Julian Warner stellt sein zweites Brechtfestival-Programm vor
„Ändere die Welt, sie braucht es“, lautet ein vielzitiertes Diktum aus Bert Brechts umstrittenen Stück “Die Maßnahme”. Diesen Satz nimmt Festivalleiter Julian Warner zum Anlass, um einen Bezug zu Brecht herzustellen, wenn es darum geht, im Februar 2024 im Rahmen des Augsburger Brechtfestivals eine Art Zukunftsseminar zu veranstalten.
“Aber wie veränderbar ist die Welt eigentlich noch? Kann man den unheilsamen Lauf der Geschichte aufhalten? Wo die Geschichtsphilosophie kapituliert, übernehmen im Brechtfestival Sport, Science-Fiction und Post-Punk. Aus dem „No Future“ der Punks wird die Bejahung einer neuen Zeit.” So heißt es in der Pressemitteilung der Stadt Augsburg.
Zehn Tage lang soll ein künstlerischer Raum zur Verfügung gestellt werden, “um Möglichkeiten und Grenzen des Fortschritts zu erproben, neue Sichtweisen und unbekannte Haltungen zu versuchen, zu verwerfen, einzuüben”, wie es weiter heißt.
Das Festival sei ein “vielseitiges Training”, das sich der drohenden Zukunftslosigkeit mit allen Mitteln stellt, die Kunst, Sport und Pop zu bieten hätten. Mit dem Theater Moda Sahnesi (Istanbul) und Texten von İlhan Sami Çomak, der Philosophin Eva von Redecker, dem Erfinder des Ethio-Jazz Mulatu Astatke (Äthiopien), der Straßentischtennis-Community TT Arena Augsburg, der russischen Regisseurin und Residentin im Brechthaus Anastasia Patlay, dem Kulturwissenschaftler Diedrich Diederichsen, dem Skateboard Verein „Razed“, dem türkischen Journalisten Can Dündar, Irina Scherbakowa, Gründungsmitglied der Menschenrechtsorganisation Memorial, die 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Mit der Autorin Şeyda Kurt, der Münchner Band Friends of Gas, derRegisseurin und Choreografin Thais Di Marco und der queeren, brasilianischen Clubnacht Bixaria, mit Helgard Haug und Rimini Protokoll, mit moderner Science-Fiction, Stadionpoesie, Boxen, Rugby und Yoga, mit Türkisch-Bayerischer Folklore und Post-Punk.
Das Brechtfestival verbindet ein internationales Theaterprogramm, spannende Kunstformate, Gespräche, Lesungen, Performances, Konzerte, Filme und Clubnächte, renommierte Ensembles, Künstlerinnen und Künstlern mit lokalen Communities, Vereinen und Kultur-Akteuren. Dank der Kooperation mit dem Staatstheater Augsburg sind erstmals mehrere Theateraufführungen in vier Sprachen erlebbar – Bühnensprachen, Übertitel oder Übersetzungen per Handy-App gibt es in Deutsch, Englisch, Russisch und Türkisch. Im Programmheft ergänzen Zitate von beteiligten „Brecht’s People“, Fachtexte, Essays und Interviews die Informationen zum Festival.
Kulturreferent Jürgen Enninger: „Energiegeladene Deutung“
„Die transformative Kraft des Kunstschaffens ist gerade jetzt nötiger denn je. Sie baut in internationalen Netzwerken den Widerstand auf, den es gegen eine dystopische Zukunftsdeutung aufzubringen gilt. Sie gibt uns aber auch individuell die Kraft im Alltag, Falschnachrichten zu begegnen. Insbesondere das Brechtfestival hat hier einen Auftrag, der auf den vielfältigen Erfahrungen der Persönlichkeit Brechts, aber auch aus seinem Werk erwächst. Das Programm von Julian Warner und seinem Team begeistert hier erneut mit seiner energiegeladenen, partizipativen Deutung – dieses Mal im Stadtteil Oberhausen. Dass hierzu insbesondere der Sport erneut als gruppenbildende und stärkende Ausdrucksform des städtischen Miteinanders einbezogen wird, freut mich als Kultur-, Welterbe und Sportreferent ganz besonders“, so kommentiert Jürgen K. Enninger das vorgestellte Festivalprogramm.
