“Nazi ist doch nicht gleich Nazi!”
„Werner Egk bleibt lebendig“. Ja geht’s noch?!
Glosse von Helge Busch
„Wer suchet, der findet“, so heißt es in der Bibel. Wer ernsthaft nach Erkenntnis sucht, muss in der Vergangenheit suchen, um ans Licht zu bringen, was meistens eh bekannt ist. In Friedberg war’s das Wernher-von-Braun-Gymnasium, das (zu Recht) in die braune Ecke gerückt wurde und deshalb in Staatliches Gymnasium Friedberg umbenannt wurde. In Augsburg denkt man jetzt mit dem Komponistennamen Werner Egk, um die Egk(ck)e. Warum nur fällt allen Verantwortlichen erst jetzt auf, dass die Grundschule in Oberhausen mit dem Namen “Werner-Egk-Grundschule” einen braunen Schatten haben könnte? Auf der Schulhomepage lesen wir obendrein: „Werner Egk bleibt lebendig“. Ja geht’s noch?!
So ein Pech aber auch, dass der Komponist den Zeitpunkt seiner Geburt nicht besser gewählt hatte. Was macht man nun? Ein neuer Name muss her. Am besten einer aus längst vergangener Zeit, da sind Schandflecke nicht mehr so gut erkennbar (oder vielleicht doch?). Was für Egk gilt, passt übrigens auch zu Carl Orff! Der hat ja nur aus Versehen für die Olympischen Spiele 1936 den „Einzug und Reigen der Kinder“ komponiert. Kein Problem bei der ach so beliebten Carl-Orff-Erziehung? Das Theater Augsburg hat Egk und Orff übrigens im Juni 2016 im Stück „Schnick Schnack Schnuck“ auflaufen lassen, nur kapiert hat’s kaum einer. Apropos Olympische Spiele 1936: Richard Strauss komponierte hierfür die Eröffnungsmusik. Und bei dem braun eingefärbten Strauss fällt mir Garmisch-Partenkirchen und das dortige Richard-Strauss-Institut ein – der Richard-Strauss-Ring und zu allem Überfluss die Richard-Strauss-Straße.
Namensänderung? Ja, wer denkt denn daran? Das hieße ja, auf einen ganz besonderen Namen verzichten zu müssen. Nazi ist doch nicht gleich Nazi!
Gut, dass Augsburg in Sachen „Namensänderungen“ jetzt die bayerische Vorzeigerolle einnimmt! Aber bitte: Die Richard-Wagner-Straße in Göggingen muss nicht umbenannt werden. Wagner hat ja vor der Nazi-Herrschaft gelebt. Das gilt zum Glück auch für Martin Luther, obwohl der Reformator in seiner Judenhetze dazu aufgefordert hatte, die Synagogen niederzubrennen. Doch der Martin-Luther-Platz in Augsburg bleibt bei seinem Namen.
Warum eigentlich? Luther hat zu seiner Zeit sehr genau auf den Mainstream geachtet, genauso wie Egk, Orff und Strauss zu ihrer Nazi-Zeit.