Das Ende des Monokulturalismus
Heute Abend spricht der Soziologe Ulrich Beck in Augsburg
In der Redereihe „Zusammen leben – Augsburger Reden zu Vielfalt und Frieden in der Stadtgesellschaft“ spricht am heutigen Mittwoch, 6. März um 19.30 Uhr der Soziologe Ulrich Beck im Augustanasaal des Annahofes.
Der Begriff der kosmopolitischen Gesellschaft rückt in Becks Interpretation die Verflechtung und unauflösbare Verbindung der Weltregionen unterhalb der nationalstaatlichen Oberfläche ins Blickfeld. Wer in dieser Situation verkünde, der Multikulturalismus sei tot, kenne die Wirklichkeit nicht. Wir erleben nicht das Ende des Multikulturalismus, sondern das Ende des nationalstaatlichen Monokulturalismus. Die Verflechtung der Welten ist unrevidierbar – und sie erschüttert die Nationalstaaten in ihren Fundamenten. Kosmopolitisierung reicht mittlerweile von den oberen Etagen der Gesellschaft und Politik bis ins Alltagsleben von Familien, in die Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt, ja bis in individuelle Lebensläufe und Körper – selbst wenn weiterhin Nationalflaggen geschwenkt werden, die nationale Leitkultur ausgerufen und der Tod des Multikulturalismus verkündet wird. Kosmopolitisierung bezeichnet die damit entstehenden existentiellen, globalen Verstrickungen und Konfrontationen, aber auch die Begegnung mit dem Anderen im eigenen Leben.
Ulrich Beck ist Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, British Journal of Sociology Visiting Centennial Professor an der London School of Economics and Political Science und seit 2011 Professor an der Fondation Maison des Sciences de l’Homme (FMSH) in Paris. Er gilt als einer der bedeutendsten Soziologen und Risikoforscher der Gegenwart. In seinen Arbeiten befasst er sich unter anderem mit Individualisierung und sozialer Ungleichheit, mit Globalisierung und Kosmopolitismus. Im Rahmen der Redereihe „Zusammen leben – Augsburger Reden zu Vielfalt und Frieden in der Stadtgesellschaft“ werden profilierte Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur, Politik und Sport zu öffentlichen Vorträgen nach Augsburg eingeladen. Sie widmen sich in Referat und Diskussion den Themengebieten Interkulturalität, Diversity, Migration, Integration oder interreligiöser Dialog. Ziel ist es, das Verständnis für aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Veränderungen zu fördern und Ansätze, Positionen und Handlungsoptionen für die Bürgergesellschaft vorzustellen. Gerade Augsburg kann vor dem Hintergrund seiner Geschichte der zivilen Organisation von gesellschaftlicher Differenz einen europäischen Beitrag zur Gestaltung des Miteinanders in den komplexen Stadtgesellschaften von heute leisten. Die Redereihe soll dazu ein wichtiger Impuls sein.
Die Veranstaltung im Annahof wird eröffnet von Bürgermeister Peter Grab, das an den Vortrag anschließende Gespräch wird moderiert von Michael Pohl aus der Politikredaktion der Augsburger Allgemeinen. Einlass ist ab 18.45 Uhr, Tickets gibt es noch in der Bürgerinfo am Rathausplatz und an der Abendkasse zu 7 € (ermäßigt 4 €).