Rosarote Karte für Homophobie
Nach der Pause im letzten Jahr fand am Samstag der Christopher Street Day in Augsburg wieder statt. Für die Augsburger Homo-, Bi-, Transsexuellen- und Transgenderszene ist die Veranstaltung eine wichtige Plattform und eine Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Und auch politische Parteien, die sich für diese Themen einsetzen, kamen zu Wort.
Von Rebecca Steinhart
v.l.: Claudia Roth, MdB (Grüne), OB Dr. Kurt Gribl (CSU), Ulrike Bahr (Vorsitzende der SPD Augsburg)
Trotz „tropischer gefühlter 40 Grad“, so Moderator und Mitorganisator Sven Häberle, hatten sich am Samstag Nachmittag zahlreiche Besucher auf dem Rathausplatz eingefunden, um gemeinsam den Christopher Street Day zu zelebrieren. Gegen 13 Uhr begann die CSD Pride-Demo durch die Annastraße am Rathausplatz. Gruppen, die sich von Augsburg bis Ulm für Homosexuelle, Bisexuelle, Transexuelle und Transgender stark machen, aber auch politische Parteien waren vor Ort und informierten am Rathausplatz über ihre Aufgaben und Programme. Die Organisatoren des CSD Augsburg, der CSD Ulm.Neu-Ulm, die Augsburger Jugendgruppe queerbeet, die Aids-Hilfe Augsburg der awo und der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD), sowie die Grünen, die Linke, die Piraten und die SPD hatten Stände aufgebaut. Für die leibliche Verpflegung und Abkühlung war an verschiedenen Ständen gesorgt.
Gegen Homophobie und billige Klischees
Als sich um 14 Uhr zahlreiche Besucher auf dem Rathausplatz eingefunden hatten, eröffnete Sven Häberle das Bühnenprogramm. Eine rechtliche Gleichstellung bedeute nicht, dass alle Probleme gelöst seien. „Dummheit und Ignoranz kann man mit Gesetzen allein nicht in den Griff bekommen“, so Häberle, der in diesem Zusammenhang einige Politiker zitierte. Er überließ das Rednerpult Oberbürgermeister Kurt Gribl, der seit vielen Jahren Schirmherr des Augsburger CSD ist. Gribl erinnerte an den ersten Augsburger Christopher Street Day, bei dem er diese Rolle innehatte. Damals habe er schon ein wenig Schweißperlen auf der Stirn gehabt, wie heute auch, doch heute sei die Hitze daran Schuld. Die hochsommerlichen Temperaturen machten wohl so manchem zu schaffen, doch die Besucher verschafften sich Abhilfe mit Eis, kühlen Getränken und Flyern einiger Parteien in Form von Fächern. Auch Wasserpistolen wurden zur Kühlung eingesetzt. Die SPD vertrat Ulrike Bahr, anschließend folgte Andre Lehmann von den Jungen Liberalen der FDP. Frederik Hintermayr sprach für die Linke. Es folgte David Krcek von den Piraten, der über die sexuelle Orientierung hinaus eine absolute Gleichstellung der Geschlechter forderte.
Änderung im Grundgesetz gefordert
Anschließend sprach Jennifer Michelle Rat vom LSVD. Der LSVD fordert eine Ergänzung des Gleichstellungsartikels im Grundgesetz (Paragraph 3) bezüglich der sexuellen Orientierung. Das fordern auch die Grünen, die durch ihre schrille Spitzenfrau Claudia Roth vertreten wurden. Diese schickte Grüße an alle CSD’s, die gestern in vielen Deutschen Städten stattfanden. Sie grüßte auch die Kirche („Mixa – nix da“) und Rechtsextremen und Homophoben zeigte sie „die rosarote Karte“. Claudia Roth sei die heimliche Schirmherrin des CSD Augsburg, so Sven Häberle. Er freute sich über ihre treue Anwesenheit, obwohl der CSD Augsburg stets in die Urlaubszeit der Politikerin fiele. Doch auch hier, auf dem Augsburger Rathausplatz, herrschte Urlaubsstimmung. Nach den Rednern sorgten Künstler für ein musikalisches Programm, die Gäste tanzten, diskutierten oder genossen einfach die gute Stimmung, die auf dem ganzen Platz herrschte.
Party im Theaterviertel
Aufgrund der Hitze hielt sich die Besucherzahl am frühen Nachmittag noch in Grenzen, doch im Laufe des Tages trudelten noch viele weitere Menschen ein. Durch die Erfahrung der vergangenen Jahre rechneten die Veranstalter mit 1500-2500 Besuchern. In den späteren Abendstunden verlagerte sich die Party dann ins Theaterviertel. Im Schwarzen Schaf, weißen Lamm, Circus, Alte Liebe und im ehemaligen Fegefeuer feierten die Gäste bis in die frühen Morgenstunden.
Gefühlte 40 Grad: Moderator Sven Häberle im a.tv-Interview mit Angie Roß (Foto: Christoph Bruder, Bruder Media)
Auch die Politik war vor Ort , v.l.: Augsburger Fraktionschefs Reiner Erben (Grüne), Stefan Kiefer (SPD), Bundestagsabgeordnete Miriam Gruß (FDP)
v.l.: Otto Hutter (Kreisverbandsvorstand der Augsburger LINKEN), Linus Förster, MdL (SPD), Markus Arnold (Kreisvorsitzender der FDP Augsburg)