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Mittwoch, 15.01.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Bundesliga

FCA: Zu fein für Abstiegskampf, zu schlicht für höhere Ziele

Während Klubs wie Freiburg oder Union Berlin nach oben streben, tritt der FCA auf der Stelle und gibt Rätsel auf

Kommentar von Siegried Zagler

Foto: DAZ-Archiv

Wer die Meinung vertritt, dass der FC Augsburg und seine Art Fußball zu spielen, zu verstehen sei, lügt entweder die Balken von der Decke, oder findet Gefallen am Abgründigen. Der FC Augsburg erspielte sich ligaweit bisher die wenigsten Torchancen: 111. Zirka 3,5 Chancen pro Spiel reichten dem FCA für 42 Tore nach 32 Spieltagen: Dies ist wiederum die beste Chancenverwertung der Liga! Augsburg holte alle neun Siege in dieser Saison mit nur einem Tor Differenz. Das nennt man Minimalismus. Dass diese Ergebnisse kein Zufall sind, zeigen die Verläufe der Partien. Nach Führungen veränderte die Mannschaft ihre Spielweise und gurkte sich oft mit Glück einen Dreier aufs Konto. Einzige Ausnahme: Im letzten Heimspiel gegen Union versuchte der FCA erstmalig nach einer Führung, diese auszubauen. Dass man auf diese Weise neun Spiele mit einem Tor Differenz gewinnen konnte, ist ebenfalls Ligarekord und gleicht bei der eher instabilen FCA-Abwehr eher einem kleinen Wunder als einem smarten Taktik-Gefuchse.

Erstaunlich ist auch, dass man gegen Mannschaften, die in der Tabelle ganz unten angesiedelt sind, nie richtig leidenschaftlich spielte und noch seltener gewinnen konnte. Gegen Bochum und Hertha setzte es zum Beispiel vier Niederlagen. Während man gegen Leverkusen, Bayern und Union eine positive Bilanz ziehen kann, sieht es gegen die letzten drei der Tabelle finster aus. Wenn man der Mannschaft Leidenschaft und Willen in einigen Heimspielen zusprechen kann, sieht man davon auswärts viel zu wenig. Die Ansicht, dass der FCA ein Pferd sei, das nicht höher springe als es müsse, schmeichelt den Augsburgern quasi auf italienisch. Manchmal blitzt ein feiner Spielzug auf, manchmal hat man das Gefühl, die Mannschaft spielt erstmalig zusammen und weiß nichts mit dem Ball anzufangen. Manchmal zeigt die Mannschaft Biss, manchmal wirkt sie schläfrig. Zu viele Spieler im Kader sind Formspieler mit steilen Auf- und Abwärtskurven, zu viele sind verletzungsanfällig und manche sollten besser in der Zweiten Liga oder tiefer kicken.

„Schönreden“ heißt auch „sich selbst stark reden“, weshalb man dem Trainer nicht ankreiden darf, dass er nicht die Wahrheit sagt. Sieht man dem FCA über längere Zeiträume zu, dann fällt auf, dass seit einer kleinen Ewigkeit ein starker Rechtsverteidiger fehlt, auch wenn man Pedersen auf beiden Seiten einsetzen kann. Natürlich fehlt auch zu Iago ein Backup-Spieler sowie ein torgefährlicher Mittelfeldspieler, der auch mal einen Steckpass spielen kann. Und dies nicht erst seit gestern. Das Gleiche gilt für das Augsburger Torwart-Problem.

Es ist bemerkenswert, dass erst noch vor kurzer Zeit auf Augenhöhe agierende Klubs wie Freiburg, Union oder Mainz dem FCA enteilt sind. Während man in Augsburg seit 12 Spielzeiten nicht viel mehr als nicht absteigen will, haben sich diese Klubs höhere Ziele gesteckt. „FCA-next-Level“ gibt es nicht. Unter Maaßen hat sich der FCA weder in Sachen Ergebnisse noch in spielerischer Hinsicht weiter entwickelt.

Konkret sieht es derzeit aber immerhin noch so aus, dass dem FCA mit ein bisschen Glück die aktuellen 34 Punkte reichen sollten. Wenn es am kommenden Sonntag aber gegen Dortmund geht, könnte der FCA die Bayern vorzeitig zum Meister machen. Gegen richtig starke Gegner wissen die Augsburger sich zu wehren. Und so schließt sich bald der Vorhang für eine weitere Augsburger Bundesligasaison. Zurück bleibt das Publikum – betroffen – und alle Fragen offen.

update: Inzwischen bewertet auch das Fachmagazin Kicker die vom FCA gestreute Erzählung einer spielerischen Entwicklung als „Mär“.