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Donnerstag, 09.01.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Krieg und Frieden

Ein Jahr Krieg in der Ukraine

Vor einem Jahr, am 24. Februar 2022, startete Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Etwa sieben Millionen Ukrainer mussten das Land verlassen und versuchten, im Ausland Zuflucht zu finden. Etwa 4.000 Ukrainer fanden Aufnahme in der Stadt Augsburg. Dass dies bei einer so großen Anzahl von Geflüchteten halbwegs reibungslos funktionierte, lag an den Behörden der Stadt Augsburg, zahlreichen privaten Initiativen und internationalen Hilfsprojekten sowie an ukrainischen Vereinen, die DAZ-Autorin Anastasia Lupak vorstellt. Lupak selbst kam mit der letzten offiziellen Linienmaschine am 24. Februar in Deutschland an und besucht derzeit einen B2-Sprachkurs in Augsburg.

Für jede Ukrainerin und jeden Ukrainer dauert der 24. Februar schon ein ganzes Jahr. Bis heute zerstört Russland mit Raketenangriffen im ganzen Land Wohngebäude, zivile Infrastruktur und terrorisiert so die Zivilbevölkerung.

Von Anastasia Lupak

Ukrainische-Unterstützungskundgebung: „Ohne diese Initiativen wäre das Exil noch schwerer zu ertragen“ – Foto: DAZ

Dank der Hilfe und der Solidarität der gesamten demokratischen Welt leisten die Ukrainer erbitterten Widerstand. Nach Schätzungen internationaler und ukrainischer Experten hat Russland in keinem Krieg so große Verluste erlitten. Die ukrainische Bevölkerung zeigt weiterhin Stärke und Entschlossenheit bei der Verteidigung seiner Rechte und territorialen Integrität. Viele Freiwillige helfen der ukrainischen Armee, leisten humanitäre Hilfe für Kriegsopfer und unterstützen vorübergehend Vertriebene im Ausland.

Etwa sieben Millionen Ukrainer mussten ihre Heimat verlassen und versuchten, im Ausland Zuflucht zu finden. Etwa 4.000 Ukrainer fanden vorübergehend Zuflucht in der Stadt Augsburg. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher, da es schwierig ist, genaue Zahlen während eines Krieges zu ermitteln. 

Vom ersten Tag der Großoffensive an zeigten die Behörden in aller Welt ihre Unterstützung und Solidarität mit der Ukraine und haben unterschiedliche Hilfsprojekte für Ukrainer unterstützt. Der ersten Welle von Vertriebenen, die in Augsburg Zuflucht suchten, half der Ukrainische Verein Augsburg e.V.. Seit 2019 organisieren die Mitglieder dieses Vereins eine ukrainische Samstagsschule, deren Ziel die Förderung der kulturellen ukrainischen Traditionen und der ukrainischen Sprache ist. „Mit dem Beginn der Großoffensive Russlands in der Ukraine hat der Ukrainischer Verein Augsburg eine „Koordinierungszentrale“ mit mehreren Abteilungen geschaffen“, so Andriy Rimlyanskyi, der erste stellvertretende Vorsitzende des Vereins.

Starke Unterstützung der Stadt Augsburg

„Es wurde eine Sammelstelle für humanitäre Hilfe organisiert, dank der es möglich war, etwa 300 Tonnen an humanitärer Hilfe in zirka 50 Städte und Gemeinden in der Ukraine zu transportieren und um die 3.000 ukrainische Geflüchtete in Augsburg mit Kleidung und dem Nötigsten zu versorgen. Angeschafft und in die Ukraine geliefert wurden dutzende Stromerzeuger, Feldbetten, Feuerlöscher, unzählige medizinische Hilfsgüter, Erste-Hilfe-Sets und Ausstattung für Feldbetten und Lazarette und vieles mehr. Mit der Unterstützung der Stadt Augsburg wurden drei Fahrzeuge angeschafft und in die Stadt Mykolajiw geliefert, darunter ein Feuerwehrauto, ein Bus und ein Pickup“, sagt Andriy Rymlyanskyi. 