Premiere mit Neu-Inszenierung von „Mutter Courage“
Eröffnet wird das Festival am 23.02. mit dem Brecht-Klassiker „Mutter Courage und ihre Kinder“ in einer großen Neu-Inszenierung am Staatstheater Augsburg. In der entmenschlichten Welt des Dreißigjährigen Krieges versucht die Marketenderin Anna Fierling, die „Mutter Courage“ (gespielt von Ute Fiedler), sich und ihre Kinder lebend durch den Krieg zu bringen. In seiner Inszenierung macht David Ortmann, Leitender Regisseur des Staatstheater Augsburg, die Aktualität des Stoffs erschreckend bewusst. Unter Mitwirkung der preisgekrönten, gehörlosen Schauspielerin Anne Zander in der Rolle der Kattrin macht das Schauspiel-Ensemble in großer Besetzung zusammen mit den Augsburger Philharmonikern (Musik: Paul Dessau) die „Chronik des Dreißigjährigen Krieges von Bertolt Brecht“ zu einem opulenten Bühnenereignis.
Turnfest zur Eröffnung der Festivalzentrale am 24. Februar 2024
Mit einem großen Turnfest am Samstag, 24. Februar 2024 eröffnet Brechts Kraftklub, die große Festivalzentrale am Plärrer vor den Toren von Augsburg Oberhausen. So wie die historischen Turnerinnen und Turner ihr Körpertraining mit einer politischen Idee verbanden, ist auch dieses Turnfest eine politische Geste: Mit Kraft, Spannung und Schwung steht es für ein Aufbäumen gegen den Lauf der Geschichte in eine aussichtlose Zukunft und blinden Fortschrittsglauben. Zahlreiche Augsburger Sportvereine und -gruppen präsentieren sich in einer großen Choreografie. Die Philosophin Eva von Redecker hält eine Rede, Grußworte aus drei Religionen werden gesprochen. Am Abend mündet das Turnfest zur Kraftklub-Eröffnung in eine Clubnacht, kuratiert vom City Club Augsburg.
Fit for „No Future” – Brechts Kraftklub
Das Brechtfestival ist auch diesmal (in bester brecht’scher Tradition) nicht nur zum Zuschauen gedacht. Es generiert nicht nur intellektuelle Impulse, sondern bringt das Publikum ganzheitlich in Bewegung. In Brechts Kraftklub wird täglich trainiert, jede und jeder ist herzlich willkommen. Unbekannte Moves werden versucht und Worte in neue lyrische Formen gegossen. Ein Raum, in dem es gleichermaßen um die Meisterschaft des poetischen Schreibens wie auch um die Geschicklichkeit im Fingerbillard geht. Wo Ringkampf, Rollerdisko und Community-Projekte neben brandaktuellen Diskursen über Politik, Theater und Freiheit stehen. Die ehemalige Leiterin des Meyerhold-Zentrums in Moskau, Elena Kovalskaya, spricht über russisches Theater im Widerstand. Eva von Redecker lädt zum Austausch über Freiheit und keine Zukunft ein.
Brechts Kraftklub wird zur Bühne für Shows von und mit verschiedenen Augsburger Communities. Dazu gehört ein Basketball Streetball-Battle inklusive Live-Freestyle Rap (27.02.), ein Box-Schaukampf (28.02.), ein Folklore Mitmach-Abend mit Türkischen und Bayrischen Tänzen (29.02.) sowie ein Straßentischtennis-Turnier (03.03.). Der Geschichtswissenschaftler Anton Jäger hält einen Vortrag über „Hyperpolitik“ (02.03.), der Musiker, Historiker und Performer Kalle Aldis Laar präsentiert mit „Doomsday – Stimmen für den Untergang“ Geschichtsphilosophie am Plattenteller. Im Kraftklub-Kino laufen Filme in Dauerschleife: „Songs from the Compost“ von Eglė Budvytytė und „Negus“ von Invernomuto. In Lynette Wallworth’s postapokalyptischen 3D-Film „Collisions“ taucht das Publikum mit VR-Brillen ein. Die täglichen offenen Trainings für zum Beispiel Yoga, Skate Dance, Krafttraining oder Capoeira sind für alle da, auch für Anfängerinnen und Anfänger.
