FCA: Niemand hat noch das Gefühl, dass Maaßen der richtige Mann an der richtigen Stelle ist
Enrico Maaßen ist von den Zehen bis zu den hochgeföhnten Haarspitzen ein sympathischer und angenehmer Mensch und ein Fußballtrainer mit außerordentlichen Expertisen und einer überdurchschnittlichen Fähigkeit, analytisch über Fußball zu sprechen. Er ist für einen Fußballtrainer relativ jung und wird seinen Weg als Trainer machen, auch wenn seine erste Bundesligasaison in Augsburg weit vor Vertragslaufzeit zu Ende gehen wird.
Kommentar von Siegfried Zagler
In Augsburg blieb Maaßen weit hinter seinen eigenen Ansprüchen zurück. Der FCA hat sich unter Maaßen nicht weiterentwickelt, sondern tritt seit Manuel Baums Abgang sportlich weiter auf der Stelle – und dies auf einem niedrigen Niveau.
Maaßens FCA bricht alle Negativrekorde
Enrico Maaßen hat beim FCA dreimal harte Systemumstellungen vorgenommen. Zuerst wollte er gepflegten Ballbesitz kreieren – bei einem Kader, dem dafür die Techniker fehl(t)en. Nachdem das nicht funktionieren wollte, ließ er aufwendig hoch pressen, setzte auf frühe Balleroberung und schnelles Umschalten wie auf lange Bälle und hatte damit anfänglich Erfolg – musste aber immer öfter erleben, dass viele Gegner durch große Räume das Augsburger Mittelfeld passierten, als wäre es nicht da.
Aktuell lässt Maaßen mit einer Dreier- respektive Fünferkette spielen. Damit wäre das FCA-Spiel flexibler, würde es funktionieren. Je nach Gegner und Spielstand kann ein 3-5-2 zwischen beiden bisherigen Systemen changieren und macht darüber hinaus die Mitte dicht. Man konnte Maaßen in 41 Pflichtspielen und einigen Testspielen beim Lernen zusehen. Nur 39 Punkte hat Maaßen saisonübergreifend aus 41 Spielen erzielt.
Dabei ließ sich stets feststellen, was Maaßen wollte – und welche Differenz es dazu auf dem Platz gab. Diese Differenz lässt sich mit ausbleibenden Ergebnissen messen. Sollte der FCA das nächste Auswärtsspiel nicht gewinnen, wäre er ein ganzes Kalenderjahr in der Fremde sieglos. Doch es soll an dieser Stelle nicht Maaßens desaströse sportliche Bilanz verhandelt werden.
Niemand hat noch das Gefühl, dass Maaßen der richtige Mann an der richtigen Stelle ist
Mit ein bisschen mehr Glück gewinnt man gegen Gladbach oder bringt Leipzig in Halbzeit zwei ins Wanken. Tabellenstände sind Momentaufnahmen, und daraus sollten bei einem guten Klub keine gravierenden Personalentscheidungen folgen. Maaßens Wirken lässt sich mit anderen Themen hinterfragen:
Welche Spieler hat Maaßen besser gemacht? (Ist es nicht so, dass Engels, Uduokhai, Bauer u.a. eher schlechter als besser wurden?).
Welche Spieler aus der Jugend sieht Maaßen auf dem Sprung in die Profimannschaft?
Welcher Spielertyp fehlt dem FCA am meisten?
Warum ist beim FCA seit Jahren nur eine Sache konstant erkennbar, nämlich seine fehlende Konstanz?
Warum hat Maaßen bei der überwiegenden Anzahl der Fans Sympathiewerte im Negativbereich?
Welches System funktioniert bei diesem Kader am besten und warum?
Doch selbst diese Fragen haben eine niedrige Relevanz. Es geht primär nicht um Schicksalsspiele, Systemumstellungen und Tabellenstände. Bedeutsam ist nur, dass Enrico Maaßen niemand mehr das Gefühl gibt, dass er der richtige Mann an der richtigen Stelle ist. Nur aus diesem Grund sind Maaßens Tage beim FCA gezählt.
Es geht also nicht mehr um die Frage, ob Maaßen freigestellt wird oder nicht, sondern viel mehr darum, wer auf Enrico Maaßen folgt. Seit einigen Tagen ist nun Augsburgs neuer Sportmanager Jurendic richtig gefordert. Zu befürchten ist, dass er mit Andre Breitenreiter liebäugelt, doch der bessere Trainertyp wäre für den aktuellen Kader eher ein junger Wilder, ein unverbrauchter Gipfelstürmer – wie zum Beispiel Sandro Wagner.