 Dem Ukrainischen Verein Augsburg e.V. gelang es auch, eine Reihe von Benefizkonzerten, anderen Projekten und Veranstaltungen zu organisieren. Gemeinsam mit dem FCA wurde die Evakuierung der Jugendfußballmannschaft aus Mykolajiw organisiert. Außerdem wurden im Rahmen der Aktion „Bücher ohne Grenzen“ in Kooperation mit dem Realschulverband Deutschland 2.000 ukrainischsprachige Kinderbücher herausgegeben, die kostenlos an ukrainische Kinder in ganz Deutschland verteilt wurden.

Der Verein „Deutsch-Ukrainischer Dialog e.V.“ konzentrierte sich in den ersten Kriegsmonaten auf die Unterstützung und die Koordination von Menschen, die wegen des Kriegs Zuflucht und Schutz suchten. „Wir wollten in der Stadt Augsburg eine Struktur schaffen, in der die Menschen gleich nach ihrer Ankunft in der Stadt Schutz und Hilfe bekommen. Wir haben uns auf die Unterstützung und Hilfe für alle Schutzsuchenden konzentriert“ – sagt Dr. Tanya Hoggan-Kloubert, Vorstandsvorsitzende des Deutsch-Ukrainischen Dialogs.

 Der “Deutsch-Ukrainische Dialog“ hat begonnen, indem die örtliche Verwaltung und anderen Organisationen unbürokratisch zusammen arbeiteten

Die fordernde Arbeit wurde von ukrainischen und deutschen Freiwilligen übernommen, die den Ukrainern bei der Lösung aller dringenden und alltäglichen Probleme halfen, wie bei dem Ausfüllen von Anträgen, der Wohnungssuche, der Beschaffung von Kleidung, kostenlosem Mittagessen usw.

„Bis Ende des Jahres stellten wir fest, dass die Menschen bereits alle Anträge ausgefüllt hatten und in Sicherheit waren, also konzentrierten wir uns auf psychologische Hilfe für Kinder, Jugendliche und Erwachsene“, sagt Dr. Tanya Hoggan-Kloubert. In den Räumlichkeiten des Vereins wurde ein Theater- und Kunstklub für Jugendliche gegründet, psychologische Unterstützung für Mütter und verschiedene Kurse für Erwachsene und Kinder durchgeführt. Eines der wichtigsten ist das Projekt „Du hast mich“, bei dem jeder Unterstützung und Entspannung finden kann. Der Verein organisiert auch Deutschkurse und hilft dank der Hotline auf jede erdenkliche Weise bei der Integration von Ukrainern.

Das ganze Jahr über haben Freiwillige Demonstrationen und andere Aktionen zur Unterstützung der Ukraine durchgeführt. Augsburger und Ukrainer in Augsburg sind seit vielen Monaten ein Teil von einem internationalen Team, das Kampagnen durchführt, die weltweit durchgeführt werden und nutzen so ihre Stimmen zur Unterstützung der Ukraine. Ohne diese politische Haltung von Organisationen und Initiativen sowie auch von Einzelstadträte und Oberbürgermeisterin Eva Weber wäre das Leben im Exil für viele Geflüchtete noch schwerer zu ertragen.


Anastasia Lupak

Anastasia Lupak wurde in der Ukraine geboren und hat dort zwei Masterstudiengänge abgeschlossen – einen in Dirigieren und einen in Journalismus. Am Abend des 23. Februar 2022 flog sie nach Deutschland, um ihren Verlobten zu besuchen. Es war das letzte Flugzeug, das aus der Ukraine abflog. Derzeit besucht sie einen Deutschkurs auf B2-Niveau, leitet in ihrer Freizeit einen deutschen katholischen Chor und schreibt Publikationen über Kultur- und Kunstthemen sowie über die Ukraine.