Das Augsburger Online-Radio Stayfm sendet an sechs Abenden live aus Brechts Kraftklub mit lokalen DJs. Der preisgekrönte City Club – sonst am Königsplatz als Kneipe, Technoschuppen, Theater und Konzertlocation zuhause, bespielt den Tresen. Brechts Kraftklub ist Bühne, Spielwiese, Hang-Out, Dancefloor, Trainingszentrum und Akademie.
Literatur: Kunst- und Kulturprogramm zur UEFA EURO 2024TM
Im Literaturprogramm kooperiert das Brechtfestival mit Burg Hülshoff – Center for Literature (Havixbeck) und dem Günter-Grass-Haus Lübeck. Unter dem Titel „Halbzeiten“ entwickelt jeder der drei Akteure einen Beitrag zum Kulturprogramm der Herrenfußball Europa Meisterschaft UEFA EURO 2024TM. Der Brechtfestival-Beitrag „Zur Poesie und Praxis des Trainierens“ umfasst die Lyriklesung „Stadion-Poesie“ mit Autorinnen aus verschiedenen Ländern, eine „Trainings-Lecture“ mit der renommierten Choreographin Joana Tischkau und eine Schreibwerkstatt für Jugendliche von 14 bis 20 Jahren („Schweiß fließt, wenn Muskeln weinen“). Letztere wird nach dem Festival fortgeführt und endet mit einem großen Treffen mit Jugendlichen aus Augsburg, Havixbeck und Lübeck in Berlin.
Brechtnacht goes Post-Punk
„No Future“ lautete das Motto der Punks. Als ihre Haltung zur Pose verkam, erneuerte sich die musikalische Form, indem sie sich zum Prinzip erhob und in anderen Richtungen von Jazz bis Techno fortsetzte. Post- Punk heißt „Rip it up and start again“. Das ist der Sound keiner Zukunft. Ihn gilt es zu zelebrieren. Zum Beispiel mit Mulatu Astatke (Äthiopien), dem Erfinder des Ethio-Jazz. Klavier, Orgel, Vibraphon und Perkussion bilden das instrumentale Fundament dieser Mischung aus Pop, modernem Jazz, traditioneller äthiopischer Musik, lateinamerikanischen Rhythmen, karibischem Reggae und Afro-Funk.
Außerdem dabei sind: Friends of Gas (München), Güner Künier (Berlin), Yao Bobby & Simon Grab (Togo/Schweiz), Nout featuring Mats Gustafsson (Frankreich / Schweden), Kalte Hand (Augsburg), Isokratisses (Griechenland). Das Programm zur Brechtnacht wurde von Julian Warner und Girisha Fernando kuratiert.
„Memoria“: Premiere Exilversion des in Russland verbotenen Stücks
Anastasia Patlay gehörte zu den renommiertesten Regisseurinnen für Dokumentartheater in Moskau. Sie bewohnt seit Februar 2023 als erste Artist at Risk-Stipendiatin das Augsburger Brechthaus. Für das Brechtfestival erarbeitet sie eine neue Version von „Memoria“, dem letzten Stück, das sie in Russland realisiert hat. Das in Russland inzwischen verbotene Stück thematisiert die Zerschlagung der NGO
Die Uraufführung der Exilversion des dokumentarischen Theaterstücks „Memoria“ über Gedächtnis und Erinnerung von Nana Grinstein ist am 27.02. in der Brechtbühne im Gaswerk zu sehen. Im Anschluss an die Aufführung ist ein Publikumsgespräch mit Irina Scherbakova geplant, früher Leiterin von International Memorial Moskau, das 2022 den Friedensnobelpreis erhielt und per Gerichtsbeschluss in Russland aufgelöst wurde. Das Festival-Programmheft enthält ein ausführliches Interview mit Anastasia Patlay zum Stück und zur Situation für Kunstschaffende in Russland.
