Dann muss Weitzel hinschmeißen!
Kommentar von Siegfried Zagler
Was Festivalleiter Dr. Joachim Lang mit seinen Brechtfestivals im Sinne der städtischen Brechtpflege geleistet hat, wird in einer Gesamtschau zu bewerten sein, wenn Lang 2016 abdankt. Die DAZ hat das Festival bisher sehr intensiv begleitet und in vielen Teilen kaum ein gutes Haar an ihm gelassen, was aber nichts daran ändert, dass die Lang-Reihe immer wieder großartige Momente hatte. Auch ein Schlauberger wie Joachim Lang fing und fängt mit seinen Festivals bei der DAZ immer wieder bei null an.
Als Langs Vertrag unter Peter Grab nach drei Jahren um weitere drei Jahre verlängert wurde, legte Lang dem Kulturausschuss ein Konzept vor. Ein Konzept das im Grunde keines war, aber immerhin aus einem Versprechen bestand, nämlich dem Festival national eine größere Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Das ist Lang nur teilweise gelungen, aber immerhin war das „Brecht-Festival“ (so die damalige Schreibweise) nicht mehr so ganz im toten Winkel der Provinz geerdet, wie das noch in den ersten drei Jahren der Fall war. Die Zusammenarbeit mit dem Theater, die sich Lang nur mittels eines Kooperationsvertrages sichern konnte, half dem niederschwelligen Programm ein wenig auf die Beine.
Nach der Abwahl der Regierung aus CSU und Pro Augsburg war man sich sicher, dass man mit dem neuen Kulturreferenten Thomas Weitzel zu neuen Ufern aufbrechen wird. Bisher ist das Gegenteil der Fall. Die Kulturpolitik in der Ära Grab war transparenter und somit fortschrittlicher als das bisher unter Fachreferent Weitzel der Fall war, gegen dessen Willen der Vertrag mit Lang verlängert wurde, und zwar ohne Begründung, ohne Konzept und inhaltliche Debatte im Kulturausschuss, was bei Peter Grab immerhin gang und gäbe war.
In einen Koalitionsvertrag zu schreiben, dass man mit einer Person einen Vertrag verlängern soll, ist die erste Sünde, die den Beteiligten (Bernd Kränzle und Karl-Heinz Schneider) noch lange nachhängen wird. Sie ließen sich auf dieses politische No-Go ein, um Lang vor dem neuen Konzept eines Thomas Weitzels zu schützen. Sie setzten sich somit über die Autonomie eines neuen Referenten und eines neuen Kulturausschusses hinweg. Karl-Heinz Schneider, Bernd Kränzle und zuletzt Oberbürgermeister Kurt Gribl setzten somit mit der Mehrheit ihrer Fraktionen die gedankenlose Kulturpolitik von Peter Grab fort und machten mit klassischer Hinterzimmerpolitik aus einem vom gesamten Stadtrat gewählten Fachreferenten einen in der Luft hängenden Hanswurst.
Man kann aus diesem Vorgang nur schlussfolgern, dass die Grünen schnellstmöglich aus einer Regierungstruppe, die sich um demokratische Prozesse drückt, ausscheiden sollten. Wenn die Grünen das weiterhin so hinnehmen, werden sie zur Lachnummer der politischen Stadt, da sie mit dieser Art der Hinterzimmerpolitik, die sie mittragen, gegen ihre heiligen Grundsätze verstoßen.
Man kann Thomas Weitzel nur empfehlen, dass er sich mit aller Macht gegen diese Kulturpolitik stemmt, sonst wird sie nämlich zu seinem Markenzeichen. Falls Thomas Weitzel nicht in der Lage sein sollte, politische Macht zu entwickeln und öffentliche Diskurse über die kulturelle Stadt zu führen, muss er hinschmeißen. Sein Amt müsste der Stadtrat in diesem Fall Bernd Kränzle übertragen. Das wäre nicht nur ehrlicher, sondern die konsequente Fortsetzung der Ära Grab.