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Sonntag, 30.06.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

“Heimlich zur Nacht.” Rückblick auf die Lange Kunstnacht.

Fünfzig Spielorte, zweihundert Programmpunkte, fünfhundert Akteure und sehr viel Regen. Bei der langen Kunstnacht war so ziemlich alles geboten. Literatur, Poesie, offene Ateliers und Museen, Führungen und Vorträge, Straßenkunst, Theater, Tanz und überall: Musik. Von Rap bis Kammermusik, von Chorgesang bis Jazz, Schubert, Beethoven und natürlich Mozart. Mit einer ausrangierten Straßenbahn konnte man auch fahren. Auf einen esoterischen Weg wollte das Lichterlabyrinth “Die große Reise” des Berliner Theaters Anu führen. Im besten Sinne zauberhaft war das so entstandene Kerzenmeer im Fronhof, das dem hartnäckigen Regen standhielt und so auch spätnachts noch zahlreiche Besucher zwischen den Bäumen wandeln lies.

Regenspaziergang im Lichtermeer - Foto: DAZ

Regenspaziergang im Lichtermeer – Foto: DAZ

Heimliches Highlight: Die Wort-Klang-Bild-Reise “Leise Gleise”. Versteckt hinter einem unscheinbaren Holztor in der Alstadt nahmen Gitarrist Stefan Barcsay und Lyriker und Klangkünstler Martyn Schmidt ihre Gäste mit auf eine virtuose, poetische, anrührende Wort-Klang-Bild-Reise. In Videoprojektionen, Samplings, Gedichten und Gitarrenspiel verwoben die beiden Künstler Vergangenheit und Zukunft und riefen in dem dunklen Raum der Antoniuskapelle ein kaum wiederholbares, zärtliches Intervall des Innehaltens und der Kontemplation hervor. Schmidts Rezitation fremder (Rilke, Lasker-Schüler) und eigener Texte im Rhythmus der Lokomotiven.
Romantisches Gitarrenspiel während ein Eisenbahner Räder und Stangen seiner Dampflok ölt. Das Echo der Durchsagen im Zug nach Aalen, Budapest, Warschau, Weilheim. Ein ICE namens Rilke, eine Winterlandschaft. Ein Bahnsteigschaffner aus längst vergangener Zeit winkt in Dauerschleife mit seiner Fahne… Thank you for travelling.

Bis weit nach Mitternacht waren Besucher der Langen Kunstnacht in der Augsburger Innenstadt unterwegs. Ausklingen lassen konnte man den Abend in der Kresslesmühle bei “Elefantösen Power-Arrangements”, serviert von Hathi feat. Lienne. Selin Üstün aka Lienne (Gesang) und das Trio Hathi (Jan Kiesewetter am Saxofon, Tom Jahn an Hammondorgel/ Moog und Tilman Herpichböhm an den Drums) brachten mit mächtig groovenden Interpretationen gängiger Hits das Publikum zum Mitsingen und Tanzen.