DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Freitag, 22.11.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Fußball EM 2024

Sport, Spiel, Spannung – Wer wird Europameister?

Von wegen Nebensache! Schon 1973 sang die deutsche Nationalmannschaft „Fußball ist unser Leben, denn König Fußball regiert die Welt“. Tatsächlich erstellt sich seit Beginn dieser EM dieser Eindruck – schon wegen der TV- Einschaltquoten, der Stimmung in den Stadien, auf den Fanmeilen und beim Public Viewing. Bleibt die Frage, wie geht es weiter mit dieser EM und wer gewinnt?

Eine Glosse über die schönste Nebensache der Welt von Udo Legner

Tradition oblige

Tradition verpflichtet – dies schlug sich erwar­tungs­gemäß auch in den Wetten und Vorhersagen zur EM nieder. Als Favoriten für den EM-Titel wurden die Teams gehandelt, die bei den bisherigen Europa­meister­schaften am erfolg­reichsten waren, also Deutschland und Spanien (je dreimal) sowie Frankreich und Italien (je zweimal). Vier von diesen drei Teams stehen im Achtel­finale, nur Italien musste schon nach der Vorrunde die Heimreise antreten.

May the best Team win

Diese Fussballfloskel ist schnell dahingesagt. Dass sie sich nicht immer bewahrheitet, macht ein Blick auf den bisherigen Verlauf der EM deutlich. Bestes Beispiel? Österreich! Das Team von Ralf Rangnick hatte sich in der Vorrunde die meisten Vorschusslorbeeren verdient, um dann unglücklich (bei 20 zu 2 Torschüssen) und unverdient gegen die Türkei auszuscheiden. Genau andersherum lief es bei den Niederländern, die in den Vorrundenspielen enttäuschten, aber im Achtelfinale (3:0 gegen Belgien) zu überzeugen wussten.

Vive l‘Europe

Hätten Idealisten und Gutmenschen das Sagen, dürfte nur der zum Europameister gekürt werden, der die Europaflagge hochhält und den EU-Werten – Pluralismus, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität, Nichtdiskriminierung und Gleichheit (Artikel 2 des Vertrags der Europäischen Union) die Treue hält > Die Werte der EU in einer Minute erklärt (Video). Null Chancen hätte demnach die Nationalmannschaften aus England (Brexit!) und der Türkei (die mit dem Wolf heulen). Unentschieden stünde es hier bei Niederlande und Frankreich. Die letzten Wahlergebnisse verdeutlichten bei unseren europäischen Nachbarn den Rechtsruck, was in Holland zu einer Rechts-Regierung führte, die zu EU-Regelungen auf Distanz geht und in Frankreich zu Alarmstufe I vor der entscheidenden Wahl am 7. Juli.

Was ein wenig Hoffnung macht: In erfreulichem Widerspruch zu dieser rechtslastigen niederländischen Politik steht die Fussballhymne des Team Oranje, die die holländische Gruppe „Snollebollekes“ 2015 kreierte und die nach wie vor die holländischen Fans in und vor den EM-Stadien in beide Richtungen hüpfen lässt.

Hoffnungsschimmer gibt es auch in Frankreich: neben dem Superstar der Equipe Tricolore, Kylian Mbappé, haben inzwischen auch Marcus Thuram und Jules Koundé ihre Landsleute dazu aufgerufen, den Vormarsch der Rassemblement National (RN) zu stoppen und der Spaltung des Landes Einhalt zu gebieten.

Vorfahrt für die Jugend

Ein Blick auf die amerikanischen Präsidentschaftswahl und Präsidentschaftskandidaten zeigt Zweierlei. Es stimmt nicht immer, dass der Jüngere der Bessere ist, aber es stimmt fast immer, dass es Älteren schwerfällt, sich gegen Jüngere durchzusetzen. Auch bei König Fußball und die EM ist die Lage diesbezüglich nicht eindeutig. Manche Grufti-Teams – Schottland und Kroatien – sind bereits frühzeitig ausgeschieden, wohingegen Deutschland, das Team mit dem ältesten EM-Kader, noch im Titelrennen ist, was wiederum nicht für sämtliche Youngster-Teams gilt. Die Tschechen stellten zusammen mit der Türkei den im Schnitt jüngsten Kader des Wettbewerbes und enttäuschten trotz schlanker Linie auf der ganzen Linie. Da aber oft die überdurchschnittlichen und nicht die durchschnittlichen Spieler ein Spiel entscheiden, kommen hier auch noch altverdiente Spielerstars wie Christiano Ronaldo (37 Jahre) und Manuel Neuer (38 Jahre) und jugendliche Hoffnungsträger ins Spiel. Totgesagte leben länger – dies gilt für Schlussmann Manuel Neuer ebenso wie für den portugiesischen Star Ronaldo, der sein Team – wenn auch erst in der Verlängerung und im zweiten Anlauf – auf die Siegerstrasse brachte. Im Viertelfinale am Freitagabend in Stuttgart (18 Uhr) stehen sich die spanischen Jungspunde Lamine Yamal (16 Jahre) und Nico Williams (21 Jahre) und die deutschen Hoffnungsträger Florian Wirtz und Jamal Musial (beide 21 Jahre) gegenüber.

Finale Erkenntnisse und letzte Hochrechnungen

Fasst man all diese Erkenntnisse und Words of Wisdom zusammen, kommt man zu dem Schluss, dass sich Spanien und Deutschland am ehesten den Einzug ins Finale verdient haben. Da der Fußball aber seine eigenen Gesetze hat und die beiden Teams bereits im Viertelfinale gegeneinander antreten, kann es nur einer der beiden EM-Favoriten nach Berlin schaffen. Da laut Statistik die Lebenserwartung bei den Männern in der Schweiz am höchsten ist (81,9 Jahre), könnte der Sieger des Viertelfinales Deutschland : Spanien im Endspiel (14. Juli in Berlin) auf die Eidgenossen treffen. So oder so. Bleibt zu hoffen, dass die gute EM-Stimmung bei uns auch dann anhält, wenn die Nagelsmänner gegen die Spanier ausscheiden. Think positive: Wäre es nicht krass, wenn Kroos als Titel-Toni in Rente gehen könnte!