Stempflesee: Schaal geht baden
Augsburgs Umweltreferent Rainer Schaal gerät bezüglich der Sanierung des Stempflesees immer stärker in die Kritik. Die Freien Wähler, die SPD und die Grünen haben Schaal massiv unter Beschuss genommen und werfen ihm unter anderem „Halb-und Fehlinformationen“ vor.
Von Siegfried Zagler
Der Stempflesee – Foto: Walter Käsmair
„Die Liste der Halb- und Fehlinformationen der gewählten Volksvertreter durch diese Stadtregierung wird täglich länger. Wir müssen hier neben den „Wutbürgern“ auch von „Wutstadträten“ reden“, so der Oberbürgermeisterkandidat der SPD, Stefan Kiefer. Die Vorgehensweise des Referenten, nun von den Bürgern eine umweltschonende Variante als Vorschlag einzufordern, sei ein Hohn. „Die Fachverwaltung muss von Haus aus eine Planung erarbeiten, die umweltschonend ist“, so Kiefer.
Grüne: „Schaal ist kein Anwalt für Natur und Umwelt“
Ins gleiche Horn bläst der Grüne Fraktionschef Reiner Erben: „Dieser massive Eingriff würde das Erscheinungsbild des Sees stark verändern und steht aus meiner Sicht in keinem Verhältnis zur geplanten und sinnvollen Sanierung des Uferbereichs.“ Umweltreferent Schaal sei nicht ein Anwalt für Natur und Umwelt, sondern gebe – wie bei der Erweiterung der Moto-Cross Anlage in Lechhausen oder jetzt am Stempfle-See – seine Zustimmung für massive, das Stadtgrün zerstörende Eingriffe, so Erben.
Freie Wähler: „Der geplante Eingriff wird irreparable Naturschäden zur Folge haben“
Nicht weniger hart gehen die Freien Wähler mit Schaal ins Gericht: „Der geplante Eingriff wird, wie derzeit am Hochablass, irreparable Naturschäden zur Folge haben, neben einer Verschlimmbesserung einer Naturschönheit, die nicht zu verbessern ist. Die Abflachung der Böschung wird den maßstäblichen Weg um den See verbreitern, die Nähe des Weges zum See nehmen und gleichzeitig Begehrlichkeiten wie Baden, Grillen am Ufer und Hundebaden hervorrufen.“
Schaal: „Ich habe die Bäume markieren lassen, um die Öffentlichkeit aufzuklären“
Ausgelöst hat diese Kanonade ein vom Stadtrat im Dezember 2012 einstimmig beschlossenes Sanierungskonzept, das eine „Ökologisierung“ des Sees vorsah. Einstimmig heißt natürlich, dass auch die Freien Wähler, die Grünen und die SPD dafür stimmten. Doch dieses Konzept hätte allein wegen der Zufahrt der schweren Bagger und LKWs 26 Baumfällungen zur Folge gehabt. 24 Bäume hätten dergestalt beschnitten werden müssen, dass für die Bauarbeiten drei Meter Lichtraum zur Verfügung gestanden hätte. Der Plan, aus dem Stempflesee ein Biotop zu machen, sei zwar vom Stadtrat mit Begeisterung aufgenommen worden, was allerdings damit zu tun hatte, dass kein Stadtrat – auch Umweltreferent Schaal nicht, wie er einräumte – ahnen konnte, dass diese Maßnahme mit zahlreichen Baumfällungen verbunden sei, da die dafür vorgesehenen Wasserbausteine nicht ohne schweres Gerät vor Ort zu transportieren seien. Festgestellt hätten dies erst aufmerksame Fahrer des Forstamtes. Schaal habe daraufhin die Bäume, die der Sanierung zum Opfer hätten fallen sollen, markieren lassen, um die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, wie er der DAZ gegenüber versicherte.
