Stadt Augsburg kann sich den Manzù-Brunnen, der am Kö wiedererstehen soll, künftig ohne Brunnenbecken vorstellen.
Plätschern auf breiter Front: der alte Manzubrunnen mit Becken und Wasserfall (Foto: Siegfried Kerpf)
Das ist das Ergebnis des gestrigen Berichts von Baureferent Gerd Merkle nebst anschließender Diskussion im Bauausschuss des Augsburger Stadtrats. Das Münchner Architekturbüro Kehrbaum, Rechtsnachfolger der Gestalter des früheren Brunnenbeckens, hatte am 30. April einen neuen, bereits mit der IHK als Spenderin der Brunnenfigur abgestimmten Vorschlag für den Manzù-Brunnen unterbreitet: Der Brunnen soll nur noch aus einer von schmalen Messingrinnen umrahmten quadratischen Pflasterfläche bestehen, über die ein dünner Wasserfilm läuft. Die benetzte Pflasterfläche würde im Gefälle des umliegenden Platzbelags verlaufen und auch aus dem gleichen Material bestehen. Die 2,20 Meter hohe Mädchen-Figur des italienischen Künstler Giacomo Manzù soll wie beim alten Brunnen in der Mitte der Wasserfläche stehen.
Manzù-Bogen trotz Brunnenverschiebung weiter nicht möglich
Die neue Variante des Brunnens käme mit einer wesentlich kleineren Brunnenstube aus. Der alte Brunnen war mit einem 2,50 Meter tiefen Technikraum auf seiner ganzen Fläche “unterkellert”. Technischer Vorteil der neuen Planung: Die großteils nur noch aus einer Betonplatte als Unterbau bestehende Konstruktion könnte teilweise über einer Kabeltrasse angeordnet werden, die mit einer großen Brunnenstube nicht überbaut werden könnte. Es wäre damit möglich, den Brunnen um einige Meter nach Süden zu verschieben.
Baureferent Gerd Merkle erteilte jedoch der Hoffnung, damit den so genannten Manzù-Bogen trotz Brunnen erhalten zu können, eine Absage. Dafür reiche die mögliche Verschiebung nicht aus. In der letzten Bauausschusssitzung vor drei Wochen hatte Merkle herausgearbeitet, dass sich der Brunnen und der Manzù-Bogen, ein Gleisstück, das der Straßenbahn derzeit die Fahrt aus der Bgm.-Fischer-Straße in die Fuggerstraße Richtung Theater ermöglicht, aus Platzgründen gegenseitig ausschließen (DAZ berichtete).
“Das sollte man sich gut überlegen”
Die meisten Stadträte im Bauausschuss konnten sich mit dem Manzù-Brunnen in abgewandelter Form trotz des Ausbleibens neuer Möglichkeiten anfreunden und beauftragten die Bauverwaltung mit der Weiterverfolgung und Vorbereitung einer entsprechenden Beschlussvorlage. Nur Alexander Süßmair fiel auf, was man mit dieser Brunnenvariante zu verlieren droht: das meditative Plätschern, das einen Brunnen normalerweise zu einem zum Verweilen einladenden Ort der Entspannung macht. In dieser Beziehung werde ohne Brunnenbecken und Wasserfall “wenig los” sein. “Das sollte man sich gut überlegen”, so der Stadtrat und Bundestagsabgeordnete der Linken.