„Gersthofen wird gut angenommen“
Orchester-Geschäftsführer Sigurd Emme über Konzerte am Ausweichspielort
Die Augsburger Philharmoniker sind emigriert: Seitdem ihr „Stammhaus“, die Kongresshalle, für eine längere Sanierungsphase geschlossen werden musste, konzertiert das Orchester in der Stadthalle Gersthofen. Beim ersten Jugendkonzert, das dort am vergangenen Dienstag zur Aufführung kam, war der Saal nur etwa zu einem Drittel gefüllt. DAZ-Redakteur Frank Heindl fragte bei Orchester-Geschäftsführer Sigurd Emme nach.
DAZ: Herr Emme, läuft es in Gersthofen für das Orchester nicht so gut an?
Emme: Die Jugendkonzerte liefen sowieso nicht mehr so gut in den letzten Jahren. Aber natürlich hängt das auch mit Gersthofen zusammen – die Schulen scheuen den Weg und die Fahrtkosten. Da müssen wir womöglich noch etwas ändern.
DAZ: Welche Möglichkeiten sehen Sie?
Emme: Vielleicht sollte man nochmal mit den Stadtwerken verhandeln, damit, wie bei anderen Veranstaltungen in Augsburg, die Anfahrt zum Konzert im Preis der Eintrittskarte enthalten ist. Aber Sie müssen auch die positive Seite sehen: Es waren am Dienstag Schulen aus dem Gersthofener Raum da, die früher nie gekommen sind. Wir bleiben dem jugendlichen Publikum deshalb auf jeden Fall treu – auch in der nächsten Saison gibt’s wieder mehrere Jugendkonzerte.
DAZ: Wie sieht die Situation bei den abendlichen Konzerten fürs erwachsene Publikum aus?
Emme: Sicher ist der eine oder andere Abonnent abgesprungen – das sind vor allem ältere Leute, für die der Weg zu beschwerlich ist. Die kann man dann auch nicht mit mehr Service umstimmen – und wir haben ja sehr viele Abonnenten im höheren Alter. Ansonsten stelle ich fest, dass sich auch manche Vorteile auszahlen. Ich mische mich nach den Konzerten immer ein bisschen unters Volk – und ich höre da nichts Negatives. Der kostenlose Parkplatz direkt unter der Stadthalle kommt gut an, ebenso unsere Shuttleverbindungen. Auf der Hinfahrt stehen die fahrplanmäßigen Busse nach Gersthofen schon an der Straßenbahn-Endhaltestelle, sodass man ohne Wartezeit weiterfährt. Und nach Konzertende wartet der Bus, bis niemand mehr kommt, anschließend kann man in Richtung Augsburg aussteigen, wo man möchte – Endstation ist das Stadttheater.
DAZ: Also kein Besucherrückgang?
Emme: Das kann man so pauschal nicht beantworten. Im letzten Abendkonzert waren etwas weniger Besucher da – etwa 700 – als beim ersten. In der Kongresshalle hat man auch mal 900 Besucher – aber nur, wenn ein sehr populäres Programm gespielt wird. Das war am Dienstagabend nicht der Fall – ich glaube nicht, dass wir in Augsburg mehr gehabt hätten.
DAZ: Das Orchester steht also nicht vor der Pleite?
Emme: Wir müssen die genaue Entwicklung abwarten, aber mit Sicherheit gibt es keinen Einschnitt, der uns in der Existenz bedroht. Auch wir hatten natürlich große Sorgen und Ängste, stellen aber jetzt fest: Gersthofen wird gut angenommen. Wenn man frühzeitig da ist, kann man vorher noch ins Café gehen oder im Park spazieren, das gefällt den Leuten gut.
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