Gastspiele: „Der kaukasische Kreidekreis“ und „Leben, ich liebe Dich!“
„Der kaukasische Kreidekreis“ von Bertolt Brecht kommt am 02. und 03.03. in einer Fassung von Helgard Haug (Rimini Protokoll) mit dem inklusiven Theater Hora und Musik von Barbara Morgenstern nach Augsburg auf die Brechtbühne. In dieser Version äußert sich das Kind, um das gestritten wird, selbst. Die Inszenierung fragt nach dem„Mütterlichen“ an sich: Wer darf, kann, will sich kümmern?
Das Theaterstück „Leben, ich liebe Dich!“ (türkischer Originaltitel: Hayat Seni Çok Seviyorum) von İlhan Sami Çomak ist ein ungewöhnliches Ereignis. Der Dichter Çomak wurde 1994 während seines Studiums in Istanbul unschuldig festgenommen und sitzt seither ohne Prozess im Gefängnis, seit 30 Jahren. In der Inszenierung kommt er zu Wort: Eine Schauspielerin und ein Schauspieler der Gruppe Moda Sahnesi (Istanbul) interagieren auf der Bühne mit der Stimme des Autors. Im Spiel kann İlhan Sami Çomak die Enge seiner Zelle verlassen und Gedichte vortragen. Er erzählt von seiner Kindheit und von der Verhaftung, von der Kraft der Kunst und der nicht endenden Hoffnung auf Gerechtigkeit.
Die Aufführung auf der Bühne des Staatstheaters im martini-Park am 25.02. ist in türkischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln. Russische Untertitel sind via Handy-App verfügbar. Im Anschluss gibt es ein Gespräch mit der Intendantin des Maxim-Gorki-Theater Berlin, Shermin Langhoff, und Can Dündar, dem türkischen Journalisten, Dokumentarfilmer und Buchautor, der seit 2016 im deutschen Exil lebt und arbeitet. Seit vielen Jahren schreibt er eine Theaterkolumne auf Gorki.de. Die 28. Ausgabe dieser Kolumne befasst sich mit Çomaks Stück. Sie ist als Gastbeitrag im Brechtfestival-Programmheft in türkischer Sprache enthalten. Auf der Website des Gorki Theaters ist der Text auf deutsch und türkisch verfügbar.
Mehrsprachigkeit per Übertitel und Handy-App
Die Aufführungen des Staatstheater-Beitrags „Mutter Courage und ihre Kinder“ am 23.02. und 03.03. (Bühne des Staatstheaters im martin-Park), die Uraufführung von „Memoria“ von Nana Grinstein am 27.02. sowie dieVorstellungen von „Der kaukasische Kreidekreis“ am 02.03. und 03.03. (alle drei auf der Brechtbühne im Gaswerk) sind per Übertitel und Handy- App in den Sprachen Deutsch, Englisch, Türkisch und Russisch erlebbar. Die Serviceteile im Programmheft verfügen über Passagen in den genannten Sprachen.
Science-Fiction aus China in Oberhausen: Maro Verlag
Chi Hui aus Chengdu ist eine der vielseitigsten Stimmen des zeitgenössischen chinesischen Science-Fiction-Kosmos. Unter dem Titel „Das Erbe der Menschheit“ taucht das Publikum im Rahmen einer Ausstellung und Lesung im „Café Tür an Tür“ in diesen Kosmos ein. 35 Illustrationen zeigen Szenen aus vier Geschichten der Sci-Fi-Autorin. In der Lesung am letzten Festivalsamstag wird das Buchprojekt „Das Erbe der Menschheit“ vorgestellt. Chi Hui wird live aus Chengdu zugeschaltet. Nach einem Gespräch werden Auszüge aus ihren Erzählungen gelesen, anschließend öffnet sich das Podium für eine Diskussion über die Zukunft. Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem unabhängigen Buchverlag Maro mit Sitz in Oberhausen, der internationale chinesische Science-Fiction übersetzt und auf Deutsch herausgibt.
