Moria: Eine Schande für Europa und unsere gemeinsamen Werte – Aufruf zur Demonstration am heutigen Samstag
Das im griechischen Flüchtlingslager Moria (Lesbos) ausgebrochene Feuer hat nach aktuellem Stand keine Menschenleben gekostet. Verschiedene Nachrichtendienste berichten, dass Bewohner des Lagers das Feuer gelegt haben sollen. Die Behörden evakuierten das mit fast 13.000 Menschen überfüllte Camp.
Das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos stand nach dem Ausbruch mehrerer Brände in der Nacht zum Mittwoch fast vollständig in Flammen. Das Feuer verbreitete sich über das ganze Lager. Es dauerte bis in die frühen Morgenstunden bis der Brand unter Kontrolle war. Moria ist das größte Flüchtlingslager Europas. Es ist seit Jahren überfüllt, nach Angaben des griechischen Migrationsministeriums lebten dort knapp 13.000 Migraten – bei einer Kapazität von zirka 2800 Plätzen.
Nach dem Ausbruch der Brände in Moria werden die Stimmen zu einer dauerhaften Evakuierung des Lagers lauter. „Spätestens jetzt muss Innenminister Horst Seehofer seine Blockadehaltung aufgeben. Die Menschen müssen sofort evakuiert werden“, so Michael Buschheuer, Gründer von Sea-Eye und Vorstand der Hilfsorganisation Space-Eye. Auch die Hilfsorganisation medico international forderte eine schnelle Evakuierung des Lagers. Die EU müsse jetzt handeln. „Wir brauchen Direkthilfe vor Ort, eine schnelle Genehmigung zur Aufnahme Geflüchteter in aufnahmewilligen deutschen Kommunen und endlich mehr politischen Druck, um zu einer europäischen Einigung zu kommen. Die Asylpolitik ist eine Schande für Europa und unsere gemeinsamen Werte!“, so die Augsburger SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr in einer Pressemitteilung, die ein Schreiben der SPD-Bundestagsfraktion an Innenminister Horst Seehofer beinhaltet.
Dem Feuer vorangegangen waren Unruhen unter den Geflüchteten, da das komplette Lager nach einem ersten Corona-Fall unter Quarantäne gestellt wurde. Am Dienstag wurde dann bekannt, dass die Zahl der Infizierten bei 35 liege.
Seit Jahren machen die Geflüchteten auf Lesbos und zahlreiche Organisationen auf die menschenunwürdigen Bedingungen aufmerksam. In Zeiten der Corona-Pandemie mussten Tausende in Zelten oder im Freien schlafen, es gab nicht genügend sanitäre Anlagen, für Nahrung mussten die Menschen oft stundenlang anstehen. Abstand halten, sich vor dem Virus schützen, war in dieser Situation nicht möglich.
Zahlreiche Kommunen in Deutschland haben bereits vor Monaten Bereitschaft gezeigt, Menschen aus den Lagern auf den griechischen Inseln aufzunehmen. Auch die Friedensstadt Augsburg hat mit zwei Briefen an Ministerpräsident Markus Söder und Bundesinnenminister Horst Seehofer ihre Bereitschaft bekräftigt, Kinder und Jugendliche auf Lesbos aufzunehmen.
Die Stadt Augsburg und viele andere Kommunen hätten Platz, Menschen aus Moria Schutz zu bieten und ein Ankommen zu ermöglichen, doch das Bundesinnenministerium blockiert dies, mit dem aufschiebenden Verweis, dass es eine europäische Lösung brauche.
Der Augsburger Flüchtlingsrat sowie zahlreiche andere Organisationen haben für den heutigen Samstag zu einer Demonstration aufgerufen: „Lasst uns auf die Straße gehen und ein Zeichen setzen – für die sofortige Evakuierung von Moria und die sofortige Aufnahme der Menschen aus den Lagern! Denn #wirhabenplatz!“ So der Aufruf mit der Mahnung zur Mund- und Nasenmaske plus Sicherheitsabstand.
Tag/Zeit: Samstag, 12.09. um 17.00 Uhr. Ort: Elias-Holl-Platz.