Don Pasquale: Halloween-Spaß im Martinipark
Die komische Oper Don Pasquale, Publikumsrenner der letzten Saison, wurde im Großen Haus wieder aufgenommen. Als Halloween-Spaß im Doppelpack mit einer „gruseligen“ (O)performance.
Von Halrun Reinholz
Don Pasquale, im Stil der Commedia dell arte hektisch und reich an komischen Situationen, hat schon in der letzten Spielzeit viele unterhaltungsfreudige Zuschauer in den Martinipark gelockt. Nicht zuletzt wegen des besonderen Gastsängers Stefan Sevenich, der in der Zeit seines Engagements am Augsburger Haus oft Gelegenheit hatte, sein komödiantisches Talent zu zeigen und dem Publikum deshalb noch in lebhafter Erinnerung ist.
Regisseurin Corinna von Rad entschied sich dafür, die Rastlosigkeit und, ja, auch Oberflächlichkeit des Beziehungs-Karussells der Figuren andeutungsweise ins digitale Dating-Zeitalter zu versetzen und nicht mit Klamauk aller Art zu sparen. Ein sehr variables Bühnenbild und viel Glitter (Ralf Käselau) unterstreichen den Spaß. Dennoch nehmen die Sängerinnen und Sänger sich und die Musik ernst, ebenso wie die von Domonkos Héja gut geführten Philharmoniker, die allerdings im ersten Teil etwas zu laut waren.
Sevenich in der Titelrolle des gelackmeierten Don Pasquale erfüllte die Erwartungen und wurde hervorragend flankiert von Jihyun Cecilia Lee als Norina, Emanuele D`Aguanno als Ernesto, Erik Völker als Notar und vor allem dem facettenreichen Wiard Witholt als listig-intriganter Doktor Malatesta.
Die Wiederaufnahme-Premiere dieser unterhaltsamen Oper fiel möglicherweise nicht zufällig auf den Halloween-Tag und versetzte die Zuschauer in die richtige Stimmung für die im Foyer des Martiniparks danach folgende „(O)performance“ der Sopranistin Olena Sloia. In dem Format können Sängerinnen und Sänger sich dem Publikum mit selbst gewählten „Sahnestückchen“ aus ihrem Repertoire präsentieren.
Passend zum Termin machte Aileen Schneider Olena Sloia zur kunstvoll blassen „Vampirin“: Die gefeierte Sängerin soll von einem etwas verklemmten Reporter (sehr komisch mit Pullunder und Trenchcoat: Anatol Käbisch) interviewt werden, reagiert aber äußerst gereizt auf bestimmte Fragen – etwa nach ihrem Alter oder der Scheu vor Licht. Ihre Antworten schmettert sie ihm musikalisch entgegen – wahlweise als Arien oder als Musical-Songs. Am Klavier begleitet der furchtbar gruselig zugerichtete „Untote“ Ted Ganger.
Erst als zum Schluss der galant-elegante „Graf“ (Patrick Rupar) persönlich auftaucht, bessert sich ihre Laune. Das teilweise verkleidet aufgetauchte Publikum ließ sich von dieser (O)performance gern und vergnügt in Feierlaune versetzen. Ein wunderbares Format, das die Interaktion zwischen den Sparten ebenso fördert wie den Einblick in den Facettenreichtum der Sängerinnen und Sänger außerhalb des „Pflichtrepertoires“.