Kulturausschuss bringt neues Brechtfestival auf den Weg
Mit 12:1 Stimmen beschloss der Augsburger Kulturausschuss auf seiner gestrigen Sondersitzung, dass das von Patrick Wengenroth entwickelte Brechtfestival-Konzept realisiert werden soll.
Damit steht fest, dass Patrick Wengenroth das 2017er Brechtfestival prägen wird. Der Berliner Regisseur und Schauspieler wird die an der Biographie Brechts angelehnte Festivalreihe Langs nicht fortführen, sondern “verstärkt die Auseinandersetzung mit der politischen Gedankenwelt sowie der ästhetischen Praxis Brechts suchen”, wie es im Konzeptpapier Wengenroths heißt. Es sei darüber hinaus notwendig, “eine sich stärker am Mehrwert des Brechtschen Werkes orientierende Beschäftigung im Hinblick auf uns gegenwärtig umtreibende brennende politische, kulturelle und ästhetische Fragen zu erreichen”, wie Wengenroth schreibt. Hierzu soll es zwei wissenschaftlich-edukative Brecht-Werkstätten im Rahmen des Festivals geben. Für das Brechtfestival 2017 sollen diese beiden Themenschwerpunkte zum einen die Freundschaft und Arbeitsbeziehung von Bertolt Brecht und Walter Benjamin zum anderen die Analyse von Chauvinismus und Feminismus im Werk Brechts herausarbeiten.
Um die überregionale Relevanz und Strahlkraft des Festivals zu erhöhen, soll es ein Gastspiel eines Theaters aus dem europäischen Ausland geben sowie eines von einem relevanten bundesdeutschen Theater. Außerdem strebt Wengenroth an, “das Brechtfestival auch als Produzent eigener Produktionen zu profilieren, statt nur einzuladen und zu kompilieren”, die Augsburger Kulturszene noch aktiver und inhaltlich-dramaturgisch fundierter einzubinden “und nicht nur Almosen in Form von Geldern und Auftrittsmöglichkeiten zu verteilen”, wie es wohl nach Auffassung Wengenroth und Weitzel unter der Ägide Lang geschehen ist.
Es soll im 2017er Festival eine praxisorientiertere Beziehung zu Brechts schriftstellerischem Schaffen angestrebt werden. Zum einen soll es eine mehrwöchige von einem Theaterautor angeleitete Schüler-Schreibwerkstatt geben, an deren Ende eine Bühnenpräsentation der Ergebnisse steht. Und es steht ein eintägiger Literaturschwerpunkt auf der Agenda, “der nach Brechts literarischen Nachfahren der Gegenwart forscht und Autoren präsentiert, die mit ihren aktuellen Dramen und Prosatexten einen politischen und kulturkritischen Standpunkt beziehen”.
Der Sachverhalt, dass der bisherige Brechtfestivalleiter Joachim Lang seine Bewerbung aus terminlichen Gründen zurücknahm, erleichterte den 13 Stadträten des Kulturausschusses die Entscheidungsfindung. Mit 12:1 stimmten sie für das Wengenroth-Konzept. Die Gegenstimme kam von Benedikt Lika (CSU).
—- Foto: Patrick Wengenroth