Besuch in einer Schule für morgen
Planer, GRÜNE Mandatsträger und Vertreter des Bund Naturschutzes besuchten am 12. Dezember die Passivhaus-Grundschule in Günzburg. Anlass war die aktuelle Diskussion um die Augsburger Westparkschule, bei der aus Kostengründen der Passivhausstandard gekippt werden soll.
Die Landtagsabgeordnete Christine Kamm, die Stadträtin Martina Wild, die Stadträte Reiner Erben und Alwin Jung sowie die Kreisrätinnen Bettina Merkl-Zierer und Brigitte Mendle, VertreterInnen des Stadtplanungsamtes der Stadt Augsburg, der WBG, sowie eine große Delegation des Bundes Naturschutz hatten ausgiebige Gelegenheit, die seit einem Jahr in Betrieb befindliche Grundschule Günzburg-Süd-Ost zu besichtigen. Stolz auf ihre Schule zeigte sich Rektorin Ursula Seitz. Das Lehrerkollegium sei von Anfang an in alle Überlegungen eingebunden gewesen. Die Raumbedingungen seien dank des Passivhausstandards optimal. Gute Luftqualität und äußerst angenehmes Raumklima verbesserten die Lernbedingungen. Aus der Sicht mancher habe die Schule aber einen Nachteil: Es gebe dank guter Temperaturregelung kein Hitzefrei mehr.
Der Günzburger Stadtbaumeister Carl-Heinz Wopperer schilderte die Planungsgeschichte der Schule. Er bestätigte, dass die Baukosten nur um sechs Prozent über denen des derzeitig gesetzlich gefordeten Minimalstandards gelegen hätten, Mehrkosten, die sich in kürzester Zeit amortisierten. Bei der Westparkschule liege dieser Aufschlag bei rund 18 Prozent, unter anderem bedingt durch die aufwändige Lüftungstechnik, die neben 60% der Kellerfläche auch 1,5 Millionen Euro zusätzlich verschlinge, so die mitgereisten Planer der WBG. Auch sonst sei die wesentlich größere und mit einer Betriebs- und Lehrküche ausgestattete Westparkschule wenig mit der Günzburger Schule vergleichbar.
Weit weniger aufwändig ist die Passivhaus-Technik in Günzburg, wie Gebäudetechniker Karsten Feil erläuterte. Eine größere Lüftungsanlage der nicht unterkellerten Schule gibt es nur für die Aula, aufgestellt in einem kleinen Technikraum. Die Klassenzimmer verfügen über eigene direkte Lüftungsanlagen, die über 80% der Wärme aus der verbrauchten Luft zurückgewinnen. Die geringe Zuheizung erfolgt über eine 28-kW-Wärmepumpe, die dem Erdreich des Sportplatzes über Erdsonden Wärme entzieht. Die Wärmeübergabe erfolgt über Heizschlangen in den Fensterbrüstungen der Klassenzimmer und in einem 1 Meter breiten Bodenstreifen vor den Fenstern. Die Schule verursacht bei 2.800 m2 Geschossfläche nur 1.200 Euro Energiekosten jährlich, so Feil. Für das wenige warme Wasser, das im Behinderten-WC, der Küche und beim Hausmeister benötigt wird, sind elektrische 5-Liter-Untertischspeicher montiert.
Besonders froh zeigte sich Rektorin Ursula Seitz, dass die Kinder direkt in der Schule sehen könnten, worauf es in der Welt von morgen ankomme. Daher wünsche sie sich jetzt auch noch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Dann würde die Passivhausschule zur Aktivschule, weil mehr Energie erzeugt als verbraucht werden wird.
Um die Diskussion vertiefen und fortführen zu können, lädt die GRÜNE Landtagsabgeordnete Christine Kamm am Donnerstag, den 29. Januar 2009, ins Bürgerhaus Pfersee ein. An diesem Abend werden verschiedene Planer ihre Erfahrungen mit Passivhausschulen darstellen.