Setzt Peter Grab auf Rechtspopulismus?
Dass der ehemalige Augsburger Bürgermeister Peter Grab bei der AfD andockt, hat viele überrascht. Doch möglicherweise steckt hinter dieser Aktion mehr als die übliche Gedankenlosigkeit.
Kommentar von Siegfried Zagler
Die Kapriolen, die Peter Grab als Kultur-Bürgermeister schlug, waren fast durchgehend peinlich – und amüsant, weil mit ihnen ein Dilettantismus in die Stadt schwappte, den man sich vor der Grab-Ära so nicht vorstellen konnte. Peter Grab hätte neben Kurt Gribl zum wichtigsten politischen Entscheider in Augsburg werden können. Diese Option hat er mit Pauken und Trompeten verspielt. Der Wähler strafte 2014 seinen Dilettantismus ab und wenig später stand er bei Pro Augsburg zur Disposition, als er mit einer öffentlich gewordenen Sex-Affäre für negative Schlagzeilen sorgte. Um einem Ausschlussverfahren zuvorzukommen, trat Grab aus dem Verein Pro Augsburg aus.
Aus dem politischen Blender war längst ein tragischer Fall geworden. Unabhängig davon, musste man erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass sich Grab nach der irrwitzigen Sex-Affäre nicht in Luft auflöste, sondern nach einer kurzen Ruhephase einen weiteren Politverein gründete, um schließlich mit den beiden letzten Pro Augsburg-Mohikanern im Stadtrat eine Ausschussgemeinschaft zu bilden. Diese vorletzte Grab-Kapriole sorgte in der politischen Stadt eher für Heiterkeit als für Kopfschütteln.
Weniger amüsant sind nun die letzten Entwicklungen. Ohne Markus Bayerbach und Thorsten Kunze unter Generalverdacht stellen zu wollen, soll an dieser Stelle gesagt sein, dass Vertreter einer Partei, die sich nach ihrem Essener Parteitag als national-populistische Pegida-Versteher geriert, in Augsburg nicht erwünscht sind. Falls die beiden AfD-Stadträte nur einen Schritt in Richtung Pegida, Islam- und Fremdenfeindlichkeit unternehmen sollten, ist es vorbei mit dem lustigen Schaum- und Kapriolenschlagen eines ins Straucheln gekommenen Ex-Bürgermeisters. Peter Grab kann sich, indem er sich mit AfD-Stadträten zu einer Ausschussgemeinschaft zusammen schließt, nicht ganz davon frei machen, dass er irgendwie auch die Weltanschauungen von Sarrazin und Pegida im Augsburger Stadtrat vertritt.
Möglicherweise ist das Verhalten von Grab wie gewöhnlich von Gedankenlosigkeit gezeichnet. Möglicherweise setzt aber Peter Grab genau auf diese Karte. Mit ein bisschen Euro-Skepsis, gepaart mit einer diffusen nationalen Gesinnung lässt sich in Verbindung mit populistischen Sprüchen zur Asylproblematik auch in einer Stadt wie Augsburg Staat machen. – „Er katapultiert sich damit an den Randbereich der Augsburger Stadtpolitik“, so der Grüne Stadtrat Cemal Bozoglu, der als erster mit einem Offenen Brief auf die neue Ausschussgemeinschaft reagiert hat. Hinter Grab haben alle politischen Beobachter bereits ein Häkchen gemacht. Damit ist nun Schluss. Bei der DAZ steht Grab wieder unter besonderer Beobachtung.