Schlüsselspiel auf der Ostalb: FCA in Heidenheim
Der FC Augsburg hat bisher in der Vorrunde der Fußballbundesliga gegen drei abstiegsbedrohte Kandidaten gespielt (Bochum, Mainz, Darmstadt) und in diesen drei Heimspielen den Eindruck hinterlassen, in dieser Saison der abstiegsbedrohteste Klub zu sein. Aus diesem Grund musste FCA-Trainer Enrico Maaßen seinen Hut nehmen, aus diesem Grund darf, ja muss man, von einem Schlüsselspiel sprechen, wenn der FCA morgen mit seinem neuen Trainer Jess Thorup in Heidenheim antritt.
Von Udo Legner
Der Hype, den das Auswärtsspiel des FC Augsburg beim Aufsteiger FC Heidenheim ausgelöst hat, hat viele Väter. Frank Schmidt, mit seinen 16 Dienstjahren beim FC Heidenheim Rekord-Trainer im deutschen Fußball-Oberhaus und FCA-Neuzugang und Hoffnungsträger Jess Thorup als dienstjüngster Bundesligatrainer, stehen dabei im Vordergrund.
Mit dem sensationellen Aufstieg in die Bundesliga und seinem Bestseller „Unkaputtbar. Mein Leben. Mein Fußball. Mein Verein“ sorgte Erfolgstrainer Frank Schmidt dafür, dass sein Heimatverein Heidenheim auf der Landkarte des Fußballs kein unbeschriebenes Blatt geblieben ist.
Dass auf dem rauhen Härtsfeld im Kreis Heidenheim, dessen Landschaft von Wasser, Wald und Wacholder geprägt ist, das Klima für Dauerbrenner günstig ist, davon wussten lange Zeit nur eingefleischte Baseballfans ein Lied zu singen. Dafür stehen neben dem FC Heidenheim die “Heidenheimer Heidenköpfe”, die in der letzten Saison bereits zum siebten Mal deutscher Meister wurden.
Doch spätestens seit Saisonbeginn und der Publikation des Bestsellers »Unkaputtbar« – die DAZ berichtete – richtet sich auch der Blick aller Fußballfans auf die kleinste Stadt (50.000 Einwohner) und das kleinste Stadion (Seit dem Ausbau 2015 mit einer Gesamtzuschauerkapazität von 15.000 Zuschauern.) der Liga. Auch die Spielphilosophie von Heidenheims Erfolgstrainer Frank Schmidt hat Konjunktur: „Geht raus, lasst dem Gegner keine Luft und gebt nie auf. Keine Sekunde.“ Eine solche Ansprache mag in einer Fußballbranche, die mehr denn je vom Big Business bedroht ist und noch dazu von digitalen Datenanalysen und fixen Taktikschablonen geprägt ist, geradezu anachronistisch klingen. Doch die lange Erfolgsgeschichte des Heidenheimer Trainers, die auch auf dem engen Schulterschluss mit Vereinsvorstand Holger Sanwald, dem „Uli Hoeneß der Ostalb“, beruht, steht diesen Trends entgegen.
Nach sieben Spieltagen stehen die Heidenheimer mit sieben Punkten auf Platz 10 und damit fünf Plätze vor dem FCA. So sieht es bislang ganz danach aus, dass die Rechnung von Frank Schmidt aufgehen könnte, mit der er sein Buch „Unkaputtbar“ schließt: “Und ich denke schon jetzt daran, wie es uns gelingt, in der nächsten Saison drei Mannschaften in der Bundesliga hinter uns zu lassen.“
Aufbruchstimmung beim FCA
Ob der FCA eine dieser drei Mannschaften ist, darüber wird das Sonntagsspiel in der Voith-Arena erste Aufschlüsse geben. Nach der Freistellung von Chefcoach Enrico Maaßen sind die Erwartungen in Augsburg hoch, was sich auch in dem allseits positiven Presseecho auf die Verpflichtung des dänischen Trainers niederschlug. Bezüglich der Aufstellung und des Spielsystems (Dreier- oder Viererkette) bei seinem ersten Auftritt hielt sich der neue FCA-Coach bislang bedeckt. Er fordert von seinen Spielern, dass sie nicht nur bei Ballbesitz offensiv denken, sondern durch entsprechendes Pressing nach Ballverlust möglichst umgehend wieder auf Angriffsfußball umschalten.
Auch der Heidenheimer Trainer gab in der Pressekonferenz keinen Hinweis auf die Aufstellung seiner Heidenheimer Startelf und betonte lediglich die immense Bedeutung des Zweikampfverhaltens und des Pressings, was auf ein äußerst kampfbetontes Spiel hinweist: „In unserem eigenen Stadion brauchen wir ein sehr gutes Umschaltspiel in beide Richtungen. Am Ende wird es ein sehr zweikampfbasiertes Spiel mit viel Intensität und da müssen wir von Anfang bis Ende da sein.“
Heidenheim ist Favorit
Ob es dem neuen FCA-Trainer Thorup in nur sechs Tagen Vorbereitung gelingt, eine verunsicherte Mannschaft auf dieses Kampfspiel richtig einzustellen, gehört zu den großen Fragezeichen der Begegnung. Man glaubt es kaum, aber auf dem Papier ist der Aufsteiger Heidenheim Favorit: Der FCA ist saisonübergreifend seit einem Jahr auswärts sieglos und Heidenheim hat nur zwei der letzten 21 Heimspiele in allen Wettbewerben verloren, während der FCA alle vier Auswärts-Pflichtspiele in dieser Saison verloren hat – und dabei immer mindestens zwei Gegentore eingeschenkt bekam.
“Ich weiß, dass der FCA seit einem Jahr auswärts nicht mehr gewonnen hat”, sagte Jess Thorup am vergangenen Montag und fügte sinngemäß hinzu, dass diese Serie in Heidenheim ihr Ende finden sollte. Selten hat man in Augsburg, wenn man es mit dem FCA hat, gespannter auf ein Fußballspiel geblickt, als auf die wegweisende Partie in Heidenheim.