FCA gegen Mainz: Es beginnt die Woche der Wahrheit
Für den angezählten FCA-Trainer Manuel Baum beginnt mit dem 20. Spieltag am heutigen Sonntag (15.30 Uhr) gegen Mainz die Woche der Wahrheit. Sollten der FCA seine Talfahrt fortsetzen, wird wohl, so pfeifen es in Augsburg die Spatzen von den Dächern, Baum freigestellt und durch den neuen Assistenztrainer Jens Lehmann ersetzt.
Von Siegfried Zagler
Die letzten Auftritte und eine personell dezimierte wie formschwache Augsburger Mannschaft geben wenig Anlass zur Annahme, dass gegen Mainz im heutigen Heimspiel mit einem Dreier eine Wende eingeleitet werden könnte. Der FCA hat seine ursprüngliche Ergebniskrise in eine tatsächliche Krise verwandelt.
Viel zu rücksichtsvoll und zu defensiv ging die FCA-Führung mit dem unerträglichen Verhalten von Caiuby um. Harsch und überzogen dagegen, die unmittelbare Suspendierung von Martin Hinteregger, dessen Trainerschelte mit Willen und Geschick möglicherweise zu moderieren gewesen wäre. Hinteregger spielt nun als Stammspieler in Frankfurt, hat sich also über Nacht verbessert, während der FCA in der Innenverteidigung mit dem späten Transfer von Reece Oxford keinen adäquaten Ersatz verpflichten konnte. Bei Hinteregger darf man begründet annehmen, dass er kalkuliert und geplant seinen Abgang vorbereitete, beim FCA erscheint jede Maßnahme derzeit ungeplant, ja chaotisch-zersetzend.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Baustellen des FCA mit Händen zu greifen sind. Auf der Torhüterposition soll nun ein 21-jähriges Talent für Stabilität sorgen, nachdem man eine halbe Saison unter bescheidenen Torhüterleistungen zu leiden hatte. Mit Hinteregger und Caiuby fehlen dem FCA seit dieser Woche zwei Spitzenspieler in der Stammformation. Mit Gouweleeuw und Framberger sind zwei Stützen verletzt und fehlen dem FCA in der Spieleröffnung wie die Luft zum Atmen. Ehemalige Starkspieler wie Gregoritsch und Max aber auch Richter wie Finnbogason sind von schweren Formkrisen geschlagen. Hahn und Schmid sorgen in jeder Partie für etwas Schwung, ohne dabei nach hinten Sicherheit oder nach vorne Dynamik und Torgefährlichkeit zu generieren.
Das gesamte Auftreten des FCA in der Rückrunde ist zum Fürchten: Eine auseinandergefallene Mannschaft mit bis ins Mark verunsicherten Spielern – ohne Feuer, ohne Esprit, dafür Destruktion mit Betontaktik und Verkrampfung, kein Rad greift mehr ins andere.
Der FC Augsburg befindet sich im freien Fall und die Verantwortung dafür muss man – wo sonst? – beim Management und bei der sportlichen Leitung suchen. Trainer Baum und sein Team haben der Mannschaft mit ihren zahlreichen taktischen Wechselspielchen die Spitzen abgeschliffen: Die Intervalle, mal hoch und intensiv pressen, mal mit acht Mann tief stehen und mit langen Bällen nach vorne, werden nicht eingehalten. Halbherzig werden Räume besetzt und und die Ballführenden attackiert. Das einsame wie verhaltene Anlaufen von Finnbogason setzt längst keine Abwehr mehr unter Druck.
Mit der Verpflichtung von Jens Lehmann zerstörte das Management die FCA-Familien-Legende. Lehmann passt zum FCA wie Helene Fischer zu Metallica. So wie Trainer Baum, der in der Vergangenheit viel Gespür für die Möglichkeiten des Kaders zeigte, aber offenbar dieses Gespür verloren hat, so trostlos wirkt der Lehmann-Coup auf die Fangemeinde des FCA. Lehmann gehört zum Fußball-Plauder-Adel und passt mit seiner distinguierten Aura eines „Halbpromis“ nicht nach Augsburg. Hofmann und Reuter zeigten mit dieser Personalentscheidung wenig Gespür für das FCA-Gen.
Dass eine Mannschaft, die dergestalt begeisternd wie der FCA in die Saison gestartet ist, sich zu einem Torso, zu einem Schatten seiner selbst verwandeln kann, ist im Fußball nichts Neues. Nun gilt es für den FCA, sich aus der Krise zu arbeiten. Es deutet aktuell nichts darauf hin, dass die zahlreichen Baustellen gegen Mainz in den Griff zu bekommen sind. Doch gegen Mainz ist ein Sieg im Bereich des Möglichen, am Mittwoch muss Augsburg im Pokal in Kiel bestehen, dann kommt der 21. Spieltag, an dem der FCA nach Bremen reist.
Darauf wetten, dass nach diesen Spielen Augsburgs angezählter Manuel Baum noch beim FCA Trainer ist, wäre leichtsinnig.