„Bürger stoppen Umbau des Stempflesees“
Andauernde Proteste aus der Bürgerschaft haben Umweltreferent Schaal nun davon überzeugt, dass die Beibehaltung der vorhandenen Parkarchitektur aus den zwanziger Jahren auch Charme hätte. Schaal hat eine Informationsveranstaltung angekündigt, auf der zum Beispiel Volker Schafitel darlegen könne, dass man eine Erneuerung des Holzstangenverbaus ohne schweres Baugerät und somit ohne Baumfällungen durchführen könnte. – Publik sind die vorgesehenen Baumfällungen über die Facebookseite der „Wutbürger“ gemacht geworden und nicht über eine Informationsveranstaltung des Umweltreferats. Am 22. Mai wurden Medienvertreter über eine städtische Presseeinladung zum „Spatenstich zur Sanierung des Stempflesees“ eingeladen. Der Beginn der Sanierungsmaßnahme im Stadtwald war als werbewirksames Medienspektakel geplant. Das Spektakel ging am 27. Mai tatsächlich nicht im Verborgenen über die Bühne, sondern ausgesprochen medienwirksam, allerdings nicht im Sinne der Erfinder: „Bürger stoppen Umbau des Stempflesees“ titelte die Augsburger Allgemeine am Tag darauf. Die negative Berichterstattung “der Zeitung” bezüglich der städtischen Sanierungsmaßnahme am Stempflesee nahm ihren Lauf und zeigt auch am heutigen Samstag mit der großen Überschrift „Gegen das Umweltzerstörungsamt“ gegenüber den Augsburger Umweltreferenten Schaal keine Nachsicht.
Vorgesehene Sanierung des Stempflesees ist ein Punkt auf Gribls 100-Punkte-Liste
Dabei ist die Beschlussfassung des Stadtrates längst von Schaal zur Disposition gestellt worden. An Jürgen Schifflers und Volker Schafitels vorgeschlagener Lösung, auf die Ökologisierung des Sees zu verzichten und an der bisherigen Seekonstruktion mit Holzpfählen zur Befestigung des Ufers festzuhalten, hätte Schaal, wie er im Gespräch mit der DAZ versicherte, nichts einzuwenden, wenn dies ohne schweres Gerät möglich sei und dadurch die angedachten Baumfällungen nicht mehr notwendig wären. Würde die Verwaltungsvorlage zur Sanierung des Stempflesees in den Papierkorb wandern und der Stempflesee sein 90jähriges Gesicht behalten, also im Prinzip so bleiben wie er ist, müsste Oberbürgermeister Kurt Gribl – nach der gescheiterten Sanierung des Kaisersees, die der Stadtrat seinerzeit ablehnte – sein zweites Wahlversprechen in Sachen Seesanierung von seiner 100-Punkte-Liste streichen.
Gribl: „Es geht darum den Holzstangenbeschlag durch Flusssteine zu ersetzen“
In Gribls Programm zur letzten Stadtratswahl ist die Sanierung des Stempflesees unter Punkt 94 als Wahlversprechen aufgeführt, und zwar genauso, wie es die Beschlussvorlage des Umweltreferates vorsah: „Der Stempflesee gehört zu den meist besuchten Plätzen im Siebentischwald. Bei genauerem Hinschauen sind Verbesserungen für Spaziergänger, Natur und Tiere dringend notwendig. Ich werde mich dafür einsetzen, dass dafür Haushaltsmittel bereitgestellt werden. Insbesondere geht es darum, den momentan vorhandenen Holzstangenbeschlag am Ufer durch einen weniger sanierungsintensiven Einbau von Flusssteinen zu ersetzen und hierbei das Ufer neu zu gestalten – z. B. mit einer schilfbepflanzten Flachwasserzone für Amphibien und kleine Fische. Außerdem sollten marode Ruhebänke erneuert bzw. weitere Bänke aufgestellt werden“, so Kurt Gribl in seinem 100-Punkte-Programm zur Kommunalwahl 2008.