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Samstag, 23.11.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Augsburg strebt “Fair-Trade-Town-Status” an

Am vergangenen Dienstag wurde im Umweltausschuss der politische Wille auf den Weg gebracht, sich als Stadt um den Titel „Fairtrade-Stadt“ zu bewerben.

Eingebracht wurde die Initiative vom „Forum Eine Welt“, einer Gruppierung der Agenda 21-Forengemeinschaft. Die Beteiligung der Stadt Augsburg an der Kampagne „Fairtrade-Towns“ setzt voraus, dass die Stadt Augsburg fünf Bedingungen des Veranstalters TransFair e.V. erfüllt. Vier der fünf Zugangskriterien waren längst im Vorfeld von der Steuerungsgruppe unter Federführung des Augsburger „Weltladens“ abgearbeitet worden: In ausreichend Geschäften (über 100) sind Fairhandelsprodukte im Angebot. In öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen werden Fairtrade-Produkte verwendet und es werden dort Bildungsaktivitäten zum Thema „Fairer Handel“ durchgeführt. Die lokalen Medien berichten über die Aktivitäten auf dem Weg zur „Fairtrade-Stadt“. Die Koordinationsgruppe (Kriterium 2) gibt es in Augsburg in Form des „Weltladens“ bereits seit Jahrzehnten.

Stadtrat und OB-Referat trinken seit Februar Kaffee aus dem Weltladen

Der letzte und entscheidende Punkt fehlte bisher, obwohl der Weltladen, laut Weltladen-Mitarbeiterin Ute Michallik, seit mehr als 15 Jahren die städtischen Verwaltung ins Gebet nahm, Kaffee aus wirtschaftlich benachteiligten Ländern zu ordern. Bonmot am Rande: Selbst die Regenbogenregierung mit sechs Grünen Stadträten konnte sich dazu nicht umstimmen lassen. Der Kaffee habe nicht geschmeckt, so die Begründung.

Weltladen: „Milde Mischung“ von Kleinbauerngenossenschaften

Im Weltladen geröstet: „Milde Mischung“ von Kleinbauerngenossenschaften


Diese Hürde wurde nun im Umweltausschuss überwunden: In allen Rats- und Ausschusssitzungen und im OB-Referat wird Kaffee und ein weiteres Produkt aus fairem Handel verwendet. Damit komplettiert die Stadt den Kriterienkatalog der Kampagne. Mit Mitarbeitern des OB-Referats wurde im Weltladen eine ausführliche Kaffeeprobe durchgeführt. Die Testergruppe einigte sich auf eine „Milde Mischung“ aus reinem Hochlandkaffee von Kleinbauerngenossenschaften aus Lateinamerika und Uganda. Die schwierige Haushaltslage der Stadt sorgte für einen unübersichtlichen Entscheidungsprozess, doch am Ende setzten Frau Stelzer-Surrer und Herr Saborowski den Geist der Umweltkonferenz von Rio 92 in der Stadtverwaltung durch. Seit Februar trinken die Stadträte nun „unbemerkt“ die „Milde Mischung“ aus dem Weltladen. 1.200 Euro Mehrkosten nimmt die Stadt dafür in Kauf. Stimmt der Stadtrat der Beschlussvorlage des Umweltausschusses auf seiner nächsten Sitzung zu, ist der Titel „Fairtrade-Stadt“ nur noch Formsache, so Michallik, da mit diesem Stadtratsbeschluss alle Bedingungen hinreichend erfüllt wären.