Am gestrigen Sonntag fand in Augsburg die Mennonitische Weltkonferenz (MWK) statt.
Mennoniten, besser bekannt unter der Bezeichnung „Täufer“, sind eine christliche Glaubensgemeinschaft, deren wesentliche Merkmale die freiwillige Erwachsenentaufe und eine ablehnende Haltung gegenüber Staatsgewalt und vor allem dem Dienst an der Waffe sind. Die Täuferbewegung entstand vor ungefähr 500 Jahren, zeitgleich mit der lutherischen Reformation. Die Freie Reichsstadt Augsburg war damals neben Zürich und Straßburg das Zentrum ihrer Bewegung. Für den Weltkongress hatten die Veranstalter Augsburg daher ganz bewusst ausgewählt. Aber nicht nur deshalb. Hier nämlich wurde im Jahr 1530 die Confessio Augustana verabschiedet, jene weltberühmte lutheranische Bekenntnisschrift, die auf ihrer in der Friedensstadt wenig thematisierten Schattenseite nicht nur gegen die Juden, sondern explizit auch gegen die Täufer hetzt.
Im Jahr 1528 wurden 88 Augsburger Mennoniten verhaftet, teilweise grausam gefoltert und aus der Stadt vetrieben. Hans Leupold, ihren Prediger, ließ der Stadtrat als Strafe dafür, dass er die Erwachsenentaufe durchgeführt hatte, mit dem Schwert köpfen. Es folgte eine jahrhundertelange Geschichte der gewaltsamen Verfolgung durch staatliche Behörden und die beiden großen Kirchen. Nicht nur in Augsburg. Die Mennoniten flohen großteils in Gebiete der heutigen Ukraine und Nord- und Südamerikas.
Im Jahr 2017 können sich Täufer aus sämtlichen Kontinenten frei und friedlich in Augsburg treffen. Bürgermeister Stefan Kiefer (SPD) und Josef Strzegowski von der israelitischen Kultusgemeinde Schwaben haben die Konferenz durch ihre Anwesenheit gewürdigt. Der in Augsburg lebende Mennonit Wolfgang Krauß, wie Strzegowski Mitglied im hiesigen Runden Tisch der Religionen, plant als Kontrastierung des Reformationsjubiläums in diesem Jahr noch einige Veranstaltungen unter dem Motto „Die andere Reformation“. (B. Schiller)
Foto: Nelson Kraybill, Präsident der MWK, Bürgermeister Dr. Stefan Kiefer, Josef Strzegowski (v.l.). (c) Wolfgang Krauß
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