Theatersanierung: Großes Haus wird bereits in vier Wochen geschlossen
Wer sich den Zuschauerraum des Großen Hauses ins Gedächtnis brennen will, muss sich mit einem Besuch beeilen. Der letzte Vorhang im Großen Haus fällt bereits eine Saison früher als geplant, nämlich am 18. Juni 2016 nach der Vorstellung „Der Liebestrank für Kinder“. Dann wird das Große Haus sechs Jahre saniert und somit frühestens in der Spielzeit 2022/23 wiedereröffnet. So sieht es der Sanierungsplan der Stadt vor, falls die Bürgerschaft keine Einwände gegen das städtische Finanzierungsmodell zur Theatersanierung anmelden sollte.
Hinsichtlich der Sanierungsdauer verändert sich der städtische Zeitplan durch die frühzeitige Schließung aber nicht, wie Projektleiter Norbert Reinfuß der DAZ bestätigte. Man könne allein schon deshalb nicht früher anfangen, weil erst im 2017er Haushalt dafür Mittel bereit gestellt werden können. Was sich aber ändert, ist der Umstand, dass man durch die frühere Schließung eine größere Planungssicherheit herstellen könne, da man Voruntersuchungen und notwendige Vorarbeiten gründlicher und genauer durchführen könne.
Auch die neu veranlasste Schließung ist auf Voruntersuchungen zurückzuführen: „Nach der Durchführung von zerstörenden Untersuchungen im Deckenbereich der Garderobe im Großen Haus sowie nach Abwägung aller brandschutztechnischen, bauordnungsrechtlichen und sicherheitsrelevanten Faktoren steht fest, dass der laufende Spielbetrieb im Großen Haus des Theaters spätestens nach der letzten Vorstellung im Juni 2016 endet. Eine sofortige Schließung des Hauses wäre nach übereinstimmender fachlicher Beurteilung jedoch unverhältnismäßig und kann durch besondere organisatorische wie technische Brandschutzmaßnahmen für den Rest der Spielzeit abgewendet werden. Dies steht unter Vorbehalt etwaiger weiterer Erkenntnisse aus fortdauernden Untersuchungen“, wie es in einer städtischen Pressemitteilung von heute heißt.
Weiter heißt es in dem Schriftstück, dass nach den vorliegenden Erkenntnissen zur Gewährleistung des Brandschutzes im Großen Haus Maßnahmen zu treffen seien und diese bis zum Ende des Spielbetriebs durchgeführt werden müssen. Dazu gehört neben der personellen Verstärkung der Feuersicherheitswache auch ein Löschfahrzeug, das während der Vorstellungen vor dem Theater postiert wird. Aufgrund neuer Erkenntnisse aus den intensivierten Untersuchungen wurden jetzt zusätzlich neun Funkrauchmelder in die Zwischendecke zwischen Garderobe und Zuschauerraum eingebracht. Damit ist sichergestellt, dass etwa auch ein Kabelbrand in nicht sichtbaren Bereichen rechtzeitig entdeckt werden könnte.
„Weil alle diese Maßnahmen eher organisatorischer Art und nicht für einen längerfristigen Spielbetrieb geeignet sind, darf nach dem Ende der Spielzeit 2016 im Großen Haus kein Publikumsverkehr mehr stattfinden. Daher muss der Spielbetrieb dann eingestellt werden“, so Frank Habermaier, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz. Oberbürgermeister Kurt Gribl führt den Sicherheitsgedanken noch ein Stück weiter fort: „Keine weitere Spielzeit könnte sicher geplant werden. Unser Ziel ist es daher, durch ein geeignetes Brandschutzkonzept diesen sicheren Zustand zu gewährleisten.“
Intendantin Juliane Votteler zeigte sich geschockt: „Das hat uns kalt erwischt. Aber gerade jetzt bauen und zählen wir auf unser Publikum und unsere Mitarbeiter. Natürlich werden wir versuchen, so viele Premieren wie möglich, die für die Saison 2016/17 im Großen Haus geplant sind, in anderen Spielstätten zu realisieren. Die Planungen dafür haben wir schon begonnen. Unsere Besucher und Abonnenten werden wir umgehend informieren, bitten aber um Verständnis, dass wir noch keine detaillierten Aussagen über den Spielplan 2016/17 machen können.“ Auf der Pressekonferenz heute Vormittag berichtete Votteler davon, dass Gastregisseure und andere Gastakteure auf diese Hiobsbotschaft solidarisch reagiert haben und natürlich auch unter diesen Bedingungen ihre Verträge erfüllen würden.
Eine Lanze gegen Stadtrat Volker Schafitel ritt zum Schluss der Pressekonferenz Baureferent Gerd Merkle. Schafitel hatte zu Beginn der Woche ein vollkommen anderes Fass zu öffnen versucht, indem er aufgrund der städtischen Pressekonferenz vom 12.5. 2016 die Lufthygiene im Zuschauerraum in Frage stellte, da er ungereinigte Zuluftkanäle vermutete und daraus gesundheitsbeeinträchtigendes Raumklima im Zuschauerraum ableitete. – Ohne Schafitels Namen zu nennen, erklärte Baureferent Gerd Merkle, dass Stadtrat Schafitel aufgrund falscher Technikvoraussetzungen falsche Schlüsse gezogen habe, da es sich nicht um einen Zuluftschacht gehandelt habe, sondern um einen Entlüftungsschacht. Das Zuluftsystem des Theaters werde stetig gewartet und gereinigt, die Luft stetig untersucht. Schafitels Bedenken seien somit „vollinhaltlich falsch“.