Fußball
Buchbesprechung: Frank Schmidts Bestseller “Unkaputtbar”
Der FC Heidenheim und sein Trainer Frank Schmidt sind die heimlichen Stars der kommenden Bundesligasaison. Kein Wunder, dass Schmidts Buch „Unkaputtbar – Mein Leben, Mein Fußball, Mein Verein“ in den Bestseller-Listen auftaucht.
Von Udo Legner
Was beim Aufschlagen des Buches zuerst ins Auge sticht, sind die grünen ein- bis fünfseitigen Einschübe, in denen Autor Frank Schmidt zum einen – Ladies first – seine Frau (einmal) und seinen Vereinspräsidenten (mehrmals) zu Wort kommen lässt und in denen die weitgehend chronologische Abfolge seines „Life-Tickers“ mit pointierten Exkursen ergänzt werden. Diese reicht von seinen Anfängen als Spieler in der F-Jugend des FC Giengen Ende der 70er Jahre bis zur einstweiligen Krönung seiner Trainerkarriere beim FC Heidenheim, die mit dem Aufstieg in die Bundesliga am letzten Spieltag der vergangenen Saison in der Nachspielzeit (2:3 in Regensburg) ihren sensationellen Höhepunkt fand.
Gleich im ersten Satz des Prologs verweist Frank Schmidt auf den Urheber des Buchtitels, Lukas Kuwassnik, Trainer des SC Paderborns: „Wenn du ein Synonym für Heidenheim suchst, dann ist es unkaputtbar.“
TuT-TuT- Vorfahrt für das „Team ums Team“
Was das Buch von Frank Schmidt ebenso abwechslungsreich wie sympathisch macht, ist der Fokus auf all die Puzzleteile, die zu seiner Erfolgsgeschichte beitrugen – vom Zeugwart bzw. Kit-Manager bis zum Bratwurststand Betreiber sowie den beiden Physiotherapeuten, dem Teammanager und Torwarttrainer und nicht zuletzt den beiden Co-Trainern samt dem Athletiktrainer.
It takes two to tango – Schulterschluss mit Vorstand Sanwald
Was zur Frank Schmidts Erfolgsgeschichte als Trainer am meisten beiträgt, ist der enge Schulterschluss mit seinem Vorstand. Er ist es, der ihn im Jahre 2007 – nachdem seine Spielerkarriere aufgrund von Verletzungen keine Perspektive mehr hatte – als Co-Trainer verpflichtete und ihn auch nach Tiefschlägen nicht fallen ließ.
Bestes Beispiel hierfür: die Negativserie zum Saisonauftakt in der 2. Liga im Jahr 2017, als der FC Heidenheim nach 11 Spieltagen nur 8 Punkte auf dem Konto hatte und erstmals Stimmen laut wurden, die nach einem Trainerwechsel verlangten. Nach der 0:3 Niederlage gegen den FC Ingolstadt trommelt Frank Schmidt seine Mannen zusammen, spart nicht mit Selbstkritik und fordert jeden Spieler auf, mit seiner Kritik nicht hinterm Berg zu halten. Am Ende dieses bewegenden Kapitels heißt es: „Unser Chef, Holger Sanwald, der „Uli Hoeneß der Ostalb“, Mastermind des FCH und bester Vorstandsvorsitzender aller Zeiten, sagt noch den Satz: ‚Bevor bei uns der Trainer entlassen wird, schmeiße ich zehn Spieler raus.‘ Gut zu wissen, dass und vor allem wie er hinter mir steht.“
Eindrucksvoll wird auch das Verhandlungsgeschick des Vorstands Sanwald als Wettlauf gegen die Zeit geschildert, als es um den Ausbau des Stadions geht, der durch den Aufstieg in die 3. Liga erforderlich geworden war.
Schwabenstreich trotz Spielerwechsel
Dass es auf der Ostalb kein Selbstläufer ist, das Stadion zu füllen, liegt zum einen an der Größe der Kleinstadt Heidenheim, zum andern an der schwäbischen Mentalität der Ostälbler. Inzwischen hat es der FC Heidenheim jedoch geschafft, sich in der Region so zu vernetzen, dass die Voith-Arena mit ihren inzwischen 15.000 Plätzen bei den letzten Heimspielen stets ausverkauft war.
Dass erfolgreiche Spieler sich nach einigen Jahren einen anderen Verein suchen, gehört zum Profigeschäft wie das Amen in der Kirche. Entsprechend lang ist die Liste der Spieler, die ihr Glück nach ihrem Zwischenspiel in Heidenheim anderswo suchten. Sie reicht von Robert Glatzel (2019 nach Cardiff City) über Dorsch und Niederlechner bis zu Oliver Hüsing (Rostock), Robert Leipertz (Paderborn) und Tobias Mohr (Schalke) vor Beginn der letzten Saison. Wie es dem Trainer und der Vereinsführung gelang, den FC Heidenheim trotz dieses konstanten Aderlasses von der Verbandsliga bis in die Bundesliga zu führen, wird zumindest immer wieder kurz abgetupft, auch wenn der Autor Frank Schmidt sich hier nicht immer in die Karten schauen lässt.
Der letzte Teil des Buches lässt die einzelnen Rückrundenspiele wie im Live-Ticker Revue passieren. Als Erklärung für den Erfolg kommt Frank Schmidt zu folgendem Schluss: „Am Ende sind es Qualität, Beharrlichkeit, Mentalität, die sich durchsetzen.“ Optimistisch ist auch der Schlusssatz des Buchs:“Und ich denke schon jetzt daran, wie es uns gelingt, in der nächsten Saison drei Mannschaften in der Bundesliga hinter uns zu lassen.“