Kommentar zum Pepi-Transfer: Risikowette auf die Zukunft
Es handelt sich um einen Überraschungscoup der ersten Kategorie: Der FCA überweist 20 Millionen Dollar nach Dallas für einen 18-jährigen Stürmer. Es ist etwas los in Fußball-Augsburg, da man nun öffentlich darüber nachdenken darf, ob Hofmann, Reuter und Co. endgültig den Verstand verloren haben, oder eben ihr Fußballverstand so tiefgründig ist, dass sich dieser Schlag ins Kontor als segensreiche Investition erweisen wird.
Kommentar von Siegfried Zagler
Der FCA leistet sich trotz corona-bedingt schwerwiegender Umsatzeinbrüche einen Rekordtransfer. Für kolportierte 16 Millionen Euro (Kicker) wechselt ein 18-jähriger Angreifer von Dallas nach Augsburg. Sein Name: Ricardo Pepi. Nie gehört? Macht nichts! Die Bayern haben abgewinkt und der VfL Wolfsburg ebenfalls. Für die VW-Niedersachsen zu viel Geld. Für die Augsburger machbar: verkehrte Fußballwelt. Vermutlich hat der kürzlich ins Boot geholte US-Investor mitgeholfen. Doch weder Blitzer, noch FCA Präsident Klaus Hofmann haben einen ausgewiesenen Talentriecher.
Der FCA hat für Marco Richter von Hertha BSC kürzlich sieben Millionen Euro Ablöse erhalten. Dumm nur, dass Richter in Berlin in Form kam und die Alte Dame in der Tabelle vor den FCA geschossen hat. Aber immerhin kann man die Richter-Millionen in die Transferbilanz aufnehmen. Über den spektakulären Koubek-Negativ-Transfer 2019 ist gerade ein wenig Gras gewachsen und schon ziehen Hofmann, Reuter, Blitzer einen weiteren Pfeil aus dem Köcher.
Gewiss: Der FCA leidet an Stürmernot und Angriffsschwäche, leidet unter berechtigter Abstiegsangst, und dennoch ist es eher risikoreicher Aktionismus für 16 Millionen plus X einen 18-jährigen Stürmer aus der MLS mit eher bescheidenen Werten zu holen, als eine segensreiche Kaderverstärkung. Schaut man sich die Pepi-Videos auf youtube an, fällt auf, dass der Rechtsfuß weiß, wo das Tor steht – mehr aber auch nicht.
Pepi ist ein Mittelstürmertyp wie Zeqiri oder Finnbogason, kein Adeyemi, kein Haaland, sondern eher ein Durchschnittstalent von einem Klub auf Zweitliga-Niveau. Natürlich kann sich der Nachwuchskicker entwickeln und in der Bundesliga zu einem Faktor, ja zu einem Top-Mann werden. Möglich ist im Fußball vieles, nur: Der Pepi-Transfer ist eine Risikowette auf die Zukunft. Bei Oxford ging das auf, doch der Engländer war erstens günstig und hatte zweitens Zeit sich zu entwickeln.
Beim FCA brennt das Dach, er bräuchte im Sturm Soforthilfe. Doch dafür taugt der Rekordtransfer nicht. Es ist nämlich eher unwahrscheinlich, dass Ricardo Pepi aktuell die Leistungsfähigkeit mitbringt, um Wind in die Augsburger Sturmflaute zu bringen.