„Mystic Sounds“ – Ungewöhnliche Akkordeonklänge
In dieser Spielzeit haben die Augsburger Philharmoniker einen „Artist in Residence“ mit einem ungewohnten Instrument: die Akkordeonistin Olivia Steimel. Akkordeon im sinfonischen Konzert? Das geht, wie die Künstlerin bereits Ende September mit dem Konzert für Akkordeon und Orchester von Vaclav Trojan bewiesen hat. Und nun gab Olivia Steimel eine weitere Kostprobe ihrer Kunst in der Brechtbühne: „Mystic Sounds.“ Mitgebracht hatte sie noch zwei Musikerkollegen: den Saxofonisten Jonas Tschanz und die Cellistin Karolina Öhmann. Die drei sind auch als Trio „SÆITENWIND“ bekannt.
Von Halrun Reinholz
Das Konzert-Repertoire für Akkordeon hält sich naturgemäß in Grenzen. Automatisch denkt das Publikum bei der Kammer-Konstellation an Klassiker wie Astor Piazzola und erwartet leidenschaftlichen Tango-Sound. Den gab es auch zu Beginn gleich dreifach von unerwarteter Provenienz: Igor Strawinsky, John Cage und Erik Satie wurden mit jeweils einem Tango vorgestellt, wobei der „Perpetual Tango“ von John Cage Bezug nimmt auf den „Tango perpétuel“ von Erik Satie. Später kam noch „Le Tango des Fratellini“ aus Darius Milhauds „Le Boeuf sur le Toit“ zum Tragen und schließlich als Höhepunkt vor der Pause „Le Grand Tango“ von Astor Piazzola, dem im zweiten Teil noch „Tango Etude“ desselben Komponisten folgte.
Doch der Konzertabend war alles andere als eine Reihung von Tango-Literatur. Das Trio mit der ungewöhnlichen Besetzung hat sich zur Aufgabe gemacht, Klassiker der Musikliteratur, vor allem aber zeitgenössische und neue Musik neu „aufzuziehen“. Das Programm des Abends beinhaltete demgemäß Werke, die für andere Instrumente geschrieben und für die Aufführungen des Trios arrangiert worden sind: „Ma mère l`Oye“ von Maurice Ravel oder „Lyrische Stücke“ von Edward Grieg. Als Höhepunkt präsentierten die Künstler, die den Abend abwechselnd und sehr ausführlich moderierten, ein Stück der zeitgenössischen japanischen Komponistin Ezko Kikoutchi, das eigens für die Zusammensetzung des Trios geschrieben wurde. Die drei Teile „Schattenfeuer“, „Windkugel“ und „Fuchsfeuer/Zauberspruch“ umreißen Märchenhaftes und Phantastisches mit ungewöhnlichen Klangbildern.
Olivia Steimel und ihre ebenso virtuosen Kollegen begeisterten das Publikum in der Brechtbühne, auch wenn sie ihm keine Zugabe gönnten. Die Artistin in Residence wird sich dem Augsburger Publikum noch öfter zeigen – schon am 15. Februar wieder in der Brechtbühne mit „Haydn & Co.“ Und im März dann im 5. Sinfoniekonzert mit einem Akkordeonkonzert von Penderecki.