„Großes Kino im Theater“
Finanzierungsplan für Theatersanierung steht
Von Frank Heindl
Johannes Hintersberger war nur ausnahmsweise dabei – eigentlich war der 1. Juli bereits sein erster Arbeitstag im Sozialministerium, wohin er am Tag zuvor beordert worden war. Verständlicherweise lag dem Augsburger CSU-Chef aber daran, bei der Verkündigung eines Erfolges, der auch seiner ist, dabei zu sein. So saß der Ex-Finanz-Staatssekretär am Mittwochvormittag neben Finanzminister Markus Söder und OB Kurt Gribl auf dem Podium im Foyer des Stadttheaters, wo die frohe Botschaft verkündet wurde: Alles in trockenen Tüchern bei der Finanzierung der Theatersanierung.
Sichtlich zufrieden mit den selbst überbrachten Hundert-Millionen-News: Staatssekretär (jetzt im Sozialministerium) Hintersberger, Finanzminister Söder und OB Gribl (v.l.) bei ihrer Pressekonferenz im Foyer des Stadttheaters (Foto: Frank Heindl).
Einen „wichtigen Tag für Augsburg“ verkündete der OB, von „großem Kino im Theater“ sprach der Finanzminister, einen „hervorragenden Abschluss“ seiner Arbeit attestierte sich der Staatssekretär. Und in der ersten Zuschauerreihe saß, neben Kulturreferent Thomas Weitzel und Intendantin Juliane Votteler, Steuerzahler-Präsident Rolf von Hohenhau und lächelte feinsinnig.
Wellen bis in die Landeshauptstadt hatte die Kostenprognose für die Generalsanierung des Augsburger Theaters inklusive Neubauten geschlagen: 235 Millionen Euro sollte die Umsetzung der Pläne kosten. Ergebnis monatelanger Beratungen ist nun ein „Kultur-Bildungs-Paket“ (Söder). Zunächst hat man in München die Kosten der Sanierung auf 189 Mio. heruntergerechnet, ohne direkte Veränderungen an der Planung vorzunehmen. 107 Millionen davon will der Freistaat übernehmen, weil „eine Metropole auch einen Metropolenanspruch braucht“ (nochmals Söder). Mehr als 12 Mio. gehen gleichzeitig in das Schulsanierungsprogramm der Stadt – dazu wird der Fördersatz erhöht. 2,6 weitere Millionen sollen in den nächsten Jahren in die Augsburger Kindertagesstätten fließen – auch dies, um den städtischen Etat zu entlasten.
Gribl erläuterte die Einsparungen bei der Sanierungen folgendermaßen: Bei der Sanierung des Großen Hauses sollen 2,5 Mio. weniger ausgegeben werden. Beim Bauteil 2, die Werkstätten und das Neue Schauspielhaus betreffend, habe man durch „Konkretisierung der Planungen“ 22,5 Millionen, beim Bau des Verwaltungsgebäudes 3,3 Millionen und bei der Ausstattung des Neuen Hauses nochmal 4,8 Mio. eingespart. Diese Einsparungen seien allesamt möglich, so der Oberbürgermeister, „ohne funktional, inhaltlich, konzeptionell etwas zu ändern.“ Außerdem werde man auch im weiteren Gestaltungsprozess versuchen, weitere Einsparungen zu erreichen. Trotzdem soll auch Spielraum genug sein, um „Überlegungen des Architekten, aus der Politik und aus dem Dialogprozess“ noch zu berücksichtigen.
Worin die Einsparungen konkret bestehen und ob es sich dabei nicht um Rechentricks handelt, wird der OB wohl in den nächsten Tagen zu erklären haben. Eine Frage wäre etwa, ob der vom Architekten eingeplante „Kostenpuffer“ in der neuen Gesamtrechnung noch vorhanden ist, oder ob durch die Kürzungen nur einfach das Risiko von Etatüberschreitungen gewachsen ist. Für den OB beginnt nun die Zeit des Handelns: 2017 soll Baubeginn sein, sofort könne man nun damit beginnen, die Interimszeit inklusive Kostenbudget konkret zu planen. Schon am Freitag dieser Woche solle der Dialogprozess mit den Kulturschaffenden beginnen, die in einem offenen Brief die Stadt aufgefordert hatten, die Planungen unter mehr Bürgerbeteiligung neu zu starten. Dieser Dialogprozess soll laut Gribl in kurzen Abständen weitergeführt werden – unbeachtet blieb die Tatsache, dass die Dialogpartner sich bereits gegen den schnellen Beginn am Freitag wehren. Parallel sollen auch Gespräche mit der Regierung von Schwaben über deren Kostenbeteiligung beginnen, auch an Fundraising-Projekte denke man, ebenso gelte es, bei denen Geld einzusammeln, für die das Theater Augsburg ein Standortfaktor sei – sprich bei der Industrie.
Auf die Frage, wie und in welchem Zeitraum die Stadt die verbleibenden 82 Mio. abzahlen werde, verhedderte sich Gribl zum Schluss in wenig aussagekräftigem Bürokratie-Geschwurbel: Man müsse „in einem mittelfristigen Zeitrahmen zur Abfinanzierung kommen“, so der OB – ein deutlicher, wenn auch nicht ganz freiwilliger Hinweis darauf, dass es noch viel zu besprechen gibt, bevor das „große Kino“ sich in ein renoviertes Theater Augsburg verwandelt haben wird.