Unter, hinter, neben dem Pflaster der Strand!
Statt Badeverbote im Stadtwald urbane swimming places an den Kanälen und Flüssen!
Von Peter Bommas
Augsburg könnte sich einreihen in die gerade europaweit heranbrausende Welle des urbanen Fluss- und Kanalschwimmens, angesagte Rückeroberungen des öffentlichen Raums jenseits von Pflaster, Asphalt und verordneter, amtlicher Begrünung – Förderung urbanen Lebensgefühls in Zeiten von Klimakrise und Verschwendung von grauer Energie. Man würde sich europaweit einer zukunftsweisende Bewegung anschließen, die ungenutzte Potentiale der großen Städte freilegt, spielerische Interaktion ermöglicht und die starren Strukturen postmoderner urbaner Existenz aufbricht: „Unter dem Pflaster der Strand“ hieß der Schlachtruf der 68er Aufstände in Europa, um den öffentlichen Raum von der profitorientierten sozialen Kontrolle staatlicher und städtischer Verordnungen zurück zu gewinnen. Diese Metapher bekommt angesichts steigender Temperarturen und Hitzeperioden eine neue Bedeutung. Es besteht in Augsburg nicht anders als in Basel, Wien, Berlin, München etc. ein dringender Bedarf, urbane Räume neu so zu gestalten, dass die Auswirkungen von Hitzeperioden abgemildert werden können. Solche „Blue Spaces“ – ähnlich wie Grünoasen – entwickeln sich zu zentralen Flächen im Kampf gegen städtische Hitzeinseln, Räume, die sowohl Abkühlung als auch Erholung und Gemeinschaftserfahrung bieten.
Anstatt mit großem Aufwand im Siebentischwald großflächig „Badeverbote“ für Froschtümpel zu installieren wäre es sehr viel angebrachter die bestehenden Bade- und Schwimmmöglichkeiten am Lech und den städtischen Kanälen – Luftbad Göggingen, Eiskanal, Lochbach, Stadtbach etc. – systematisch zu kennzeichnen, zu pflegen oder naturnah neu anzulegen! Es würde auch sehr gut zum dem Label der „Wasserstadt“ passen, innerstädtische Flüsse und Kanäle in schwimmbare Räume zu verwandeln, die ein neues Gefühl von Freiheit und körperlichem Genuss bieten. Seit 2024 gibt es die europaweit gegründete Allianz „Swimmable Cities“, die sich darum bemüht, die Bürger*innen wieder mit den „Wasserstraßen“ zu verbinden und zukünftig schwimmbare Flüsse und Kanäle wieder zum festen Bestandteil täglichen urbanen Lebens zu machen und dafür regulatorische sowie infrastrukturelle Hindernisse zu überwinden. Mit der teilweisen Renaturierung der Wertach im Bereich zwischen Inningen und Gögginger Brücke sowie zwischen Kulper Hütte und der Pferseer Wertachbrücke ist diese Übung ja schon mal gelungen. Ein – zumindest bei Normalwasserstand – von vielen Menschen aller Altersgruppen mit Genuss genutztes Stück Flussnatur. Nicht wirklich „swimmable“, aber dennoch ein wichtiger Schritt. Ein Schritt, der am Lech zwischen Hochablass und Firnhaberau noch zu gehen ist, wo es auf beiden Uferseiten Möglichkeiten für die Einrichtung von einfachen Badestellen gäbe. Und bei den Kanälen herrscht weitgehend „Wildwuchs“, der auf eine systematische Pflege und durchdachte Uferentwicklungen mit Bade- und Schwimmzugängen wartet. Das wären bürgernahe Initiativen, finanziell überschaubar, doch mit großer Wirkkraft für die urbane Lebensqualität als Gegengewicht zu den zugepflasterten innerstädtischen Plätzen mit sehr begrenzter Aufenthaltsqualität und ausufernder sozialer Kontrollwut.