Brechtopernballett
Die Brechtfreunde bringen Hamsun-Puccini-Brecht auf die Bühne
Von Frank Heindl
Was der norwegische Literaturnobelpreisträger Knut Hamsun, der italienische Komponist Giacomo Puccini und Augsburgs Dichter Bert Brecht miteinander zu tun haben ist auf den ersten Blick nicht so leicht ersichtlich. Ursula Galli von den Augsburger Brechtfreunden kann’s erklären: Für sein Stück “Prärie” von 1919 hat Brecht, bekannt für seinen laxen Umgang mit dem Urheberrecht, kräftig bei Hamsuns “Zachäus” abgeschrieben, einer Novelle, die fünf Jahre zuvor erschienen war. Unter anderem geht’s um eine Frau zwischen mehreren Männern. Und darum wiederum dreht es sich auch in Puccinis Oper “La Fanciulla del West” von 1910. Bei Puccini konnte Brecht nicht abschreiben, die Oper wurde zu seiner Zeit in Deutschland nicht gespielt, “das habe ich thematisch rein genommen, mit Brecht hat das nichts zu tun”, erklärt Ursula Galli.
Mehr und Genaueres wird sie am Sonntag in Foyer des Stadttheaters erklären. Dort werden unter Gallis und Helmar von Hansteins Regie sowie unter dem Titel “Brecht & Hamsun im Wilden Westen” die drei Stücke zueinander finden – und auch die Genres: Die Puccinioper wird in zwei Statements von Ursula Galli erörtert und anschließend von Mitgliedern der Ballettakademie Erich Payer getanzt. Zu Hamsuns “Zachäus” gibt’s anschließend eine Einführung von Helmar von Hanstein, dann tanzt das Ballet zu dem Stück “Rodeo” von Aaron Copland, das auf die Brechtsche “Prärie” einstimmen soll, die schlussendlich auch noch aufgeführt wird – unter anderem sind Martin Hoffmann und Alexander Koll vom Ensemble des Stadttheaters sowie Karla Andrä vom Fakstheater dabei.
Aus der Konfrontation der verschiedenen Stücke werden sich interessante Spannungsfelder ergeben, verspricht Ursula Galli. Denn während bei Puccini die beiden Männer, die um eine Frau kämpfen, noch der Moral und ihrer Gesellschaft verpflichtet sind, schickt Brecht seine Protagonisten sinnbildlich in die Prärie: Hier gelten keine Prinzipien mehr, hier sind, wie Galli sagt, “isolierte Menschen auf sich selbst zurückgeworfen”, weit jenseits von Heimat und verpflichtenden Grundsätzen. Man könne, meint Galli, die Prärie durchaus als Bild für die moderne Großstadt hernehmen. Das Publikum darf gespannt sein …
“Brecht & Hamsun” gibt’s am Sonntag, 18. Oktober um 11 Uhr im Foyer des Stadttheaters, das Stück dauert etwa 1 1/2 Stunden.
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