Viva Espana – Spanien kürt sich zum Fußball-Europameister
Bereits zum vierten Mal sicherte sich die spanische Nationalmannschaft den EM-Titel. Im Finale im Berliner Olympiastadion gelang der Furia Roja mit dem 2:1 gegen England, was bislang noch kein Team bei einer Europameisterschaft geschafft hat: der siebte Sieg im siebten Spiel!
Von Udo Legner
Wie erwartet standen bei den Spaniern die zuletzt gesperrten Carvajal (Gelb-Rot) und Le Normand (Gelb) wieder in der Startelf (für Jesus Navas und Nacho). Bei den Three Lions änderte Gareth Southgate seine Elf gegenüber dem Halbfinale gegen die Niederlande auf einer Position: Luke Shaw kam links für Kieran Trippier ins Spiel. Seine Mission: die Kreise von Yamal einzuschränken.
Wer nach den letzten fulminanten Auftritten der beiden Finalisten ein Feuerwerk für das Endspiel erwartet hatte, sah sich erst einmal enttäuscht. Ohne nennenswerte Höhepunkte dümpelte die Partie bis zur Halbzeitpause dahin und beiden Teams war der Respekt vor dem Gegner anzumerken. Das Team von Gareth Southgate begann sehr defensiv und schien nur darauf bedacht, kein Risiko einzugehen. Im Vergleich zu den vorhergehenden Partien stand auch das spanische Team tief. Nur über die Außenbahn kamen die Spanier durch Williams gelegentlich in Torraumnähe, ohne jedoch wirklich gefährlich zu werden. Bezeichnend für die Chancenarmut auf beiden Seiten: Erst in der 45. Minute gelang Phil Foden der erste Torschuss für die Three Lions.
Fazit zur Halbzeit: Das gegenseitige Abtasten wollte kein Ende nehmen – Hochkarätige Chancen und spektakuläre Torraumszenen – Fehlanzeige und dem 0 : 0 Spielstand entsprechend!
Gamechanger Williams
Diskutierte und überlegte man nach Wiederanpfiff noch, woran diese Nullnummer lag, lag England urplötzlich im Rückstand. Williams schloss die erste echte Torchance Spanien (47.) mit dem Führungstreffer ab. Caravajal hatte an der Außenlinie noch in der englischen Hälfte weiter zu Lamine Yamal gepasst, der in die Mitte zog und perfekt für Nico Williams in den Strafraum ablegte. Der Flügelspieler setzte den Ball mit einem satten Linksschuss unhaltbar für Englands Keeper Pickford ins lange Eck. Der Führungstreffer zeigte Wirkung und auf einmal taumelte England und hätte fast den zweiten Treffer kassiert. Alvaro Morata tauchte frei vor Schlussmann Pickford auf, brachte den Ball auch am englischen Keeper vorbei, doch Stones war zur Stelle und konnte gerade noch für seinen Schlussmann klären (55.). Auf der Gegenseite hatte Yamal die Chance auf 2:0 zu erhöhen, scheiterte jedoch an Pickford (66.). Southgate reagierte schliesslich, nahm Kapitän Harry Kane aus dem Spiel (61.) und brachte dafür den Joker Ollie Watkins aus dem Halbfinalspiel gegen die Niederlande.
They always come back
Englands Coach nahm nach einer weiteren Chance der Spanier durch Yamal einen weiteren Wechsel vor und tauschte Mainoo gegen Cole Palmer aus. Dieser Wechsel zahlte sich prompt aus: Bellingham setzte den Chelsea Spieler in Szene, der per Direktannahme aus der Distanz den Ausgleich für die Three Lions markierte (73.). Die englischen Fans im Berliner Olympiastadion tobten, nachdem es ihr Team wie schon in den vorhergehenden K.o.-Spielen des Achtel-, Viertel- und Halbfinales geschafft hatte, einen Rückstand wettzumachen. Doch auch die Spanier blieben ihrer Linie treu und durch ihr Trio Infernale – Williams, Olmo und Yamal – brandgefährlich. Eine Kombination dieses Trios schloss Yamal mit einem spektakulärem Schuss ab, den Pickford gerade noch parieren konnte (81.).
Entscheidung durch Jokerman Ovarzabal
Doch wenig später war es so weit – Eine Hereingabe von Marc Cucurella erreichte Jokerman Mikel Oyarzabal (für Morata) und der Offensivmann aus Sebastian erzielte das 2:1 für Spanien. England stürmte daraufhin mit dem Mut der Verzweiflung an, doch eine dreifache Kopfball-Chance war alles, was sie noch zustande brachten. So fand das EM-Finale seinen verdienten Sieger, wohingegen die über ein halbes Jahrhundert währende Wartezeit der Engländer auf einen großen Pokal in die Verlängerung geht.
Zukunftsmusik diesseits und jenseits des Atlantiks
Für die spanische Nationalelf sind die Zukunftsaussichten mehr als rosig. Die Förderung der Nachwuchsspieler – insbesondere im Baskenland – trägt Früchte und die spanischen Jungspunde dürften auch weiterhin Fußballgeschichte schreiben.
Schenkt man ersten Stimmen britischer Experten Glauben, könnte die Zeit von Trainer Gareth Southgate bald abgelaufen sein, was so manche auch für die internationalen Auftritte des Kapitäns Harry Kane einfordern. Southgate sagte nach dem Spiel, es sei für ihn zu früh, über seine Zukunft als englischer Trainer nachzudenken.
Tore: 1:0 Williams (47.), 1:1 Palmer (73.)., 2:1 Oyarzabal (86.).