Kunstsammlungen: Grabach geht
Zum Jahresende 2018 wird Dr. Tilo Grabach bei den Kunstsammlungen und Museen Augsburg ausscheiden
Der seit Juli 2005 als wissenschaftlicher Assistent von Direktor Christof Trepesch sowie als Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kunstsammlungen in Augsburg beschäftigte Kunsthistoriker Dr. Tilo Grabach verlässt Augsburg, um im Januar 2019 die Stelle des Sammlungsleiters für Kunst und Kunsthandwerk 19. bis 21. Jahrhundert im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg anzutreten.
Seit 2005 war Grabach der erste Pressesprecher, den die städtischen Kunstsammlungen beschäftigten. In diesem Zusammenhang war er dafür verantwortlich, die 2006 erfolgten Neu- und Wiedereröffnungen von Mozarthaus, Schaezlerppalais, H2 – Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast und Maximilianmuseum über die Grenzen Augsburgs hinaus öffentlichkeitswirksam zu begleiten.
Außerdem entwickelte er die Kooperation der Kunstsammlungen mit anderen städtischen Ämtern und Kulturinstitutionen ebenso wie mit freien Trägern und nichtstädtischen Museen, aber auch mit der Regio-Augsburg Tourismus GmbH – zuletzt bei der Ausstellung „Wasser Kunst Augsburg“ und der Bewerbung Augsburgs um den Welterbetitel der UNESCO. Auf seine Initiative hin gab es verschiedene Konzertreihen und Veranstaltungsformate, die die Häuser der Kunstsammlungen einem breiten Publikum öffneten.
Neben seiner Tätigkeit als Pressesprecher war/ist er auch Veranstaltungsmanager. Grabach organisierte seit 2005 fast alle Ausstellungseröffnungen und war/ist als Kurator im Einsatz. Regelmäßig richtete er Ausstellungen im Schaezlerpalais und im Grafischen Kabinett ein, darunter 2009/2010 mit „Irdische Paradiese“ eine der erfolgreichsten Präsentationen der Kunstsammlungen. Andere Ausstellungen, die er kuratierte, waren „Hann Trier – Lob des Barock“, „Laura Ford“, „11Meter“, „Ein Kaufmann als Kunstfreund“, „Klaus Ensikat: Illustrationen zum Kinderbuch Martin Luthers Wittenberger Thesen“, „Simon Annand – The Half“ und auch zwei Präsentationen mit Aufnahmen des Augsburger Fotografen Daniel Biskup.
Verabschieden wird sich Tilo Grabach Ende Oktober mit der Ausstellung „Im Schatten der Medici“ (20.10.2018 bis 20.1.2019), in der erstmals in Europa eine bedeutende Amerikanische Privatsammlung an Florentiner Barockmalerei zu sehen sein wird. – Für das international renommierte Germanische Nationalmuseum in Nürnberg wird Grabach für die Sammlung Kunst und Kunsthandwerk des 19. bis 21. Jahrhundert zuständig sein und neben kulturhistorisch orientierten Ausstellungen auch die Neugestaltung der Dauerausstellung zum 19. Jahrhundert verantworten.
Dass Grabach die Entscheidung, die neue Herausforderung in Nürnberg anzunehmen, ziemlich leicht gemacht wurde, ist ein offenes Geheimnis, da er als interner Kritiker des Museumsentwicklungsplans gilt, der Ende November 2017 vom Kulturreferat angestoßen wurde. Grabachs Abgang ist auch als stiller Abgesang zur Augsburger Kulturpolitik der Ära Weitzel bezüglich der Museen zu verstehen.
Dringend notwendige Projekte wie ein Zentraldepot mit modernen Restaurierungswerkstätten, ein neues Römisches Museum oder auch die für eine zeitgemäße Museumsarbeit unabdingbare Schaffung von Stellen (auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit) liegen auf Eis, während weniger wichtige Projekte wie zum Beispiel die Neueinrichtung des Mozarthauses aus dem Konzept herausgelöst und priorisiert angegangen werden.
Grabachs Unzufriedenheit mit den derzeitigen Gegebenheiten, möglicherweise aber auch der die Museen zusätzlich belastende Höhmannhaus-Konflikt zwischen städtischer Verwaltung und dem leitenden Direktor der Kunstsammlungen und Museen, Cristof Trepesch, könnten für Grabachs Wechsel nach Nürnberg den letzten Ausschlag gegeben haben.