Kasperle auf der Bombe
Dass Augsburg als „Bombenstadt“ in die Geschichtsschreibung eingegangen ist, verdanken wir dem neuen Politmarketing der Stadtregierung, die sich in der Gestalt des Oberbürgermeisters daran begeisterte, dass sich die Bewohner eines Gefahrensektors so widerstandslos an die Anweisungen der Experten hielten und für ein paar Stunden ihre Wohnungen verließen.
Von Helge Busch
Dem Freilichtbühnen-Theater der Extraklasse folgt nun womöglich ein Kammerspiel mit weniger Theaternebel: Unterm Großen Haus am Kennedyplatz wird nach Bomben gesucht! Vielleicht kann die Stadt Augsburg sein Label „Bombenstadt“ tiefer verankern, wenn erneut ein exorbitanter Blindgänger gefunden wird. Vielleicht passt ein möglicher „Bombenfund“ wieder zeitlich. Günstig wäre ein Termin kurz vor Pfingsten. Am Pfingstmontag wird dann evakuiert, damit rechtzeitig zum Alltag mit Geschäftsverkehr alles wieder entschärft ist. An Weihnachten hat ja das Christkind geholfen, an Pfingsten steht bestimmt der „Heilige Geist“ der Stadtregierung bei, was dieser selbstverständlich zu gönnen ist. Ein Dankgottesdienst kann angeschlossen werden, und auch das Logo „Bombenstadt“ könnte ins Auge gefasst werden: Das Kasperle auf der Bombe.
Dieses Branding könnte vom Ampel-Kaschperle in der Spitalgasse vertieft werden. In die Ampelanlage könnte man ein Mikro einbauen. Beim „roten Kaschperle“ ertönt aus dem Ampel-Off die Marschall-Stimme „Bleibt ihr auch alle brav stehen?!“ Und wenn’s Kaschperle aufs „Grün“ tänzelt, ertönt das Signal „Lauft ihr auch alle los?!“
Wer weiß, wer weiß, wenn in ein paar hundert Jahren – Ampeln gibt’s dann sowieso keine mehr – wieder einmal die Stadtarchäologen graben, stoßen sie vielleicht auf grüne Kaschperle-Scherben und haben damit endlich das letzte notwendige Beweismosaik dafür gefunden, dass Augsburg nicht von Römern gegründet wurde, sondern von intelligenten Außerirdischen, die das alltägliche Augsburger Geschehen als Comedy arrangieren und live auf ihren Mutterplaneten übertragen.