Organismenrepublik: Justizpalast
Die Organismenrepublik Augsburg ist ein Projekt, in dem Kunst Politik, Utopie und Wirklichkeit ineinanderfließen. Auf dem Staatsgebiet am Roten Tor ist der Mensch nur eine von 500 gleichberechtigten Arten, die in parlamentarischen Gremien um die bestmögliche Form des Zusammenlebens ringen. Anträge werden gestellt. Mehrheitsbeschlüsse werden umgesetzt. Nicht immer zur Zufriedenheit aller: So kommt es im „Justizpalast“ am 24.2. auf der Brechtbühne im Gaswerk zur ersten großen Gerichtsverhandlung der jungen Republik. Der Biber will um jeden Preis eine Lizenz zum Nagen und Stauen der Wasserläufe am Roten Tor durchsetzen. Wie weit er damit kommt, bestimmt das Publikum in der Rolle der Richterinnen und Richter. Mehr Infos unter clubreal.de.
Community Arts Lab Augsburg
Das „Community Arts Lab Augsburg“ (CALA) ist ein experimentelles Studierendenprojekt von Julian Warner in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. Seit Sommer 2023 stiftet das Kreativ-Labor in Oberhausen Begegnungen, Austausch und Kollaborationen zwischen jungen Künstlerinnen, Künstlern und „Brecht’s People“ – Augsburger Bürgerinnen und Bürgern, die mit ihrer Praxis an Brechts Erbe anknüpfen. Beim Brechtfestival 2024 werden erstmals vier Teilprojekte öffentlich präsentiert, darunter ein neu geschaffenes Getränk, das den Geschmack Oberhausens einzufangen versucht, eine Modekollektion und eine mobile Zeitkapsel in Form einer goldenen Kugel, die sich derzeit durch Oberhausen bewegt und Geschichten von Orten und Menschen in sich aufnimmt.
Lesungen mit Helgard Haug und Şeyda Kurt
Die Autorin und Regisseurin Helgard Haug, auch Teil des Theater-Labels Rimini Protokoll, stellt am 03.03. ihren Roman „All right. Good night.“ vor. Am Beispiel einer 2014 verschollenen Passagiermaschine und der sich zufällig zeitgleich manifestierenden Demenz ihres Vaters zeichnet sie das Verschwinden, die Suche und das Ringen mit der Ungewissheit nach und verknüpft die eigene Erfahrung mit der Trauerarbeit der Hinterbliebenen. Die gleichnamige Inszenierung wurde zum renommierten Berliner Theatertreffen eingeladen, für den Mülheimer Dramatiker Preis nominiert und von der Fachzeitschrift Theater Heute zur Inszenierung des Jahres erklärt. Das Hörspiel wurde von der Deutschen Akademie der Darstellenden der Künste zum Hörspiel des Monats März gekürt. Die Lesung findet am auf der Brechtbühne im Gaswerk statt.
Die Autorin und Journalistin Şeyda Kurt holt in ihrem Buch das moralisch verpönte Gefühl Hass aus der Verbannung und begibt sich auf die Spuren seines wider- ständigen Potentials. Dabei interessieren sie vor allem die Menschen als Subjekte des Hasses in einer kapitalistischen, rassistischen und patriarchalen Welt. Die Lesung „Hass – von der Macht eines widerständigen Gefühls“ findet am 28.02. in Brechts Kraftklub statt.
Eine Bühne für die nächste Generation
Einen Nachmittag lang bieten die Workshops von „Brecht Bites!“ einem jungen Publikum die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden, Rhythmen und Beats zu erfinden, Brecht auf seine Rap-, Spoken Word-, Urban Dance- und Hip-Hop-Tauglichkeit zu überprüfen und dabei Neues und Eigenes zu erschaffen.
