Vom Kreml zum Ort der Begegnung: „The City of Peace“
Kommentar von Siegfried Zagler
Als Oberbürgermeister Kurt Gribl und Bürgermeister Peter Grab am Donnerstagnachmittag erschöpft von Moskau nach Augsburg zurückkehrten, um im Augsburger Rathaus das lokale Logo zu Frauen-WM zu präsentieren, berichtete Kurt Gribl zunächst den geladenen Gästen von seinen Eindrücken dieser „überwältigenden Veranstaltung, die seinesgleichen noch sucht.“
Präsidentengarde - Bürgermeisterfoto aus einer vorher noch nie so festgehaltenen „Inside-Kreml-Perspektive“
Der DAZ schilderte Gribl nach der „City of Peace“ Logo-Präsentation seine Eindrücke aus Moskau zur „Free Imperial City of Augsburg – Centuries of Majesty“ Ausstellung ein wenig ausführlicher und dabei so eindringlich, dass ein DAZ-Besuch der Ausstellung im Kreml zum Vorsatz wurde. 150 Medienvertreter, darunter auch Nicole Prestle und Angela Bachmair (Augsburger Allgemeine) sowie Walter Kurt Schilffarth (Sonntagspresse, Augsburg Journal) wohnten der feierlichen Eröffnungszeremonie im Kreml bei. Augsburgs Dritter Bürgermeister und Referent für Kultur, Jugendkultur und Sport, Peter Grab, schoss mit seinem Handy Fotos aus der Reihe der geladenen Gäste.
Das Vergangene besteht darauf entdeckt zu werden
Nach der Parade innerhalb des Kremls gab es die Empfangsreden unter anderem mit dem deutschen Botschafter. Dass der Glanz der zaristischen Vergangenheit in der von politischen Erschütterungen gezeichneten Gesellschaft in Russland heute so große Bedeutung hat, ist ein Indiz dafür, dass die „eigene“ Geschichte mit all ihren Facetten, Katastrophen und Widersprüchen auf etwas verweist, das allen gehört und somit mehr ist als „nur“ in Form gegossene Zeit. Das Vergangene besteht im Prinzip darauf, entdeckt und verstanden zu werden, denn es führt den Betrachter kurzzeitig an einen abstrakten Ort, „der allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.“ (Ernst Bloch)
Vergangenen Freitag, am ersten Ausstellungstag, wurde „Free Imperial City of Augsburg – Centuries of Majesty“ von mehr als 1400 Moskauer Bürgern besucht. Falls es Peter Grab gelingen sollte, zur Halbzeit der Ausstellung eine weitere (und größere) Augsburger Delegation nach Moskau zu schiffen, gehen wir davon aus, dass auch für die DAZ ein Platz reserviert wird.
„City of Peace“ sollte sich zu einem gemeinsamen Bewusstseinswert entwickeln
Augsburg ist in Deutschland die Stadt mit dem größten historischen Erbe. Ein Bruchteil davon steht zurzeit im Moskauer Kreml-Museum. Ein Erbe, das für uns Augsburger nicht nur als eine touristische Ressource, sondern auch eine gewisse Pflicht bedeuten sollte. Das Alleinstellungsmerkmal „Friedensstadt“ darf nicht nur als „City of Peace“, als plakative Friedenstaube auf einem Logo, als Werbebanner durch die Welt getragen werden, sondern sollte sich zu einem gemeinsamen Bewusstseinswert entwickeln. Zu einer spezifischen Denkungsart, zu einem Wert, der mitschwingt, wenn man – wo und warum auch immer – sagt: „Ich bin Augsburger.“ Dies wäre eine Matrix, die weit über das Fugger-, Renaissance-, Brecht-, Textil- und Puppenkisten-Stadtimage hinauswirken könnte.
Augsburg: „Stadt des Friedens“
Wenn es gelänge, die „City of Peace“ Verpflichtung der Confessio Augustana nicht nur temporär rund um die Feierlichkeiten am 8. August zu zelebrieren, sondern als spürbare und allgegenwärtige Atmosphäre dieser Stadt in den gelebten Alltag der Menschen zu transportieren, dann hätte unsere Stadt etwas Besonderes zu bieten, nämlich Bürger, die sich mit ihrer Geschichte identifizieren und etwas wirklich Wichtiges zu erzählen hätten. Falls sich die neue Stadtbücherei tatsächlich über die Festtagsreden hinaus zu einem „Ort der Begegnung, des bürgerlichen Engagements und des grenzüberschreitenden Wissens“ entwickeln sollte, wäre ein großer Schritt in diese Richtung getan.