Bundesliga
Totgesagte leben länger
Entgegen der Vorhersagen so mancher Experten, die den FCA trotz oder sogar wegen des vorgenommenen Trainerwechsels nach der 1:2 Niederlage beim Tabellennachbarn Stuttgart bereits auf dem Weg in die zweite Liga sahen, setzten sich die Augsburger am vorletzten Spieltag im letzten Heimspiel mit 2:0 gegen den Tabellennachbarn Werder Bremen durch und sicherte sich vorab den Klassenerhalt.
Von Udo Legner
Im zweiten Spiel nach seinem Comeback setzte FCA-Coach Markus Weinzierl auf die gleiche Startformation wie bei seiner Premiere im Schwabenderby. Der grandiose Empfang, den die über tausend in den Vereinsfarben Rot-grün-weiß angetretenen Fans ihrem FC Augsburg – trotz der Achterbahnfahrt im Saisonverlauf – vor den Stadiontoren im Vorfeld des Schicksalsspiels bereiteten, demonstrierte – trotz des gebotenen (und auch eingehaltenen!) Abstands – den unerschütterlichen Schulterschluss mit ihrem Verein. Doch auch diese Liebeserklärung der Fans konnte den enormen Druck nicht mindern, der auf den Spielern lastete und der ihnen in diesem vorweg genommenen Endspiel um die Fortsetzung der zehnjährigen Bundesliga-Ära bei jedem Schritt und Tritt anzumerken war.
Nach zerfahrenem, hektischem Hin und Her, nach einer ersten Chance der Werderaner durch Niklas Füllkrug (8.), dessen Schuss aus zehn Metern weit am Augsburger Tor vorbei ging, führte die Anspannung in der Anfangsphase bei Ruben Vargas zu einem Blackout.
Augsburg nur noch zu Zehnt
Nach verlorenem Zweikampf gegen Gebre Selassie (14.) trat der Schweizer Nationalspieler nach und kassierte hierfür zu recht die rote Karte durch Referee Robert Schröder. Alle Proteste und alles Entsetzen auf Seiten des FCA und auch alles Flehen von Vargas änderte nichts an den Konseqenzen dieses verhängnisvollen Fehltritts: von nun an hieß es 75 Minuten in Unterzahl! Es dauerte nicht lange, da war es mit der ausgeglichenen Ballbesitz-Bilanz der ersten Viertelstunde vorbei, in der Augsburg noch 60 Prozent der Zweikämpfe gewonnen hatte. Von nun an bestimmten die Gäste das Spielgeschehen und ihr Überzahl-Spiel schlug sich sofort in Torchancen nieder.
Zum Glück für den FCA standen sich Füllkrug (19.) und Sargent (21. und 27.) beim Auslassen bester Gelegenheiten in Nichts nach. 5:1 Torschüsse und 61 Prozent Ballbesitz für die Bremer – so die Statistik der zweiten Viertelstunde. Abgesehen von einer Standardsituation – Marco Richters Freistoß (24.) beschwor keinerlei Gefahr herauf – fand der FCA in der Offensive bis zur 35. Minute nicht statt. Doch dann auf einmal große Aufregung vor dem Gehäuse der Gäste. Nach einem Freistoß leitete André Hahn den Ball per Volleyannahme von der halblinken Strafraumseite vors Tor und traf dabei Selke, der den Ball ins Aus lenkte. Die heftigen Reklamationen der Augsburger, die ein Handspiel monierten, verpufften, da das Schiedsrichtergespann auf vorhergehende Abseitsstellung entschied.
Der letzte Aufreger vor dem Pausenpfiff dann wieder auf der Gegenseite: Sargent und Selke vergaben leichtfertig (42.) einen über die rechte Außenbahn vorgetragenen Angriff.
Fazit zur Halbzeit: Gegen die gallige Defensive des FCA taten sich die Bremer schwer, sodass sie aus ihrem Überzahlspiel kein Kapital schlagen konnten.
Zehn gegen Zehn
Nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff (49.) kassierten auch die Bremer ihre rote Karte: Nach Foulspiel an Florian Niederlechner wurde Groß mit der Ampelkarte vom Platz gestellt. Nachdem die Karten neu gemischt waren, war es vorbei mit der Dominanz der Bremer, auch wenn sie nach diesem Rückschlag durch Füllkrug (52.) die nächste Chance herausspielten, bei der Gumny bei seinem Abwehrversuch Keeper Gikiewizc richtig forderte.
Abschiedsgeschenk von Khedira
Gleich im Gegenzug (53.) war es Rani Khedira, der in seinem letzten Heimspiel für den FCA ein Ausrufezeichen für den FCA setzte, auch wenn sein Schuss aus 18 Metern über das Bremer Tor rauschte. Doch nur vier Minuten später hatte der scheidende Khedira (Wechsel zu Union Berlin) mehr Schussglück (57.), als er nach einer Ecke aus sieben Metern den Innenpfosten traf, von dem der Ball ins Bremer Tor zur ging. 1:0 für den FCA. Den nächsten Hingucker gab es in der 65. Minute: Marco Richter kam nach einem Zweikampf mit Friedl zu Fall, doch statt Elfmeter für den FCA entschied der Unparteiische auf Schwalbe und zeigte Richter die Gelbe Karte.
In der Folge zog sich der FCA etwas zurück, blieb aber durch Konter gefährlich. So strich Niederlechners Kopfball (69.) nur knapp am Bremer Tor vorbei.
Auf der Gegenseite knallte ein Distanzschuss von Bittencourt gegen den Innenpfosten (72.). Augsburg schaffte es in der Schlussphase, die Gäste vom eigenen Tor fernzuhalten und kam durch Entlastungsangriffe wiederholt zu Torchancen. Iago (78.) und László Bénes (84.) scheiterten mit ihren Abschlüssen jedoch beide an SVW-Torwart Jiri Pavlenka. Am Ende der regulären Spielzeit die endgültige Entscheidung: Hahn wurde im Strafraum zu Fall gebracht und der eingewechselte Caligiuri (70. für Richter) verwandelte den Strafstoß souverän zum viel umjubelten 2:0 Endstand für den FCA.
Durch diesen Dreier im letzten Heimspiel der Bundesligasaison 2020/21 entledigte sich der FCA aller Abstiegssorgen und rückte auf Platz 13 vor. Die Reise am letzten Spieltag (Samstag, 15.30 Uhr) zum Meister Bayern München kann er nun in aller Gelassenheit antreten.
FCA: Gikiewicz – Gumny, Gouweleeuw, Oxford, Iago – Khedira, Moravek (70. Benes) – Hahn (90.+3 Gregoritsch), Richter (69. Caligiuri), Vargas – Niederlechner (75. Finnbogason)
Tore:
1:0 Khedira
2:0 Caligiuri (Foulelfmeter)