Hinter „Brecht Breaks!“ steht ein Konzert, bei dem eine neue Generation die Bühne mit Brecht erobert – Jugendliche schmieden aus Brechts Gedichten eigene Reime und gerappte Texte. Mit Komponisten und Arrangeuren wird daraus Musik. Darunter bekannte Augsburger Größen wie Tom Jahn, Tilman Herpichböhm, Bastian Walcher, Jan Kiesewetter, Uli Fiedler u. a. Gemeinsam grooven sie live mit der Big Band St. Stephan im Hip-Hop-Modus auf der großen Bühne des Staatstheaters im martini- Park. Das Konzert ist für alle kostenfrei.
Sich in Brecht hineinversetzen, mit seinem Blick das heutige Augsburg durchstreifen und die gesammelten Eindrücke poetisch verarbeiten – das war die Aufgabe des diesjährigen Kreativwettbewerbs des Augsburger Brechtkreis für Schülerinnen und Schüler. Ausgewählte Beiträge werden am 23.12. in Brechts Kraftklub öffentlich gewürdigt und dort in einer Ausstellung präsentiert.
Uraufführungen der freien Augsburger Theaterszene
Drei Augsburger Gruppen und Kollektive sind mit Beiträgen zum Brechtfestival 2024 dabei. Die Bürgerbühne des Jungen Theaters Augsburg (JTA) fragt in „Wuuuuut“, ob das Gefühl Wut eher als Potential oder Gefahr zu betrachten ist. Eine Gruppe Jugendlicher erforscht die eigene Wut künstlerisch und macht daraus ein Stationen-Theaterstück. Das theter-Ensemble entwickelt mit „Berti Brecht and the Multiverse of Alienation“ ein absurdes Sci-Fi-Theatermärchen, das in Lehrstückmanier die Manifestation gesellschaftlicher Filterblasen als Paralleluniversen durchspielt. Die Gruppe Bluespots Productions bespielt mit dem Beteiligungsformat „Spiritueller Leerstand – Eine Kirche für die Kunst“ die Kirche St. Johannes in Oberhausen mit einem 24-Stunden-Theater. Erfahrung, Vorkenntnisse oder Talent der Interessierten spielen keine Rolle. Termine unter bluespotsproductions.de.
Clubnächte und Musik
Zwei Clubnächte in Brechts Kraftklub umklammern das Festivalgeschehen in der Zentrale. Frei nach dem Motto: „Tanzen bis die Abrissbirne einschlägt“ (das Gebäude soll demnächst verschwinden) hat das Brechtfestival angesagte Party-Teams aus Augsburg und der Welt engagiert.
Der City Club am Königsplatz ist eine unverzichtbare Größe im Augsburger Nachtleben, 2023 ausgezeichnet mit dem „Applaus-Award“ als eine der besten Livemusik-Spielstätten Deutschlands. Die Crew veranstaltet seit elf Jahren Techno und House Clubnächte mit zeitgenössischer elektronischer Musik und Live-Konzerten. Zur Eröffnung von Brechts Kraftklub kuratiert das Team einen vibrierenden „spaced-out“ Dancefloor. Eintauchen ins Paradies am 24.02. mit „Touchdown to Paradise“.
Die in Amsterdam ansässige Party „Bixaria“ macht am 02.03. Halt beim Brechtfestival. Bixaria schafft experimentelle Partyräume für BIPoC, Queers und Migrantinnen und Migranten im Dialog mit der lokalen LGBTQIA+ Community. Diese Clubnacht heißt alle willkommen, um Baile Funk, Brega Funk, Brazilian House, Denbow und Reggaeton abzufeiern.
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Das Brechtfestival Augsburg wird veranstaltet vom Brechtbüro im Kulturamt der Stadt Augsburg in Kooperation mit dem Staatstheater Augsburg. Partner des Brechtfestivals ist die Stadtsparkasse Augsburg. Hauptsponsor des Brechtfestivals sind die Stadtwerke Augsburg. Mit freundlicher Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, des Bezirks Schwaben, des Goethe Instituts und der Medienpartner ARTE, Augsburger Allgemeine, taz, Theater der Zeit und Bayern 2 / Zündfunk.