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Freitag, 22.11.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Rätselhafter Todesfall im Alpenhotel – ein Filmprojekt des Theter-Ensembles

Normalerweise spielen sie im City Club. Das Theter-Ensemble, einst von Leif Eric Young gegründet, ist ein gemeinnütziger Verein und bekannt dafür, spielfreudigen jungen Leuten, die gerne (aber nicht zwingend) eine Schauspielkarriere anstreben, eine Auftrittsplattform für die Umsetzung unterschiedlichster künstlerischer Ideen zu bieten. Man könnte auch sagen: eine Spielwiese.

Von Halrun Reinholz

Der Kreativität sind bei Theter keine Grenzen gesetzt. Unter dieser Prämisse darf man sich nicht wundern, dass die Theter-Akteure neuerdings zu Filmstars geworden sind. „Das Alpenhotel – da, wo die Liebe zu Gast ist“ feierte kürzlich im Königsbrunner Cineplex-Kino Premiere.
Was der Titel schon ahnen lässt, bestätigt das mit Dirndl und Berglandschaft reich bestückte Plakatmotiv: Es handelt sich um eine Anspielung auf die Berg-Heimat-Schmacht-Liebe-Krimi-Produktionen und Serien, die kreuz und quer durch das Fernsehprogramm geistern und deren dominante Präsenz vom Theter-Ensemble anlässlich der Corona-Pandemie wohl verstärkt wahrgenommen wurde.

Iris Schmidt, künstlerische Leiterin des Ensembles, entwickelte daraus die Idee, selbst mal eine solche „Serienepisode“ selbst zu entwickeln und zu gestalten. Die Geschichte lässt fast kein Klischee aus: Alfons Seehofer,  Inhaber und Patriarch des 5-Sterne – „Alpenhotels“, ist plötzlich unter mysteriösen Umständen verstorben, ohne seiner langjährigen rechten Hand und (nicht nur geschäftlich) Vertrauten Lucy van der Blomen (Giulia S. Young) die legale Nachfolge gesichert zu haben. Stattdessen soll nun die kaufmännisch unbedarfte Tochter Wilhelmine (Iris Schmidt) mit Hilfe ihrer noch unmündigen (und deshalb von allen unterschätzten) Nichte Ramona (Daria Welisch) das Hotel führen, deren beide Geschwister sich nach Hawaii abgesetzt haben.

Die Komissare Loibl und Schuster (Simon Müller und Lukas Ullmann) ermitteln unterdessen betont unlustig die Todesumstände des Verstorbenen, stoßen dabei auf einen unbeschwerten Hotelpagen und dessen stets eifersüchtige Freundin, die mit ihrem Staubwedel argwöhnisch in so mancherlei Ecken schnüffelt, vor allem als die neue Rezeptionistin Clara im Hotel auftaucht. Und natürlich gibt es da noch den skrupellosen Geschäftsmann Fusilli und den mit seinem düsteren Blick stark an Klaus Kinski erinnernden Gärtner (ein „Gastspiel“ von Thomas Prazak vom Ensemble des Augsburger Staatstheaters).

Lustvoll und mit sichtlicher Spielfreude zelebrieren die Darsteller Klischee um Klischee, zum großen Vergnügen des Premierenpublikums. Dass bei dem Film mehr als nur ein Laienklamauk herauskam, ist zu großen Teilen dem professionellen Film-Experten und Kameramann  Felix Nölte zu verdanken, der die Handlung fokussiert und dessen Freude am Detail, etwa am Zoomen von Pflanzen und Tieren,  deren kabarettistischen Effekt noch erhöht. Auch die Darstellerinnen und Darsteller achteten bei den Spielszenen bei allem Spaß auf die professionelle Ernsthaftigkeit. Durch den sauberen Schnitt von Felix Nölte entstand ein handwerklich solides Werk. Hinzu kommt die traumhafte Kulisse, nicht nur der Landschaft (auch Schloss Neuschwanstein ist Teil der Klischeereihe), sondern auch des Interieurs: Als „Alpenhotel“ konnte das Theter-Ensemble nämlich ein echtes „Schloss“ nutzen, das die dem Ensemble verbundene Amelie von Stetten und deren Familie für die Dreharbeiten zur Verfügung gestellt hatten.

In weiser Voraussicht, dass die Kinotermine für den Film sich in Grenzen halten werden (es sind noch einige Vorführtermine im Dezember geplant), hat das Team gleich schon mal eine DVD produziert, die bei der Buchhandlung Pustet und im City-Cafe, vielleicht als vergnügliches Weihnachtsgeschenk für lange Heimkino-Winterabende, erworben werden kann. Näheres und Termine unter www.theter.de