Ausstellung: Kunst in der Stadtlandschaft
Mit der Aktion „Kunstparcours“ versucht der Verein „38/40-Künstler im Kulturpark West“ am kommenden Samstag ab 15 Uhr herauszufinden, ob man die Kunst der lokalen Künstler mit einer ungewöhnlichen Ausstellungsidee unter die Leute bringen kann.
Von Dr. Andreas Garitz
Die Idee ist kurz und knapp, der Input groß und das, was am Ende raus kommt mit ein bisschen Glück ein neuer, dauerhafter Kulturevent in Augsburg. Der Kunstparcours, in diesem Jahr zum ersten Mal auf die Beine gestellt, ist ein ehrgeiziges Projekt, deren Macher davon ausgehen, dass es in Augsburg eine recht große und interessante, Kunstszene gibt, die noch nicht angemessen entdeckt worden ist, und somit noch an den Mann gebracht werden muss. Dazu braucht man ein Event, das so ähnlich funktioniert wie eine lange Nacht der Museen oder ein Tag des offenen Denkmals. Man organisiert einen aktionsgeladenen Termin, an dem sich die Besucher genau dort gegenseitig auf die Füße treten, wo normalerweise kein Mensch hingeht.
“Wen gibt es, was machen sie?”
Etwa indem man die vielen kleinen, im Alltag eher unscheinbaren Galerien und Orte der Kreativität für die Dauer eines Tages in einen großen, gemeinsamen Kunsterlebnispark verwandelt, der mit eigenen Füßen erlaufen und erkundet werden kann. Vom Namen her an eine Sportart angelehnt, bei der jugendliche Hip-Hoper in den Betonschluchten ihrer Stadtghettos waghalsige Sprünge vollführen, verbindet der Parcours gut zwei Dutzend Galerien, Ateliers, Cafés, Musikclubs und andere, zum Teil recht ausgefallene Orte zu einem Weg voller Kunsterlebnisse, die es quasi „abzuturnen“ gilt. Dieser Weg schlängelt sich u.a. durch das Cafe am Milchberg, den City Club, das Space 2b, das Neruda und die Extrawurst, das Thing, die Videothek Pi und die Ballonfabrik, vorbei am Gaswerk, durch den Kulturpark und hinein ins Planetarium: Einen Teil des Weges legt der Kunstbetrachter sogar mit einer zur Galerie umfunktionierten Straßenbahn zurück. An den insgesamt 27 Haltestellen des Parcours präsentieren sich die Künstler ganz nach eigener Facon. „Ein übergreifendes Thema oder gar Motto gibt es nicht“, so Kerstin Skringer vom Verein 38/40. Beim ersten Mal geht es zunächst einmal darum zu sehen, „wen es in dieser Stadt überhaupt alles gibt und was die so machen.“ Etwas ähnliches gab es schon einmal in Form der „Small Art“ in der Altstadt. Hier war allerdings die Gefahr nicht ganz gebannt, dass die Künstler im Kontext monetärer Geschäftsinteressen zu reiner Schaufensterdekoration verkommen. Der Kunstparcours will die Künstler hingegen dort abholen, wo sich deren künstlerischer Lebensmittelpunkt befindet. In der eigenen Galerie, im eigenen Atelier oder, wo das nicht geht, zumindest an einem Ort, der sich ganz dem Künstler unterordnen will.
Katalog als Sammelalbum
Dass so eine Plattform in Augsburg auch wirklich nötig zu sein scheint, zeigt der Input der Künstler, der mit rund 50 Anmeldungen gewaltig ist. „Es hätten noch viel mehr sein können“, so Kerstin Skringer, „aber das war beim ersten Mal organisatorisch nicht zu stemmen.“ Dabei sind bekannte wie unbekannte Namen, Formate in allen Größen und allen denkbaren Techniken: Monika Maria Schultes, Stefanie Sixt und der Augsburger Tinguely Volker Sommitsch, Eva Krusche, Monika Allgäuer, die Fotografin Frauke Wichmann, Miniaturzeichner Jan Schaap (der Ältere) und natürlich Kerstin Skringer, um nur einige zu nennen. Natürlich gibt es auch einen Katalog. Dieser hat rund 60 Seiten und beinhaltet ein Werk von jedem Künstler in Schwarz und Weiß. An den einzelnen Orten kann man sich dann die dazu jeweils passenden farbigen Einkleber schenken lassen, die den Katalog zu einer Art Sammelalbum machen.
Wer wissen will, was genau zu welcher Uhrzeit an den verschiedenen Orten passiert, dem sei empfohlen, einen Blick auf die Facebookseite www.facebook.com/Kunstparcours zu werfen, oder sich einen der an vielen Orten ausliegenden Flyer mit Zeichnung und Benennung aller Stationen (pdf 1,7 MB) zu organisieren. Hier steht dann genau, wer wann öffnet und was genau er anbietet. Hier und da wird es trink- und essbare Stärkungen geben, ebenso wie das nicht minder wichtige Philosophieren über Kunst und die Chancen und Perspektiven der freie Szene in dieser Stadt.